Alfred Weidinger (links) kehrt mit Amtsantritt in Linz in sein Heimatbundesland zurück. Hier anlässlich seiner Präsentation mit dem oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer.

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Linz – Mit März 2020 übernimmt Alfred Weidinger die wissenschaftliche Leitung des Oberösterreichischen Landesmuseums und kehrt damit dem Museum der bildenden Künste in Leipzig als Direktor nach nur zwei Jahren vorzeitig den Rücken.

Was für Leipzig ein Paukenschlag, fällt für Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) in die Kategorie Ideal: Die seit Anfang 2018 mit dem einvernehmlichen Abgang Gerda Ridlers währende Interimslösung ist vom Tisch, die Ausgliederung des Landesmuseums und des oberösterreichischen Kulturquartiers in eine eigenständige Gesellschaft nur noch eine Umsetzung entfernt.

Weidingers Vision für Linz? Klassische Kunstmuseen seien ein Auslaufmodell, das 21. Jahrhundert bedürfe dagegen interdisziplinärer, weltoffener, demokratischer und partizipativer Programme. Mit 14 Standorten und 19 Millionen Exponaten bietet dieses Universalmuseum also die perfekte Spielwiese. Ein Konzept, mit dem sich der 58-Jährige im Auswahlverfahren gegen fünf Bewerber und eine Bewerberin durchsetzte.

Museum als Ort lebendigen Diskurses

Geboren wurde er 1961 im oberösterreichischen Schwanenstadt und wuchs in Seewalchen am Attersee auf. Einer Meisterprüfung im Uhrmachergewerbe folgten eine Ausbildung zum Juwelier sowie das Studium der Kunstgeschichte und der klassischen Archäologie an der Universität Salzburg. Seine Diplomarbeit verfasste er zu den Landschaftsgemälden Gustav Klimts, seine Dissertation über das Frühwerk Oskar Kokoschkas. Zwei Künstler, die ihn in seiner Funktion als international anerkannter Experte und Autor der Werkverzeichnisse seither begleiten.

Seine Museumslaufbahn startete er 1994 als Kurator für die Kunst des 20. Jahrhunderts in der Albertina und verwirklichte zahlreiche internationale Ausstellungsprojekte, ab 2000 war er Vizedirektor und wechselte in dieser Funktion 2007 ans Belvedere. Eine Dekade später erfolgte die Berufung nach Leipzig. Sein Vertrag wäre bis August 2023 gelaufen, der Bitte um vorzeitige Auflösung kam das Kulturdezernat nach, wenngleich mit Bedauern: Denn er habe das Museum zu einem lebendigen Ort des künstlerischen Diskurses entwickelt und dem Haus mit international beachteten Ausstellungen zu neuer Relevanz verholfen, wie die zuständige Kulturbürgermeisterin in einer aktuellen Stellungnahme betont.

Die aktuell anberaumte Yoko Ono Retrospektive Peace is Power (bis 7. Juli) dürfte eine, wenn nicht die erfolgreichste Schau in der Geschichte des Museums sein. Weidingers Ziel war ein "Haus für alle Generationen", ein lohnendes Konzept, wie die Besucherzahlen belegen, die sich unter seiner Regentschaft nahezu verdoppelten. (Olga Kronsteiner, 28.6.2019)