Straka: "Das Geld kommt von selbst, wenn man erfolgreich ist. Unbekümmertheit in engen Situationen auf dem Tennisplatz ist immer eine seiner Stärken gewesen. Das zeichnet einen Champion aus. Da spielt Geld im Hinterkopf keine Rolle."

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Herwig Straka ist seit Mai Manager von Dominic Thiem. Er ersetzt in dieser Funktion Günter Bresnik. Bresnik war in erster Linie Trainer, er hatte Thiem fast 17 Jahre lang ausgebildet.

STANDARD: Sie sind seit einigen Wochen Manager von Dominic Thiem. Wie sieht Ihre erste Bilanz aus?

Straka: Vom Sportlichen her ist klar ersichtlich, dass er toll drauf ist, ausgezeichnet Tennis spielt. Die Bilanz ist insofern positiv, als er selbstständig geworden ist. Er fühlt sich in der Betreuung und im Management gut aufgehoben, kann sich auf das Wesentliche, die Leistung auf dem Platz, konzentrieren.

STANDARD: Ist er auf dem Weg zu einer Marke, auch wenn das im Zusammenhang mit einem Menschen etwas unpassend klingt?

Straka: Er ist, wenn man so will, bereits eine Marke. Die Frage ist: Wofür steht er genau? Das muss man in der nächsten Zeit hervorkehren. Was interessiert ihn abseits des Berufs? Wie soll ihn die Öffentlichkeit wahrnehmen? Man muss das Profil sicher noch etwas nachschärfen.

STANDARD: Der brave Thiem hat zuletzt inhaltlich Kanten gezeigt, er kritisierte die Turnierveranstalter in Rom, warf in Paris Superstar Serena Williams einen schlechten Charakter vor – worauf er von Schauspielerin Whoopi Goldberg als Niemand bezeichnet wurde. War das geplant oder Zufall?

Straka: Es war nicht geplant, es war eine Reaktion auf Gegebenheiten, die es in der Vergangenheit vielleicht auch schon gegeben hat, denen er aber nun selbstbewusster entgegnet. Dominic stellt sich auf die Hinterfüße und zeigt, dass er in dem jeweiligen Gelände der Chef ist. Beim Turnier in Rom, im Pressebereich von Paris.

STANDARD: Er hat schon fast 19 Millionen Dollar Preisgeld verdient. Gibt es einen Anlageplan? Wird erwogen, aus steuerlichen Gründen den Wohnsitz zu wechseln?

Straka: Er hat eine gute, traditionelle, langfristige Anlagestrategie. Was genau, will ich nicht sagen. Österreich zu verlassen ist überhaupt kein Thema. Das schaut oft rosiger aus, als es ist.

STANDARD: Finanzielle Unabhängigkeit kann zusätzliche Kräfte freisetzen.

Straka: Geld war bei ihm nie ein Thema. Das Geld kommt von selbst, wenn man erfolgreich ist. Unbekümmertheit in engen Situationen auf dem Tennisplatz ist immer eine seiner Stärken gewesen. Das zeichnet einen Champion aus. Da spielt Geld im Hinterkopf keine Rolle.

STANDARD: Thiem ist Unternehmer, er hat quasi Angestellte.

Straka: Ja, er ist Unternehmer, eine Firma. Er macht Verträge mit Trainern, Physiotherapeuten und auch mit mir. Pressearbeit wird ein Thema. Es gibt Social-Media-Aktivitäten, die nur dann funktionieren, wenn sie von dir selbst gemacht werden. Da geht es um Glaubwürdigkeit. Das macht Dominic allein weiter. Aber man muss Strategien erarbeiten, seine Sponsoren und Partner stellen ja auch Anforderungen.

STANDARD: Thomas Muster investierte nach seiner Karriere unter anderem in Wein und Mode, der Erfolg war überschaubar. Er stand ja nicht gerade für Genuss und Schick. Was würde zu Thiem passen?

Straka: Wir versuchen, genau das herauszufinden. Es muss von ihm kommen, nicht von mir. Das Schicksal der Ozeane ist ihm ein Anliegen. Ich sehe momentan kein Produkt, das man direkt mit Thiem assoziiert. Abgesehen vom Tennis.

STANDARD: Kann ein Sportler aus dem winzigen Österreich überhaupt ein globaler Star werden?

Straka: Gegenfrage: Wie groß ist die Schweiz? Roger Federer ist ein globaler Star. Mag sein, dass der Markt für einen Amerikaner oder Chinesen mehr hergibt. Entscheidend ist, wie toll die Person ist.

STANDARD: Die drei Spieler vor ihm, Djokovic, Nadal und Federer, sind im fortgeschrittenen Alter. Was wäre als nächster Schritt wichtiger: die Nummer-eins-Position oder der Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier?

Straka: Du wirst wahrscheinlich nicht Nummer eins ohne Grand-Slam-Titel. Das eine bedingt das andere. Weltbester Tennisspieler zu sein ist das ultimative Ziel.

STANDARD: In Wimbledon wird der erste ganz große Titel vermutlich nicht gelingen.

Straka: Die Wahrscheinlichkeit ist natürlich geringer als in Paris oder bei den US Open. Aber ausschließen kann man nichts. (Christian Hackl, 1.7.2019)