Zaun an der Grenze zwischen USA und Mexiko.

Foto: APA/AFP/PAUL RATJE

Das Bild der USA ist bei Europäern längst erheblich getrübt. Das war schon vor Donald Trump so, ist aber seit Donald Trump noch einmal katastrophal ins Minus gerutscht.

Die letzte Aufregung entstand durch ein Foto, das die Leichen eines lateinamerikanischen Migranten und seiner zweijährigen Tochter zeigt, deren Traum von einem besseren Leben im Rio Grande ein Ende gefunden hat.

Das ist eine Tragödie, aber keine Infamie, die von der Regierung Trump zu verantworten ist. Die Infamie besteht darin, dass die Regierung Trump kleine Kinder, die mit ihren Eltern illegal über die Grenze gekommen sind, von diesen trennt und unter völlig menschenrechtswidrigen Umständen in eiserne Käfige oder Zellen sperrt. Dort vegetieren Kleinkinder ohne ausreichende Hygiene, ohne Betten, ohne adäquate Betreuung auf dem Betonfußboden.

Dieser himmelschreiende Skandal kommt zustande, weil die Regierung Trump die Eltern einsperrt. Die Kinder – hunderte, wenn nicht tausende – bleiben lange von ihnen getrennt. Etliche finden ihre Eltern nie wieder. Sie sind Trumps Waisen.

Die USA sind immer noch eine Demokratie, aber bereits eine dysfunktionale. Wo so etwas möglich ist, wo eine Regierung nicht vom Parlament (das in den USA viel mächtiger ist als in den meisten europäischen Ländern) gestoppt werden kann – das riecht nach Willkürherrschaft. (Hans Rauscher, 28.6.2019)