Das Gütesiegel "Amazon's Choice" wirft Fragen auf.

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Am 15. und 16. Juli findet wieder Amazons Shopping-Event, der Prime Day, statt. In diesem Zeitraum kaufen besonders viele Kunden ein, denn Amazon lockt mit Rabatten und Angeboten. Doch man sollte nicht blind zuschlagen, denn nicht alle Schnäppchen, die als solche angepriesen werden, sind es auch. Und zwischen hochwertigen Produkten findet sich auch viel Minderwertiges. Ein Anhaltspunkt für Qualität soll die Auszeichnung "Amazon's Choice" sein. Doch auch hier ist Vorsicht angeraten, denn die Auswahl wirft mitunter Fragen auf.

Die Kriterien

Zum Beispiel bei Smartphones. Bestseller ist derzeit das Samsung Galaxy M20 um 229 Euro. Also ein Modell einer sehr bekannten Marke. Als "Amazon's Choice" wird (zumindest der Autorin) derzeit das Blackview A60 um 69,99 Euro präsentiert. Ein Hersteller, den kaum jemand kennt. Was also sind die Kriterien für dieses Siegel? Nach Angaben von Amazon handelt es sich um "top bewertete, sofort lieferbare Produkte zu einem günstigen Preis".

So erklärt Amazon, welche Produkt das Label bekommen.
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Kunden sollten sich aber nicht darauf verlassen, dass sie damit auf jeden Fall ein gutes Produkt empfohlen bekommen. Buzzfeed hat sogar einige sehr kritische Produkte entdeckt, die das Siegel erhalten haben. So hat man ein Fieberthermometer als "Amazon's Choice" für Kinderthermometer mit zweifelhaften Angaben entdeckt. In der Beschreibung war zu lesen, dass die Temperaturmessung ungenau funktioniere, das Gerät nicht medizinisch getestet und nicht für Babys geeignet sei. Nach einer Nachfrage durch die Seite wurde dieser Eintrag entfernt. In den Kundenbewertungen wird das Thermometer mitunter als "Geldverschwendung" bezeichnet. Buzzfeed beschreibt noch weitere ähnliche Fundstücke, die das Label nicht im besten Licht erscheinen lassen.

Eines der Probleme dürfte sein, dass in die Auswahl sehr stark Kundenbewertungen einfließen. Diese können aber gefälscht sein und spiegeln keine Expertenmeinungen wider. Auch bewerten Kunden oft direkt nach der Lieferung, bevor Probleme mit einem Produkt offenkundig werden.

Keine getesteten Produkte

Die Kritik: Das Siegel erweckt den Eindruck, dass die Produkte durch Amazon getestet, für gut befunden und manuell ausgewählt würden. Das ist allerdings nicht der Fall. Denn laut Bericht wird die Auswahl durch einen Algorithmus getroffen. Das Unternehmen kommentiert die Vorwürfe gegenüber Buzzfeed damit, dass es sich nur um eine Empfehlung handle und Kunden nach spezifischen Marken und Produkten suchen könnten. Wenn man entdecke, dass ein Produkt nicht empfohlen werden sollte, werde das Label entfernt.

Auch beim Smartphone Blackview A60 ist die Empfehlung nicht zur Gänze nachvollziehbar. Zwar hat der Hersteller durchaus einige Geräte auf den Markt gebracht, die in Tests gut abgeschnitten haben. Doch erst im Februar 2019 wurde auf einigen Modellen gefährliche Malware gefunden. Amazon entfernte diese Produkte zwar. Dass nun ein Gerät des Herstellers ausdrücklich empfohlen wird, scheint dennoch etwas unpassend.

So überprüft man Bewertungen

Mit dem Siegel können aber auch durchaus gute Produkte empfohlen werden. Kunden sollten jedenfalls nicht blind kaufen, ohne sich das Produkt näher anzusehen. So gibt es etwa Suchmaschinen wie Reviewmeta oder Fakespot, die manipulierte Kundenbewertungen erkennen. Auch sollte man sich über den Hersteller schlau machen. (br, 8.7.2019)