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Wenn das sanfte Plätschern weg ist? Die Antwort liegt in der richtigen, richtigen Erholung. Definiert als etwas anderes zu tun, als die tägliche Arbeit vorgibt. Etwas Neues, etwas, das mit Freude verknüpft ist.

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"Wow, du schaust gut aus, so erholt, super!" Das hört man meistens nach einem richtigen Urlaub. Irgendwas ist da passiert, abseits von Sonnenteint und strafferer Haltung nach täglicher ordentlicher Bewegung. Das schöne Phänomen kann man auf vielen Ebenen erklären und messen, beispielsweise mehr Serotonin (=gut, weil quasi körpereigene Wohlfühldroge), weniger Cortisol (= schlecht, weil Stresshormon, das auf Dauer den ganzen Körper angreift). Blöderweise ist diese Geschmeidigkeit meistens nach einer, maximal drei Wochen (auch gemessen) im Job wieder weg. Immer dasselbe.

Lässt sich dieses unselige Spiel vielleicht ändern, unterbrechen? Es lässt sich.

Und alles beginnt und endet bei der Erholung. Definiert als etwas anderes zu tun, als die tägliche Arbeit vorgibt. Etwas Neues, etwas, das mit Freude verknüpft ist. Wer da jetzt jammert, dass sie/er ja nicht mal drei Wochen im Stück in den Urlaub gehen kann, wer Panikattacken bei dem Gedanken, zwei ganze Wochen weg zu sein, kriegt, ist gar nicht so übel dran wie gemeint. Die Forschung jedenfalls ist gespalten in der Frage, ob es langen Urlaub oder nur kurzen benötigt, um Erholungseffekte zu erlangen. Einigkeit herrscht lediglich bei den Testreihen, die versuchen zu ergründen, ob Erholung auf Vorrat klappt. Antwort: Nein, klappt nicht.

Konzerte, Gedichte, Smoothies

Was also dagegen machen, dass man mehr oder weniger schnell wieder innen und außen blass wird, Partner, Kinder und Reisefreunde wieder grantiger, gehetzter, geladener sind? Wenn das sanfte Plätschern weg ist, die Früchte, das Gemüse, das wirklich nach etwas schmeckt, wieder schal wird? Die Antwort liegt in der richtigen, richtigen Erholung. Dass Freizeitkonsum auf Teufel komm raus nicht das Wahre ist, hat sich schon herumgesprochen. Dass Benchmarks von "happy people" auf Insta zu erfüllen, auch nicht froh macht, wissen wir.

Die Brücke ist und bleibt: Antworten auf die Frage "Wie erhole ich mich?". Das kann ein Spaziergang, ein Sprachkurs, das können Gespräche oder Basteleien sein. Ins Konzert gehen, Gedichte schreiben oder Smoothies kreieren. Wer Urlaubsfeeling nicht als krassen Gegensatz zum Arbeitsfeeling in seinem Leben haben möchte, muss achtsam sein: Was tut mir gut? Wo und wie vergehen quälende Gedanken an unlösbare Jobaufgaben schnell?

Was muss ich tun, damit sich rasch relativiert, was ich täglich zu auszuhalten und zu checken habe? Das kann man aufnotieren und üben, bis es selbstverständlich ist. (Karin Bauer, 1.7.2019)