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Erfrischend prickelndes Finish in der Hitzeschlacht von Spielberg mit Sieger Max Verstappen.

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Der Sieger gönnt sich ein Bad in der Menge.

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Fette Beute für Verstappen, Frustschluck für Bottas.

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Leclerc (re.) verpasste seinen Premierensieg in der Formel 1 knapp.

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Spielberg – Wer vor dem Grand Prix von Österreich aufgrund der Mercedes-Bilanz die Langeweile in der Formel 1 beklagt hatte, kam in Spielberg auf seine Kosten. Dass aber erst mehr als drei Stunden nach Rennende feststand, dass Max Verstappen zum zweiten Mal in Folge den Österreich-GP gewonnen hat, das wollten die allerwenigsten. Kurz vor 20 Uhr erklärten die Rennkommissare das umstrittene Überholmanöver für regelkonform, mit dem Verstappen Ferrari-Pilot Charles Leclerc letztlich um 2,724 Sekunden im Ziel abgehängt hatte.

Dass Mercedes in der Saison erstmals nicht den Siegerpokal bekam, war da schon längst Randnotiz. Valtteri Bottas (+18,960) wurde Dritter, Teamkollege Lewis Hamilton (+22,805) nur Fünfter. Dazwischen quetschte sich noch Sebastian Vettel (+19,610) hinein. 24.000 Niederländer verwandelten die Start-Ziel-Gerade bei der Siegerehrung in ein oranges Fahnenmeer.

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Seltenes Bild: Verstappen (re.) und Leclerc auf eins und zwei. Erst auf Platz drei ist der erste Mercedes-Pilot zu finden.
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Daran war um 15:10 Uhr noch nicht zu denken gewesen. "Nach diesem Start dachte ich, alles ist vorbei", sagte Verstappen, als er von Platz zwei auf sieben zurückfiel. RB-Motorsportchef Helmut Marko gab sich bescheiden: "Ich rechnete schon mit dem Sieg. Aber nicht nach diesem Start." Bottas und Hamilton jagten fortan Pole-Mann Leclerc – oder versuchten es zumindest. Denn der Monegasse zog schnell davon. Dass Ferrari die Strecke liegt, bewies auch Vettel. Der Deutsche startete stark und verfolgte die beiden Mercedes.

Armer Vettel

Doch wie lange konnten die Ferraris auf den schneller abbauenden Soft-Reifen draußenbleiben? Die Antwort: 22 bzw. 23 Runden. Zuerst kam Vettel in die Box. Blöd nur, dass die Mechaniker der Scuderia wegen Funkproblemen nicht vorbereitet waren. Als das Auto sich einparkte, rannten Monteure mit den frischen Reifen erst hin. Suboptimal. Genauso wie bei Hamilton. Der ramponierte sich seinen Frontflügel, als er zu brutal über die in Spielberg gefürchteten Curbs fuhr. Auch dieser Boxenstopp dauerte daher länger. Führung futsch. Und Verstappen? Der hatte sich inzwischen nach vorne gepflügt. So führte zur Halbzeit, nach der ersten Boxenstoppserie, Leclerc vor Bottas, Vettel, Verstappen und Hamilton das Feld der Top fünf der WM an.

Doch Verstappen war das zu wenig. Also: Überholmanöver gegen Vettel vor der niederländischen Fantribüne. Oranger Rauch stieg auf. Das nächste Opfer: Bottas, der sich später als fairer Verlierer gab: "Die Hitze hat unseren Motoren zugesetzt. Ich konnte mich kaum verteidigen, angreifen schon gar nicht."

Packendes Duell

Verstappen konnte sehr wohl. "Es ist noch nicht vorbei", trieb ihn Teamchef Christian Horner weiter an. Denn der Abstand zu Leclerc schrumpfte. "Meine Reifen bauten schneller ab als erwartet", sagte der Ferrari-Mann, der an den Tagen zuvor den stärksten Eindruck gemacht hatte und die von vielen verdammte Mercedes-Dominanz brechen wollte. Wäre da nicht Verstappen im Rückspiegel gewesen. Es entwickelte sich über mehrere Runden ein packendes Duell teils Reifen an Reifen, das einem Hitchcock zur Ehre gereicht hätte.

