Ford hat also den Focus neu erfunden. Dabei war am alten kaum etwas schlecht. Gut, für die Sitze war der Focus nur im Sportwagen mit dem Kürzel RS berühmt. Auch da haben die Kölner nun nachgebessert, und man kann zumindest optional Ergonomievordersitze bestellen. Aber damit eben nicht genug.

Am Chrom und an den Felgen erkennt man von außen die luxuriöse Vignale-Ausstattung des Ford Focus.
Foto: Guido Gluschitsch

Alles ist nun neu, trommelt Ford und bemühte bei seiner Präsentation auch wieder einmal das berühmte weiße Blatt Papier, mit dem alles losging. Der Focus ist jetzt breiter, länger und flacher als sein Vorgänger – alles andere wäre aber auch eine Überraschung gewesen -, es gibt erstmals ein Head-up-Display, und die Benziner sind allesamt Dreizylinder-Motoren.

Für unseren Test griffen wir folglich zum stärksten Benziner, einem 182-PS-Dreizylinder mit 1,5 Liter Hubraum. Und das Ergebnis ist beeindruckender, als man beim bloßen Gedanken an den Motor meinen möchte.

Dreibein-Kombi

Ford kann nicht nur hervorragend gut Fahrwerke bauen, sondern zum Glück auch Dreizylinder, die ordentlich Spaß machen. Aber beim Fahrwerk müssen wir noch kurz einhaken: Der Traveller, also der Kombi, mit dem wir unterwegs waren, der hat die neue Multilink-Hinterachse. Für den Fünftürer gibt es jetzt nämlich bei den leichteren Modellen eine neue Verbundlenker-Hinterachse. Der 1,5 Liter große Benziner wird aber sowieso immer mit der Multilink-Hinterachse ausgeliefert. Dafür gibt es ihn allerdings nicht in Kombination mit einem Automatikgetriebe.

Handschalter. Richtig. Den 182 PS starken Focus gibt es nicht mit Automatikgetriebe.
Foto: Guido Gluschitsch

Doch nun zum Motor. Dieser klingt kernig und ist ein quirliger Kraftlackl. Im Alltagsbetrieb merkt man keinen Nachteil zum Vierzylinder. Aber natürlich kann man sich vorstellen, dass da in den drei Zylindern keine Streichelzoo-Atmosphäre herrscht, wenn man mehr als 180 PS abruft. Dem moderaten Verbrauch spielt es aber eh auch in die Hand, wenn man nicht dauernd das Gaspedal in die Bodenplatte drückt.

Sehr praktisch sind die Türkantenschoner, die sich, wie von Geisterhand geleitet, über die sich öffnende Tür schmeißen.
Foto: Guido Gluschitsch

Obwohl, man muss schon zugeben, dass es schon eine ziemliche Hetz ist, mit dem Focus Traveller auch ein bisserl flotter zu fahren, eben weil er knackig abgestimmt ist. Da hatten wir schon Sportwagen, die weniger Feedback gaben, weniger willig einlenkten und die Spur nicht so sauber hielten, obwohl sie ein Vielfaches von dem gekostet haben, was Ford für den Focus aufruft. Knapp über 37.000 Euro kostet die quasi vollausgestattete Luxusversion namens Vignale.

Der staubige Wind neben dem Acker hat sich in den letzten Wassertropfen nach dem Waschen ordentlich verewigt.
Foto: Guido Gluschitsch

Der ist übrigens auf Komfort optimiert und will gar kein Rennwagen sein. Umso erstaunlicher ist, wie gut er sich fährt. Er protzt mit Chrom-Dekor und einem großen, schmucken Grill. Innen gibt es Leder und eine Batterie an Assistenzsystemen bis hin zum Head-up-Display. Obwohl, eigentlich geht es um ganz was anderes, nämlich darum, halbwegs gediegen mit einer Familie und deren Gepäck durch den Alltag zu kommen. Und das schafft er geschmeidig. (Guido Gluschitsch, 20.7.2019)

Foto: Guido Gluschitsch