Lukas und Birgit Lauda mit Helmut Marko.

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Erinnerungen an Lauda, der 1984 den einzigen Heimsieg einfuhr.

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Spielberg – Als 50.000 Fans ihre roten Kapperln aufsetzten und sie später zur Bundeshymne mitschwenkten, ehrten sie damit vor dem GP von Österreich den berühmtesten Motorsportler und Kappenträger der Nation. Ob Niki Lauda für diese vom Veranstalter organisierte Aktion selbst seine Kopfbedeckung gezogen hätte, ist unbekannt – und unerheblich. Denn in Spielberg war die Zeit angebrochen, in der sich der Motorsport nochmals vor der im Mai verstorbenen Legende verneigte, auf vielfältige Weise.

Im Fahrerlager, dem Formel-1-Heiligtum, war der Ferrari 312 T zu bewundern, mit dem Lauda 1975 seinen ersten von drei Weltmeisterschaftstiteln holte. Es war zunächst der ruhigste Ort im Paddock, erst am Renntag sausten Fahrer, Mechaniker, Offizielle und Fans wie am letzten Einkaufstag vor Weihnachten auf der Wiener Mariahilfer Straße herum. In Spielberg erstarrte manch Anhänger in Ehrfurcht vor dem Mythos. "Unbelievable", stammelte ein Brite mit offenem Mund. Ein ganz in Rot gekleideter Ferrari-Anhänger ging fürs Erinnerungsfoto extra nochmals mit seinem Sohn zurück. Der Akku seiner Kamera hielt hoffentlich lange, denn die Hommage an Lauda zog sich durch das gesamte Gelände.

In der Fanzone stand jener McLaren, mit dem der Wiener 1984 als bisher einziger Österreicher das Heimrennen gewinnen konnte. Auf dem höchsten Punkt des Campingplatzes ragte ein riesiger Mercedes-Stern in die Höhe, obendrauf: ein rotes Kapperl. Ein anderes umhüllte in der Box der Silberpfeile die früheren Kopfhörer des Chefs.

Karriere in 33 Bildern

Auf dem Gang ins Fahrerlager bekam man die Karriere des Österreichers im Schnelldurchlauf nacherzählt. 33 Bilder vom Feuerunfall 1976 auf dem Nürburgring bis zu Begegnungen mit F1-Wegbegleitern wie James Hunt, Alain Prost und Bernie Ecclestone. Ein weiterer, Ferrari-Star Sebastian Vettel, sagte: "Niki Lauda wird nicht nur dieses Jahr fehlen, sondern bei jedem weiteren Grand Prix." Lewis Hamilton, der unter Laudas Regie und Vorsitz im Mercedes-Aufsichtsrat vier WM-Titel eingeheimst hatte, fand es "seltsam, in Nikis Heimatland zu sein und zu wissen, er wird nicht seine Kappe nehmen, wenn ich einen guten Job mache".

Und doch war sein Mentor auf den 71 Runden im Geiste bei ihm. Denn am Sonntagvormittag bekam Lauda seine Kurve auf dem Red-Bull-Ring zurück. Kurve eins heißt fortan "Niki-Lauda-Kurve". RB-Motorsportchef Helmut Marko überreichte Laudas Frau Birgit und Laudas Sohn Lukas symbolisch eine Skulptur der Rennstrecke. Man war sich einig, dass sich der Geehrte gefreut hätte. Eine frühere nach ihm benannte Kurve war 2014 an einen Sponsor verkauft worden. "Er hat Ehrungen abgelehnt und Pokale verschenkt", sagte Frau Lauda. "Aber da war er doch recht enttäuscht." Marko: "In Kurve eins geht's am wildesten zu. Also all das, was Niki selbst gelebt hat." (ag, 30.6.2019)