Nicht nur Tomaten! Mehr als 30 verschiedenen Projekte an 29 unterschiedlichen Spielorten bietet das Festival der Regionen.

Alessia Rollo

Linz – Man mag darüber diskutieren, ob es angesichts aktueller Temperaturstände in den kommenden Tagen mehr Wärme braucht. Doch da sich soziale Kälte in einem Land nicht einmal mit Saharahitze erwärmen lässt, lohnt es, sich dem Thema künstlerisch zu widmen.

Heute, Freitag, fällt der Startschuss für das heurige Festival der Regionen. Mit mehr als 30 verschiedenen Projekten an 29 unterschiedlichen Spielorten steht das mobile Kunstformat in diesem Jahr unter dem Motto "Soziale Wärme". Als künstlerisches Experimentierfeld wurde die Region Perg-Strudengau gewählt. Womit sich auch gleich eine entscheidende Frage aufdrängt: Ist es auf dem Land aus sozialer Sicht deutlich wärmer als in der Stadt?

Sozial Kälte

"Das Thema ist ja keine Behauptung, sondern eine Einladung, zu untersuchen. Aber ja, ich empfinde auch, dass es auf dem Land noch mehr soziale Wärme gibt. Und da können wir als Stadt menschen etwas lernen", ist der künstlerische Leiter des Festivals, Airan Berg, im Standard-Gespräch überzeugt. Und es gelte, vom 28. Juni bis 7. Juli konkrete Fragen zu stellen. Berg: "Was kann soziale Wärme sein, wollen wir das überhaupt?

Der Begriff der sozialen Kälte ist ja in aller Munde und leider Teil des politischen Alltags." Den Begriff der sozialen Wärme hingegen gebe es im all täglichen Sprachgebrauch nicht. "Daher habe ich mir die Frage gestellt: What’s the antipart? Wer ist verantwortlich für diesen Begriff, und was passiert mit einer Gesellschaft, die keine soziale Wärme hat?", erläutert Berg, der für das Festival die ehemalige Schulwartwohnung in der Perger Hauptschule bezogen hat.

Abgehoben sein

Das Festival sei in einem gewissen Sinn "wie ein Ufo, das alle zwei Jahre irgendwo landet". Das sei auch die große Herausforderung. Berg: "Weil es immer wieder bei null anfängt. Es entsteht fast alles vor Ort – stets unter Einbeziehung der Bevölkerung."

Einen besonderen Stellenwert im heurigen Programm räumt man vor allem der belasteten Geschichte der Region mit den ehemaligen KZs Mauthausen und Gusen ein. Aber man blickt auch in die Zukunft der Menschheit. So wird im Zentrum von Perg ein Raumschiff landen, die "N.O.A.H. Galactica" – mit Linzer Kulturschaffenden an Bord. Sie setzen sich mit dem Zustand unseres Planeten auseinander. Vielleicht gibt es ja hinter dem Mond deutlich mehr soziale Wärme.