Eine entartete Zelle entwickelt Eigenleben. Metastasen sind Ausläuferzellen und verbreiten sich im Körper.

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Es gibt viele Formen von Krebserkrankungen. Allen zugrunde liegt die Tatsache, dass eine körpereigene Zelle entartet und Eigenleben entwickelt. Die Art und Weise wie sie sich entwickelt, unterscheidet sich und ist von Organ zu Organ unterschiedlich.

Es gibt Krebsformen, die in einem sehr frühen Stadium Metastasen bilden. Vor allem das Lungenkarzinom, das maligne Melanom (schwarzer Hautkrebs) oder auch das Mammakarzinom haben ein erhöhtes Risiko ins Gehirn zu streuen. Wenn sich die Erkrankung einmal im Körper ausgebreitet hat, erschwert das die Therapie.

Wachstum stoppen

Ein Ziel von Wissenschaftern ist, eine effiziente Therapie dagegen zu finden.. "Derzeit verfolgt die Forschung mehrere Ansätze zur Prävention", erklärt Matthias Preusser, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie der Med-Uni Wien sowie Mitglied des gemeinsamen Comprehensive Cancer Centers von MedUni Wien und AKH Wien: "Die internationale Forschungscommunity hat unter anderem herausgefunden, dass Gehirnmetastasen für ihr Wachstum Blutgefäße benötigen. Es gibt bereits klinische Studien, die zeigen, dass die Unterdrückung der Blutgefäßbildung das Wachstum von Metastasen erfolgreich hemmt."

Ein anderer Ansatz ist die Berücksichtigung der persönlichen Risikofaktoren, Gehirnmetastasen zu entwickeln. "Wenn wir die molekularen Mechanismen, die zur Gehirnmetastasierung beitragen, ausreichend gut verstehen, dann könnten wir in Zukunft diverse aktivierte Signalwege unterdrücken, um das Gehirn vor dem Befall durch Krebszellen zu schützen", beschreibt Preusser diese Methode, die er im Rahmen einer eben in Nature Genetics erschienen Studie evaluiert hat.

Signalwege abschneiden

Ein Beispiel sind ALK ("anaplastic lymphoma kinases") oder VEGF-Inhibitoren ("vascular endothelial growth factor), die bereits zur Behandlung von KrebspatientInnen eingesetzt werden. Auch eine Inhibition des CDK-Signalweges ("cyclin-dependent kinases") könnte zur Hemmung der Ausbildung von Gehirnmetastasen beitragen.

Auch manche Chemotherapeutika eignen sich zur Verhinderung oder Verzögerung von Metastasenentwicklung. So zeigte sich in Tiermodellen, dass ein gängiges Medikament (Temozolomid) zur Chemotherapie gegen Glioblastome (Hirntumoren) bei niedrigdosierter, dauerhafter Einnahme metastasenverhindernd wirkt.

"Wir setzen große Hoffnungen in die Fortschritte im Bereich der Immuntherapie", erklärt Preusser. Dabei geht es darum, das eigene Immunsystem gegen die Krebszellen zu aktivieren, indem diverse Signalwege auf der Oberfläche der Krebszelle blockiert werden. Dadurch werden diese als Fremdkörper erkannt.

Immun werden

Ein weiterer Ansatz sind zielgerichtete Therapien, bei denen jene Signalwege der Krebszellen blockiert (inhibiert) werden, die für das Wachstum und das Überleben von Krebszellen wichtig sind. Das menschliche Gehirn verfügt über ein eigenes Immunsystem und ist durch die Blut-Hirnschranke vor äußeren Einflüssen gut geschützt. Doch zeigt sich, dass aktuelle Krebsmedikamente dennoch im Gehirn ankommen und dort bei manchen Patienten und Patientinnen gegen Hirnmetastasen ihre Wirkung entfalten können.

Auch in der Strahlentherapie gelingt es immer besser, von der Bestrahlung des ganzen Gehirns wegzukommen und zielgerichtet die Tumorherde zu erreichen. Das schont die nicht betroffenen, gesunden Gehirnareale. Denn eine wichtige Frage bleibt die Lebensqualität für Krebspatienten. (red, 2.7.2019)