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Jerusalem – Das war ein kurzes Vergnügen: Das sogenannte Grab der Könige in Jerusalem wurde am Donnerstag nach neunjährigen Restaurierungsarbeiten endlich wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht – doch nur wenige Stunden später musste die Anlage auch schon wieder geschlossen werden. Weil ultraorthodoxe Juden versuchten, sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen, bleibt die historische Stätte nach Angaben des französischen Konsulats, in dessen Besitz sie sich befindet, bis auf Weiteres geschlossen.

Tumultartige Szenen

Rund 15 Besucher betraten die Stätte wie vorgesehen nach vorheriger Online-Anmeldung am Donnerstag. Doch auch mehr als ein Dutzend nicht angemeldeter ultraorthodoxer Juden versuchte, in die Anlage zu gelangen, um dort zu beten. Um den 2.000 Jahre alten Bau zu schützen, durften sich jedoch höchstens 15 Besucher gleichzeitig dort aufhalten. Den Gläubigen wurde der Zutritt deshalb verwehrt.

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Sie drängten daraufhin gegen das Tor und versuchten, ins Innere zu gelangen. Nach Angaben des Konsulats griffen sie dabei auch dessen Mitarbeiter an. Die 15 Besucher mussten das Grab unter Polizeischutz durch einen zweiten Ausgang verlassen. Bis das "notwendige Klima" für den Besuch kleiner Gruppen wiederhergestellt sei, bleibe der Ort geschlossen, teilte das Konsulat mit.

Historischer Hintergrund

In der Grabstätte befanden sich einst riesige Sarkophage, die als einige der größten der Region galten. Diese werden heute im Pariser Louvre-Museum gezeigt, darunter einer mit aramäischer Inschrift. Allgemein wird davon ausgegangen, dass diese sich auf Königin Helene von Adiabene im heutigen irakischen Kurdistan bezieht, die zum Judentum übergetreten und in Jerusalem begraben worden sein soll. Möglicherweise ließ die Königin die Grabstätte um das Jahr 50 unserer Zeitrechnung für ihre Familie erbauen.

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1863 wollte der französische Archäologe Félicien de Saulcy die Theorie bestätigen, wonach dort die biblischen Könige David und Salomon bestattet seien. Dadurch erhielt die Stätte ihren Namen. Die Theorie wurde zwar verworfen, der Name aber blieb. Nach de Saulcys Ausgrabungen erwarb die jüdische Bankiersfamilie Pereire aus Paris die Stätte und übergab den Besitz später an den französischen Staat.

Der Zugang zum Grab der Könige ist aus politischen und religiösen Gründen seit langem ein heikles Thema. Ultraorthodoxe Juden verehren den Ort als Grabstätte ihrer Vorfahren und fordern ein Recht, dort zu beten. Überdies liegt die Stätte im von Israel besetzten Ostteil Jerusalems. Israel beansprucht ganz Jerusalem als seine Hauptstadt, die Palästinenser sehen den Ostteil der Stadt als Hauptstadt eines zukünftigen Palästinenserstaates. (APA, red, 28. 6. 2019)

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