Leclerc außen, Verstappen innen – so hatte die Szene, die den Großen Preis von Österreich entscheiden sollte, ihren Ursprung genommen.
Foto: imago/Andy Hone

Den ersten Angriff parierte der Ferrari haarscharf, im zweiten Anlauf zog Verstappen in Kurve drei vorbei. Leclerc trieb es wegen des Reifenkontakts nach außen. "Was zur Hölle?" Verstappen war das egal, er fuhr den Sieg heim. "Wir hatten ein bisserl Kontakt", sagte der Rennsieger. "Aber wenn das bestraft wird, können wir aufhören. Das ist Racing!" Für Leclerc war "die Sache klar. Er hat mir keinen Platz am Kurvenausgang gelassen". Die Kommissare schlossen sich schließlich Verstappen an: "No further action." Sie werteten die Szene als "Rennzwischenfall". Ferrari verzichtete trotz "Fehlentscheidung" auf einen Einspruch.

Hamilton führt die WM nun 31 Punkte vor Bottas an. Das nächste Rennen steigt am 14. Juli in Silverstone – Langeweile hin, Regeldiskussionen her. (Andreas Gstaltmeyr, 30.6.2019)

Endstand des Formel-1-Grand-Prix von Österreich am Sonntag auf dem Red Bull Ring in Spielberg: (Streckenlänge : 71 Runden a 4,318 km = 306,452 km)

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 1:22:01,822 Schnitt: 224,233 km/h
2. Charles Leclerc (MON) Ferrari +2,724 Sek.
3. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes +18,960
4. Sebastian Vettel (GER) Ferrari +19,610
5. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +22,805
6. Lando Norris (GBR) McLaren +1 Runde
7. Pierre Gasly (FRA) Red Bull +1 Runde
8. Carlos Sainz jr. (ESP) McLaren +1 Runde
9. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo +1 Runde
10. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo +1 Runde
11. Sergio Perez (MEX) Racing Point +1 Runde
12. Daniel Ricciardo (AUS) Renault +1 Runde
13. Nico Hülkenberg (GER) Renault +1 Runde
14. Lance Stroll (CAN) Racing Point +1 Runde
15. Alexander Albon (THA) Toro Rosso +1 Runde
16. Romain Grosjean (FRA) Haas +1 Runde
17. Daniil Kwjat (RUS) Toro Rosso +1 Runde
18. George Russell (GBR) Williams +2 Runden
19. Kevin Magnussen (DEN) Haas +2 Runden
20. Robert Kubica (POL) Williams +3 Runden

Schnellste Runde: Max Verstappen (NED) Red Bull 1:07,475 Min. (60. Runde/Schnitt: 230,380 km/h)

WM-Stände nach 9 von 21 Rennen – Fahrerwertung:

1. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 197
2. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 166
3. Max Verstappen (NED) Red Bull 126
4. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 123
5. Charles Leclerc (MON) Ferrari 105
6. Pierre Gasly (FRA) Red Bull 43
7. Carlos Sainz jr. (ESP) McLaren 30
8. Lando Norris (GBR) McLaren 22
9. Kimi Räikkönen (FIN) Alfa Romeo 21
10. Daniel Ricciardo (AUS) Renault 16
11. Nico Hülkenberg (GER) Renault 16
12. Kevin Magnussen (DEN) Haas 14
13. Sergio Perez (MEX) Racing Point 13
14. Daniil Kwjat (RUS) Toro Rosso 10
15. Alexander Albon (THA) Toro Rosso 7
16. Lance Stroll (CAN) Racing Point 6
17. Romain Grosjean (FRA) Haas 2
18. Antonio Giovinazzi (ITA) Alfa Romeo 1

Konstrukteurs-Wertung:

1. Mercedes 363
2. Ferrari 228
3. Red Bull 169
4. McLaren 52
5. Renault 32
6. Alfa Romeo 22
7. Racing Point 19
8. Toro Rosso 17
9. Haas 16

Nächstes Rennen: Grand Prix von Großbritannien am 14. Juli in Silverstone