Das Raimund-Theater in Wien wird saniert und erhält einen neuen Vorplatz. Weiters werden Publikumsbereiche umgebaut, Dach und Fassade erneuert.

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Nach zwei höchst erfolgreichen Spielzeiten ist vor zehn Tagen der letzte Vorhang für "I Am From Austria" im Raimund-Theater gefallen. Konfetti zieren noch den Boden des Zuschauerraums, die Bestuhlung wurde bereits entfernt. Die Sanierung des Hauses in Wien-Mariahilf hat begonnen – in 14 Monaten soll das Theater mit runderneuerten Publikumsbereichen sowie saniertem Dach und Fassade wieder aufmachen.

Dann wird es auch einen neuen Vorplatz geben, mit Bepflanzung, Wasserspiel und Abschrägung für barrierefreien Zugang. Dieser Platz soll "zum Verweilen einladen", wie Musical-Intendant Christian Struppeck in einem Pressegespräch am Mittwoch erklärte, und mit dafür sorgen, dass das Publikum künftig ein "Rundum-Theatererlebnis" erwartet. Denn der Schwerpunkt der Sanierungsarbeiten liegt neben Dach und Fassade in den Publikumsbereichen: neue, flexiblere Bestuhlung, mehr Platz in den Gängen, die laut Architekt Roman Mramor eine transparentere "Membran" zum Außenraum darstellen werden, neue und mehr Toiletten, ins Tiefgeschoß verlegte Garderoben, besser zugängliche Buffets, ein weiterer Eingang.

Stadt Wien schießt zu

12,7 Millionen Euro werden von der Stadt für die Sanierung zur Verfügung gestellt, Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ), verhandelte diese Summe 2017 noch in seiner damaligen Funktion als Direktor der Wien Holding und betonte heute den "Wirtschafts- und Tourismusfaktor" des Wiener Musicals. Der Zeitplan des Umbaus sieht die Wiedereröffnung nach der Sommerpause 2020 vor. Mit den Ausschreibungen und Vergaben liege man bis dato im Zeitplan, berichtete Vereinigte-Bühnen-Wien-Geschäftsführer Franz Patay. Etwa zwei Drittel der Aufträge sind bereits vergeben, die restlichen Ausschreibungen erfolgen gebündelt in vier Tranchen bis Ende September. Zwecks "guter Nachbarschaft" wurde auch der Bezirk in die Außenplanung eingebunden.

Das Raimund-Theater in Wien wird saniert, Publikumsbereiche werden umgebaut, Dach und Fassade erneuert.
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Den Realisierungswettbewerb für sich entscheiden konnte Mramor vor allem mit seinem Konzept der transparenten Eingangsbereiche. Er habe die Ehre, die "Alte Dame in ein neues Kostüm zu kleiden", sagte er über das 1893 erbaute Haus. "Sie fordert viel von einem – aber schön langsam haben wir eine Beziehung." Nur wenige Eingriffe, "um die neueste Technologie in den Saal zu bekommen", wird es im Bereich der bereits durchaus modernen Bühnentechnik geben. Die Sitzplatzanzahl von etwa 1.200 wird in derselben Größenordnung bleiben.

Glanzzeit der Operette

Als Sprechtheater gegründet und mit "Die gefesselte Phantasie" von Namenspatron Ferdinand Raimund eröffnet, hielt in dem Mariahilfer Theater bereits ab 1908 die Operette Einzug, die hier Ende der 1940er-Jahre ihre Glanzzeit erlebte. Erste Musicals wurden ab den 1970er-Jahren gespielt. In den zwei Jahren vor der Sanierung war das Haus Schauplatz von "I Am From Austria", einer Eigenproduktion der Vereinigten Bühnen mit den Songs von Rainhard Fendrich, die mit mehr als einer halben Million Zuschauer zu den erfolgreichsten der VBW zählt. Am 4. Oktober feiert das Stück seine japanische Erstaufführung – die 100 geplanten Shows in Tokio sind bereits ausverkauft. (APA, 26.6.2019)