Wer sich beschwert, dass es seit der Videobeweis-Einführung zu Wartezeiten im Fußball kommt, hat noch kein Formel-1-Rennen gesehen. Nach Max Verstappens Zielpassage im GP von Österreich mussten drei Stunden vergehen, ehe der Niederländer tatsächlich als Erster feststand. Die Siegerehrung war da längst über die Bühne gegangen, die meisten Zuseher hatten sich bereits auf den Heimweg gemacht. Gut möglich, dass die vier ein fragwürdiges Überholmanöver Verstappens bewertenden Rennkommissare bewusst auf Zeit gespielt hatten, um sich und die Steiermark nicht dem etwaigen Unmut der vielen niederländischen Fans auszusetzen.

Mit dem Vorwurf, nicht die Situation an sich bewertet, sondern politisch entschieden zu haben, konnte der internationale Automobilverband (FIA) leben. Natürlich kursierten Gerüchte, wer und was zur Entscheidung beitragen könnte – schließlich ist (auch) in der Formel 1 jeder mit jedem verbandelt, wenn nicht gar verwandt.

Hohn

Auch den virtuellen Hohn, der sich über sie ergoss, hält die FIA dieses eine Mal aus. Doch nun sollte sie sich überlegen, wie sie künftig flotter zu Urteilen kommt, im besten Fall vor einer – möglicherweise falschen – Siegerehrung. Vielleicht können auch drei (oder fünf) Rennkommissare leichter zu einem Ergebnis kommen als vier. Szenen, über die sich trotz zig Videostudien ewig diskutieren lässt, wird es immer geben. In der Formel 1 wie im Fußball. (Fritz Neumann, 1.7.2019)