Dominic Thiem protzt nicht.

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Seine größten Erfolge.

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Im Gegensatz zum gewöhnlichen Eichhörnchen ernährt sich der außergewöhnliche Tennisspieler Dominic Thiem nicht mehr mühsam. Der 25-jährige Niederösterreicher hat bereits 18,2 Millionen Dollar Preisgeld erwirtschaftet. 2012, in seiner zweiten Saison als Profi, nahm er übrigens 27.600 Dollar ein, 2018 waren es 4,5 Millionen. Diese Zahl dürfte heuer übertroffen werden. Sein aktuelles Vermögen kann auf rund 15 Millionen Euro geschätzt werden. Eine Neiddiskussion wäre völlig absurd, ihm wurde und wird nichts geschenkt, der Markt regelt das.

Die Wimbledon-Auslosung meinte es mit Thiem nicht rasend gut, er trifft am Dienstag auf Sam Querrey (USA), der 2017 im Halbfinale stand. Generell fällt Thiem in ein wirtschaftlich gutes Klima fürs Tennis. Die Preisgelder explodieren, der Lohn für eine Auftaktniederlage bei Grand-Slam-Turnieren hat sich binnen acht Jahren auf 60.000 Dollar verdreifacht.

Geduld, Geduld

Ob seines Talents, seiner Einstellung zum Beruf und der Altersstruktur an der Spitze hat der Ranglistenvierte keinen Stress, die Zeit spricht für ihn. Das Trio Novak Djokovic, Rafael Nadal und Roger Federer ist jenseits der 30. Das Vermögen des bald 38-jährigen Schweizers Federer wird mit rund 400 Millionen Euro beziffert, sein Jahreseinkommen beträgt laut Forbes 65 Millionen. Er hat aber auch zwei Zwillingspärchen (vier Kinder) durchzufüttern. Federers Lebenspreisgeld bis dato: 125 Millionen Dollar.

Dominic Thiem kann zwar nicht fliegen, aber schön springen.
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An der Spitze wird das Einkommen durch Sponsorverträge und Startgelder vervielfacht. Abseits der vier Grand-Slam-Events und der neun Masters-1000-Turniere werden auch Antrittsprämien berappt. Über ein Angebot unter 300.000 Euro lächelt das Management Rafael Nadals nicht einmal, da bleiben die Schläger im Wohnzimmerschrank auf Mallorca versperrt. Thiem verdoppelt sein Jahreseinkommen in etwa, dafür sorgen Sponsoren wie Unicredit Bank Austria, Adidas, Babolat, Kia oder Red Bull.

In noch höheren Sphären, bei den Seriensiegern (Wimbledon, Paris, Australian und US Open), vermehren Geschäftspartner die Preisgeldsumme ums Drei- bis Fünffache. Die Herkunft mag mitspielen, die globale Nachfrage etwa nach einer Nummer eins aus dem lieblichen Österreich ist enden wollend. Die großen Konzerne hocken eben in den USA, in Japan, in China oder in Deutschland. Thiem muss also damit leben, kein Chinese zu sein.

Eine perfekte Ausbildung

Lichtenwörth ist auch nicht schlecht. Thiem genoss dank Entdecker/Coach Günter Bresnik eine perfekte Ausbildung in der Südstadt. Heuer im Frühjahr ging die Beziehung nach 17 Jahren auf Betreiben des Spielers in die Brüche. Tenniskarrieren werden nicht am Reißbrett entworfen. Sie kosten. Bresnik: "Erst wenn man in den Top 100 ist, kann man den Lebensunterhalt bestreiten."

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Günter Bresnik entdeckte und förderte Thiem.
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Thiem ist seit mehr als drei Jahren durchgehend in den Top Ten. Eine komplette Ausbildung verschlingt ungefähr eine Million Euro. Oft stellt die Familie Geld auf, Thiems Großeltern hatten einst eine Wohnung verkauft. Teilweise schießen die nationalen Verbände Beiträge zu. Bresnik kassierte erst, als Thiem schwarze Zahlen schrieb oder servierte.

Sparsamer Thiem

Thiem hat natürlich enorme Ausgaben. Er bezahlt Trainer, derzeit Nicolas Massu, Konditionstrainer, Physiotherapeuten, Manager. Die sind nicht angestellt, Spitzentrainer werden nach Tagessätzen entlohnt, die bis zu 5000 Euro betragen können. Thiem hat ein entspanntes Verhältnis zum Geld, er protzt nicht, würde nie Autofelgen vergolden lassen. Er sagte einmal: "Es ist angenehm, dass man im Bioladen beruhigt einkaufen gehen kann, ohne auf die Preise schauen zu müssen."

Der 51-jährige Thomas Muster, Österreichs bisher einzige Nummer eins und einziger Grand-Slam-Sieger (Paris 1995), hat in seiner Karriere zwölf Millionen Dollar Preisgeld verdient. Dazu waren 44 Titel notwendig. Es geht ihm aber trotzdem gut. (Christian Hackl, 1.7.2019)