Beim Dodgeball steht das Fangen und Ausweichen im Fokus. Bälle aus Schaumstoff sollen das Spiel sicher machen.

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Dodgeball-Verbandspräsident Daniel Malik sieht im Völkerball-Spiel kein Mittel zur Demütigung, ganz im Gegenteil.

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Wien – Nach einer wissenschaftlichen Studie aus Kanada, die Völkerball als "Werkzeug der Unterdrückung" und "gleichbedeutend mit legalisiertem Mobbing" bezeichnete, meldet sich nun der österreichische Dodgeball-Verband zu Wort. "Diesen reißerischen Aussagen widerspreche ich mit aller Vehemenz", sagte Verbandspräsident Daniel Malik zum STANDARD, "das Problempotenzial gehört thematisiert, aber so eine Studie, deren gesamter Inhalt noch nicht einmal bekannt ist, kann ich nicht ernst nehmen."

Völkerball und Dodgeball gehören zu der großen Gruppe der Abwurfspiele. Völkerball ist im englischsprachigen Raum als "Prisonball oder Dodgeball Crossfire" bekannt, Dodgeball hierzulande als "Zwei-Felder-Völkerball". In sämtlichen Abwurfspielen lauern gewisse Gefahren, "im Gegensatz zu den Aussagen der kanadischen Forscher aber sicher kein legalisiertes Mobbing". Einen Schlüssel zur Veränderung der Wahrnehmung von Völkerball im Schulsport sieht Malik in der Anpassung an die Regeln des Dodgeballs und in der Aufklärungsarbeit der Pädagogen.

Die Regeln

Beim Dodgeball ist die Spieleranzahl auf sechs begrenzt, und es wird mit fünf Bällen gespielt anstatt wie beim Völkerball nur mit einem. Dadurch sind alle Beteiligten automatisch mehr eingebunden ins Spiel, Schwächere kommen mehr zum Zug. Der Fokus beim Dodgeball liegt auf dem Fangen von Bällen und dem Ausweichen. Wird ein Ball gefangen, muss auch der Werfer raus und ein Spieler der fangenden Mannschaft darf zurück ins Spiel. "Das Abschießen steht nicht im Vordergrund", sagt Malik. "Auch steht man nicht lange draußen und schaut zu."

Trotzdem birgt das Spiel die Gefahr von Körpertreffern. Weiche, schaumstoffartige Bälle und eine gut kalkulierte Wurfdistanz variierend nach Alters- und Niveaustufen sollen das Spiel sicher machen. Im Mixed-Bewerb bleiben die Regeln gleich, die Teams bestehen aus je drei Männern und Frauen. "Dodgeball ist eine der inklusivsten Sportarten, die es gibt."

Die Angst vor dem Ball

Die Studie gibt laut Malik besonders den Schülern ein Argument in die Hand, die nicht gerne am Sportunterricht teilnehmen. Auch die Angst vor dem Ball ist dabei Thema. "Wenn sich Kinder vor dem Ball fürchten, hat oftmals die methodische Einführung in den Sport gefehlt, ich denke an Kinderturnen", sagte Malik.

"Ich kann auch nicht erwarten, dass ein Schüler im Unterricht gut lesen kann, wenn er zu Hause nicht liest." Eine wichtige Rolle kommt den Lehrern zu. Dass Schüler selbst Teams wählen und die Schwächsten bis zum Schluss übrig bleiben, sollte passé sein. "Das ist 90er-Jahre-Pädagogik, der Lehrer soll die Teams einteilen und auf Risiken aufmerksam machen."

Der Dodgeball-Verband, der 2012 gegründet wurde, wird dem Bildungsministerium ein Konzept für Schulen vorlegen, will durchs Land touren und Aufklärungsarbeit betreiben. Zweimal jährlich gibt es einen Bundesländer-Schulcup, 2019 haben 1500 Kinder in Wien und 300 in Niederösterreich teilgenommen. Malik: "Mobbing ist ein gesellschaftliches Problem und kommt überall vor. Es muss aber nicht mehr sein, dass Kinder Angst vor dem Ball haben." (Florian Vetter, 29.6.2019)