Tirol verschärft die sektoralen Lkw-Fahrverbote schrittweise.

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Innsbruck – Tirol legt im Kampf gegen den Transitverkehr einen Gang zu. Die Aufregung über die temporären Fahrverbote für den Durchreiseverkehr ist in Bayern noch nicht verflogen, da präsentierten Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und seine für Verkehr zuständige Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne) am Donnerstag eine Reihe neuer Maßnahmen, die helfen sollen, die transitgeplagten Tiroler zu entlasten.

Kommende Woche werde ein verschärftes sektorales Fahrverbot erlassen, das auch Lkws der Klasse Euro sechs umfasst. Allerdings bleiben die neuesten Modelle der Klasse 6D vom Verbot ausgenommen. Dies sei notwendig, um einen Einspruch der EU zu verhindern, erklärte Platter, der diese Woche zum Thema Transit bei Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in Brüssel zu Gast war, um die Tiroler Position zu erklären. Die Verschärfung des sektoralen Fahrverbots sei auch mit Verkehrsminister Andreas Reichhardt abgesprochen und trete am 1. Jänner 2020 in Kraft. Die sechsmonatige Übergangsfrist ist nötig, um Unternehmern Zeit zur Umstellung ihres Fuhrparks zu geben.

Ausnahme für heimische Unternehmer

Auch das Euroklassen-Fahrverbot wird verschärft. Ab Oktober dürfen Lkws der Klasse Euro vier, ab 2021 auch Klasse Euro fünf, Tirol nicht mehr passieren. Heimische Unternehmer bleiben davon und vom sektoralen Fahrverbot ausgenommen.

Das Nachtfahrverbot wird mit Oktober strenger, indem Euro-Klasse-sechs-Lkws, wieder mit Ausnahme der neuesten 6D-Modelle, miteinbezogen werden. Und ab August startet ein Pilotversuch gegen Billigdieseltankstellen. Das Verkehrsministerium habe seine Zustimmung erteilt, an verkehrsreichen Tagen bei zwei Tankstellen im Inntal, Zufahrtsverbote für den Transitverkehr zu erlassen.

Platter rief mit Verweis auf die "Anfeindungen von außen" zur Geschlossenheit im Land auf, um den Transitverkehr zu bekämpfen. Denn neben den Bayern üben auch die Italiener Kritik an TirolsVerkehrsbeschränkungen. Angesichts der nun präsentierten Verschärfungen rechne man mit noch mehr Aufregung. "Wir haben ein gutes Paket geschnürt. Aber es wird hitzige Tage geben", kündigte Platter an und meinte damit nicht die Wetterlage.

Neue Fahrverbote am Freitag

Vor allem am Freitag wird das Thema wieder hochkochen. Denn pünktlich zum Ferienbeginn in Ostösterreich und Teilen Deutschlands wird Tirol neue Fahrverbote und Beschränkungen für die Bezirke Kufstein und Reutte präsentieren. Und Platter denkt bereits über eine Verschärfung der Lkw-Blockabfertigung nach. Denn aufgrund einer Baustelle auf der Europabrücke kommt es derzeit immer wieder zu großem Rückstau auf der Brennerautobahn. "Wir werden schauen, wie sich das weiterentwickelt", sagte Platter. Man denke bereits über ein Geschwindigkeitsdosiersystem nach, das den Lkw-Verkehr schon ab der bayrischen Grenze im Fall einer Überlastung zurückhalten soll.

Platters Stellvertreterin Felipe rief Bayern und Italien dazu auf, an Lösungen für das Transitproblem mitzuarbeiten, statt nur zu kritisieren. Man müsse die Brennerstrecke Verkehr unattraktiver machen, sprich teurer machen. Tirol fordert die Korridormaut. "Uns ist der Dialog wichtig, aber wenn das nicht geht, müssen wir uns eben wehren", sagte Felipe. (Steffen Arora, 27.6.2019)