Jetzt ganz weg: die Morandi-Brücke in Genua.

Foto: APA / AFP / Vincenzo Pinto

Genua – 4.500 Tonnen Stahl und Beton waren es, die am Freitag um 9.38 Uhr in Genua zu Boden gingen. Damit ist, fast ein Jahr nach dem verheerenden Einsturz der Morandi-Brücke, die Sprengung der restlichen Struktur erfolgt. Tausende Anrainer waren am Donnerstag und Freitag in der Früh aus ihren Wohnungen im Zentrum der italienischen Großstadt gebracht worden, sie sollten im Fall einer erfolgreichen Sprengung am Abend wieder zurückkehren dürfen.

In sechs Sekunden zu Staub und Schutt

Jene Teile der eingestürzten Brücke, die über bewohntes Gebiet führten, waren schon in den vergangenen Monaten sorgfältig abgetragen worden, um weitere Schäden zu verhindern. Nun gingen die restlichen Elemente des traurigen Genua-Wahrzeichens in Staub und Schutt auf und fielen zu Boden. Italienische TV-Sender berichteten live von der Sprengung.

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Um eine übermäßige Staubentwicklung in der Großstadt zu verhindern, hatten Sprengtechniker in den vergangenen Wochen riesige Wassertanks am Fuß der Brücke platziert, deren Inhalt die feinen Partikel binden und von der Atemluft fernhalten sollten – was nur mäßig funktionierte.

Sprengmeister und Populisten

Insgesamt sollte die Sprengung nur rund sechs Sekunden dauern. Italiens Regierungsspitze – die Vizepremiers Matteo Salvini von der rechtsextremen Lega und Luigi Di Maio von der Fünf-Sterne-Bewegung – planten, sich im Lichte der Sprengmeister zu sonnen. Sie schenkten Genua zum Anlass ihre Anwesenheit.

Nun soll an der Stelle eine neue Brücke errichtet werden, damit die vielbefahrene Stadtautobahn A10 wieder vollständig genutzt werden kann. Geht es nach dem Willen der italienischen Regierung, soll diese bereits im April 2020 fertiggestellt sein.

Fragen zur Infrastruktur

Das Viadukt war im August 2018 während eines schweren Unwetters in mehr als 40 Metern Höhe auf einem etwa 100 Meter langen Teilstück eingestürzt. Bei dem Unglück starben 43 Menschen, 600 wurden obdachlos. Der Vorfall löste damals heftige Debatten über den traurigen Zustand der italienischen Infrastruktur aus. Auch deshalb hat die populistische Regierung den Wiederaufbau nun zu einer Priorität gemacht. (mesc, 28.6.2019)