Im Wesentlichen ziehen junge Leute nicht nur aus ökonomischen Gründen in die Stadt oder weil sie hier studieren wollen. Grundsätzlich gilt außerdem, dass in einer Stadt mehr los ist als auf dem Land. Das bedeutet, dass es in der Stadt lauter als draußen im Gemüse ist. Ausleben will man sich sehr gern auch im Nachtleben. Als spezielle Wiener Tatsache gilt allerdings, dass die Menschen sehr schnell auch in der Metropole ihre heilige Ruhe haben wollen – geregelte Arbeitszeiten, Familiengründung, alt, boshaft und neidisch oder: so halt. Wer selbst keinen Spaß mehr hat, will ihn auch nicht anderen zugestehen.

Das Wiener Rathaus anlässlich des Life Balls 2019.
Foto: JOE KLAMAR / AFP

Fast alle Clubbetreiber mit nicht so guten Kontakten ins Magistrat kennen seit Jahrzehnten die Probleme mit einer Bürokratie und Exekutive, die nicht nur gegen die nächtliche Lärmbelästigung einen erbitterten Feldzug führen, wobei der Straßenverkehr selbstverständlich ausgenommen bleibt. Wenn es gar nicht anders geht, werden neben dem Plombieren von Tonanlagen auch bauliche Mängel und die fehlende Sicherheit von Clubbesuchern mit teilweise absurden Auflagen bemüht. Von der Lebensfreude oft abträglichen Sperrstundenregelungen ganz abgesehen.

Diese Probleme soll nun ein seit Jahren von der Szene geforderter "Nachtbürgermeister" als Vermittler zwischen Clubs, Anrainern und der Stadt zumindest kleiner machen. Bis es so weit ist, dauert das in einer Stadt, in der ein Bahöl als Kapitalverbrechen gilt, natürlich etwas länger. (Christian Schachinger, 1.7.2019)