Vor 40 Jahren kam der erste Walkman auf den Markt.

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Die ersten Geräte waren gefräßige Dinger. Sie verschlangen vier oder sechs Batterien und zur Nachspeise oft noch das Band, das sie abspielen sollten. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz setzte sich der Walkman durch und wurde in den 1980ern zu einem der wichtigsten Alltagsaccessoires der westlichen Welt.

Ein Walkman ist ein transportables Kassettenabspielgerät mit Kopfhörer. Analog bis in den letzten Wackelkontakt hinein, wurde er meist mit Halterung für den Transport am Gürtel ausgeliefert. Hunderte Millionen Geräte wurden von Herstellern weltweit verkauft. Erst die Digitalisierung stoppte sie, heute sind sie nur noch als Nostalgie-Objekte im Einsatz.

Vor 40 Jahren brachte Sony den Walkman auf den Markt. Der am 1. Juli 1979 lancierte Quader mit Tasten war zuerst nicht mehr als ein modifiziertes Diktiergerät. Doch er läutete den Beginn der mobilen Mediennutzung ein. Der Walkman ist der Vater des Discman und der Opa des iPod, der heute in jedem Smartphone zur Grundausstattung gehört.

Low-Tech-Aliens

Ein Walkman exponierte seine Träger: Man erkannte sie an dünnen Bügelkopfhörern auf dem Kopf – so als wären sie Verwandte des Onkels vom Mars. Und die Umgebung reagierte oft auch wie bei einer Aliensichtung: mit offenen Mündern und/oder Zeigefingerattacken. Den Benutzern dieser Low-Tech-Geräte war das egal. Der Walkman brachte Distanz zwischen sich und die Welt. Etwa im Gymnasium, wenn, sagen wir, das neue Talking-Heads-Album als lebenswichtiger eingeschätzt wurde als die gebotene Integralrechnung. Oder war es Differential?

Mit dem Walkman konnte man walken, die Erschütterungen des Laufschritts überforderten viele Geräte; bald wurden sie leichter und kleiner. Der klassische Sony war kaum größer als die Kassette, die er umfasste. Das mühsame Kassettenumdrehen besorgte bald die Autoreverse-Funktion, blöd blieb das Spulen. Regte sich der Wunsch nach sozialem Kontakt, gab es Geräte mit eingebautem Lautsprecher oder einem zweiten Kopfhöreranschluss. Eltern sorgten sich um die Ohrwascheln ihrer Kinder, mindestens Taubheit sollte drohen.

Realistischer war die Gefahr, im Straßenverkehr etwas zu überhören oder von irgendeinem Trottel im Schulbus angestänkert zu werden, weil der mit der aus den Kopfhörern plärrenden Musik nichts anzufangen wusste. Aber zum Glück hat man nicht gehört, was er gesagt hat. (Karl Fluch, 28.6.2019)