Franziska Becker soll für ihr Lebenswerk geehrt werden.

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Es soll der Preis für ihr Lebenswerk sein. Der deutsche Journalistinnenbund wird am Samstag die Cartoonistin Franziska Becker mit der Hedwig-Dohm-Urkunde ehren. Die 69-Jährige hat neben dem Satiremagazin "Titanic" und dem "Stern" vor allem für das Magazin "Emma" gezeichnet. Der Preis soll an Becker gehen, weil sie "das Mit-, Für- und Gegeneinander von Frauen und Männern genüsslich in Szene setzt", lautet die Begründung der Verbands.

Auf Twitter wird seit Tagen vielfach Kritik an dieser Entscheidung laut, die sich vor allem auf die Darstellung von Frauen bezieht, die ein Kopftuch oder einen Vollschleier tragen. Mit diesen Zeichnungen produziere Becker vor allem ein Gegeneinander und Rassismus, so der Tenor. Die Chefredakteurin der Onlinemagazins "Edition F", Teresa Bücker, schreibt, es werde einem "schwindelig, so offen rassistisch" seien insbesondere jene Karikaturen mit kopftuchtragenden Frauen.

Die Journalistin Sibel Schick ("taz", "Missy Magazin") schreibt, Darstellungen wie die von Becker würden islamfeindlichen Rassismus und somit islamfeindliche Gewalt fördern – und die treffe letztendlich oft Frauen mit Kopftuch. "Rassismus fördert Gewalt gegen Frauen", so Schick.

Auch der Verleger Jakob Augstein kritisierte die Entscheidung des Journalistinnenbunds. Karikaturen seien dann gut, wenn sie "Große klein" machten – und nicht wenn sie sich gegen jene wendeten, die ohnehin keine Macht hätten.

Alice Schwarzer reagierte auf die Kritik mit einem Artikel auf der Webseite der "Emma". Sie schreibt darin, die Cartoonistin sei "im deutschsprachigen Raum das erste Opfer eines selbstgerechten Furors im Namen des Islam", und weiter: "Wehret den Anfängen!" Der Preis für Becker sei verdient, so Schwarzer. Becker habe ebenso über das "reaktionäre Christentum geschrieben wie über fundamentalistische Tendenzen des Islam". Bisher habe es dagegen keinen Protest gegeben, nun habe aber die "Stunde der Vernebelung und Ideologisierung, ja der Meinungsverbote und Zensur geschlagen".

Tatsächlich hat es in der Vergangenheit immer wieder Protest von Feministinnen gegen Beckers Zeichnungen gegeben, ebenso gegen den Umgang des Magazins generell mit muslimischen Frauen.

Die Reaktionen des Journalistinnenbunds auf die Kritik an dem Preis für Becker sind indessen widersprüchlich. Einerseits will der Journalistinnenbund laut Medienberichten an dem Votum der Preisjury festhalten, andererseits twitterte er, man werde die Kritik intern diskutieren. (red, 27.6.2019)