Der große Kampf gegen die Hitze lässt sich nur mit Wasser gewinnen. Der ideale Durstlöscher ist allerdings nicht eiskalt, sondern lauwarm.

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Bei der Kühlatmung muss die Zunge zusammengerollt werden.

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Gefühlt dauert der Sommer bereits drei Monate. Kein Wunder, war doch der Juni 2019 in Österreich der heißeste seit Messbeginn der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) im Jahr 1767. Der Prognose nach bleibt es heiß, der Sahara-Wind lässt uns weiter schwitzen. Jammern hilft nichts, aber mit ein paar einfachen Tricks lässt sich die Hitze deutlich besser ertragen.

  • Gut wässern

Der Mensch kann der Hitze vor allem eines entgegensetzen: Schweiß. An normalen Tagen schwitzen wir rund zwei Liter, an sehr heißen Tagen mit intensiver körperlicher Aktivität können es bis zu acht Liter sein. Auf Flüssigkeitsmangel reagiert der Organismus sensibel. Fehlen nur zwei Prozent der Wassermenge im Körper, lässt die Leistungsfähigkeit deutlich nach. Der Sauerstofftransport ins Gehirn und die Zellen funktioniert nicht mehr optimal, außerdem werden die feinen Blutgefäße der Haut nicht mehr ideal durchblutet. Die brauchen wir aber, um überschüssige Wärme loszuwerden.

Deshalb: trinken, trinken, trinken. Ab einer Temperatur von 30 Grad Celsius benötigen wir etwa vier Liter Flüssigkeit täglich. Durch das Schwitzen kann auch der Elektrolyt-Haushalt aus dem Gleichgewicht geraten. Wer also Lust auf Salziges hat, sollte auf seinen Körper hören.

  • Hitze-Peak spätnachmittags

In Mitteleuropa ist die heißeste Zeit des Tages nicht zu Mittag, sondern erst am späten Nachmittag. Der Grund: Die Temperatur erreicht ihre Spitze nicht zeitgleich mit dem Höchststand der Sonne. Erst wenn sich sowohl Luft als auch Boden aufgeheizt haben, steigt die Wärme deutlich an. Die größte Hitze spüren wir daher zwischen 17 und 18 Uhr.

  • Kalt gebettet

Damit Schweiß für Abkühlung sorgt, ist Verdunstungskälte nötig. Ein Ventilator leistet hier gute Dienste. Was noch hilft: Hitzegeplagte sollten ihr Leintuch, zwei Stunden bevor sie schlafen gehen, in den Gefrier- oder Kühlschrank legen. Das gekühlte Laken sorgt zumindest kurzfristig für Erleichterung. Auch eine Wärmeflasche lässt sich sommerlich zweckentfremden: Mit kaltem Wasser gefüllt, kann sie der Hitze im Bett etwas entgegensetzen.

  • Lauwarm bringt’s

Die Verlockung ist groß, die Hitze mit eiskalten Getränken zu kühlen. Das ist allerdings suboptimal: Gekühlte Getränke führen dazu, dass der Körper den Temperaturunterschied ausgleichen will und sich noch weiter aufheizt. Das Gleiche passiert, wenn wir sehr heiße Getränke trinken. Selbst wenn es nicht sehr verlockend klingt – lauwarmer Tee ist der ideale Durstlöscher.

Wer sich am Abend vor dem Schlafengehen abkühlen möchte, sollte ebenfalls nicht kalt, sondern lauwarm duschen. Kaltes Wasser führt dazu, dass sich die Blutgefäße der Haut zusammenziehen. Der Effekt: Es wird einem noch heißer.

  • Einsam, nicht gemeinsam

Jeder Mensch strahlt Wärme ab, der Partner oder die Partnerin wird also zur Bettheizung. Vielleicht nicht besonders förderlich für die Beziehung, weniger heiß ist es aber jedenfalls, allein zu schlafen.

  • Celsius-Grade ignorieren

In der Medizin gibt es einen Fachterminus, der sich Nocebo-Effekt nennt. Der Terminus leitet sich vom Lateinischen "nocere" (schaden) ab und bezeichnet eine negative Wirkung, die eintritt, weil Patienten zum Beispiel den Beipackzettel gelesen haben und die dort geschilderte Nebenwirkung spüren. Die menschliche Vorstellungskraft ist nicht nur eingebildet, sondern hat tatsächlich auch eine Wirkung. Wer sich also an den gemessenen Hitzegraden orientiert, könnte allein durch die Nennung einer Zahl in Grad Celsius schon panisch werden.

Ein Vorschlag: das Thermometer ignorieren, sich Eisberge vorstellen oder daran erinnern, wie stark man im Winter gefroren hat. Mit solchen Suggestionen stellt sich dann vielleicht ein Placebo-Effekt ein: und zwar der, Hitze als nicht mehr ganz so belastend zu empfinden.

  • Stubenhocken

In südlichen Ländern ist es bei den Einheimischen unüblich, draußen in der Hitze auf der Straße zu sitzen. Der Asphalt strahlt Hitze ab, der Körper nimmt sie auf. Das ist der Grund, warum Menschen, die in warmen Gegenden wohnen, in den Sommermonaten so gut wie immer ihre Fenster geschlossen und die Zimmer verdunkelt halten. Dafür, dass die Hitze draußen bleibt, nehmen sie sogar tagsüber elektrisches Licht in Kauf.

  • Schlimmer geht immer

Unter der Hitze leiden besonders jene Menschen, die sie nicht gewöhnt sind. Eine paradoxe Intervention für gesunde Menschen kann Saunieren im Sommer sein. In der Sauna hat es ja bis zu 90 Grad Celsius. Wer daran gewöhnt ist, findet 39 Grad Celsius vielleicht gar nicht mehr schlimm.

  • Von Südlingen lernen

Bei Hitze möglichst wenig Kleidung zu tragen, ist ein Trugschluss. Das zeigt auch ein Blick auf die Beduinenvölker, die in der Wüste leben. Gerade wenn die Sonne herunterbrennt, sollte man die Haut möglichst vollständig bedecken – am besten mit heller, luftiger Kleidung. Weht ein wenig Wind, gibt es unter dem Gewand einen leichten Luftzug. Das kühlt die Haut. Menschen, die sich verschleiern oder eine Kopfbedeckung tragen, schützen den Körper zusätzlich vor Überhitzung.

  • Kühl atmen

Im Yoga gibt es eine Atemtechnik namens Sitali, die kühlende Wirkung hat. Und so geht’s: die Zunge zusammenrollen, herausstrecken und durch diese Rolle in harmonischem Tempo minutenlang durch den Mund ein- und durch die Nase wieder ausatmen. Menschen, die ihre Zunge nicht zusammenrollen können, können eine alternative Technik ausprobieren. Sie drücken stattdessen die Zungenspitze an die Kante der oberen Schneidezähne, wodurch sich die Zunge an den Seiten leicht nach außen biegt. Durch diese Öffnungen ein- und ausatmen. Das kühlt nicht nur den Körper, sondern beruhigt auch den Geist. Auch gut bei diesen Temperaturen. (gueb, pok, 30.6.2019)