Der Unternehmer Norbert van Handel will für die FPÖ in den Nationalrat.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wer von der FPÖ und ihrer Bewunderung für vergangene Zeiten hört, denkt vermutlich nicht an die österreichisch-ungarische Monarchie. Genau damit beschäftigt sich aber eine Organisation, der FPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer angehört: der St.-Georgs-Orden. Ihm sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Freiheitliche beigetreten, nachdem er zuvor vor allem ÖVP-Politiker in seine Rängen aufgenommen hatte.

Aber nicht nur das: Norbert van Handel, der den St.-Georgs-Orden 2007 auf neue Beine gestellt hat, kandidiert dieses Mal sogar selbst auf der Bundesliste der FPÖ – und zwar auf einem Listenplatz, der ihm durchaus ein Mandat bescheren könnte. So belegt er Platz acht auf der Bundesliste, 2017 schaffte die FPÖ dort neun Mandate.

"Rufe nach einem Kaiser"

Wie passt eine Kandidatur bei den Freiheitlichen zu Aussagen van Handels, dass die Monarchie die "bessere und günstigere Staatsform" sei, die "aber nur vom Volk kommen könne"? Das sagte van Handel 2018 den "Oberösterreichischen Nachrichten", außerdem berichtete er, dass man in "Wiener Proleten-Beisln" wieder "nach einem Kaiser rufen würde". Auf Anfrage des STANDARD sagt FPÖ-Chef Hofer dazu, dass er "Aussagen Dritter nicht kommentiert". Kann man innerhalb der FPÖ nun nach einem Kaiser rufen?

Van Handel bestreitet, dass er das getan habe. Ein Monarchist sei er nicht, sagt er zum STANDARD. Vielmehr habe er "theoretisiert", und das tue er auch jetzt. So seien Vorteile der Monarchie, dass es keine Wahlkämpfe gäbe – man also Geld spare – und dass ein Monarch die Bundespräsidentschaft mit Vorbildung übernehme und dass dieser ja auch nicht mehr bezahlt bekäme als ein Präsident. Und: "England ist ja auch eine Monarchie, die funktioniert." Aber: "Sie werden von mir kein Wort hören, dass ich die Einführung der Monarchie verlange. Nur das Volk könnte dies entscheiden."

Wie er auf den Platz acht der FPÖ-Bundesliste zur Nationalratswahl gekommen sei, wisse er selbst nicht ganz. Er habe Norbert Hofer aber definitiv Unterstützung zugesagt, als dieser die FPÖ übernommen hat. Im Nationalrat will sich van Handel um Landesverteidigung und Außenpolitik kümmern: Er möchte "im Lichte der österreichischen Geschichte einen wesentlich engeren Kontakt zu ehemaligen Kronländern halten", um gemeinsam in der EU stark zu sein.

Großmeister Habsburg

Das passt zum St.-Georgs-Orden, dessen Mitglieder regelmäßig die Gebiete der einstigen Donaumonarchie bereisen. Sein Großmeister ist logischerweise Karl von Habsburg, der auf Webseiten wie dem Facebook-Auftritt des Ordens ausnahmslos als "seine kaiserlich-königliche Hoheit" tituliert wird. Van Handel – ein Baron – ist Ehrenprokurator, dazu kommen zahlreiche Ehrenritter und Ehrendamen. Beispielsweise die einstigen Landeshauptleute Josef Pühringer, Franz Schausberger, Herwig van Staa, Luis Durnwalder und Josef Pröll sowie der amtierende oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer und Ex-Ministerin Beatrix Karl (alle ÖVP). Aber eben auch vermehrt Freiheitliche: Etwa Ex-Vizekanzler Herbert Haupt, Ex-Klubobmann Johann Gudenus und die Wiener Stadträtin Ursula Stenzel.

"Der Orden ist überparteilich, wir haben Mitglieder aus allen drei Großparteien und aus den Neos", sagt van Handel. Dass sein Engagement für die FPÖ von einigen Ordensmitgliedern kritisch gesehen werde, lasse ihn "völlig kalt". 2017 war Erhard Busek ausgetreten, weil sich van Handel im Bundespräsidentschaftswahlkampf für Hofer ins Zeug gelegt hatte. Im Gegenzug war die Wahlempfehlung des damaligen ÖVP-Chefs Reinhold MItterlehner für Alexander Van der Bellen ausschlaggebend dafür, dass van Handel seine ÖVP-Mitgliedschaft beendete.

Mitteleuropäische Sicherheitskonferenz

Mit der türkis-blauen Regierung dürfte der Orden zufrieden gewesen sein. Laut einem Bericht der "Presse" legten "Ordenskreise" der Regierung ein Papier mit verschiedenen Vorschlägen vor, etwa der Zusammenführung der Sozialversicherungen. Das will van Handel auf Anfrage des STANDARD nicht bestätigen: "Der Orden mischt sich nicht in die Tagespolitik ein, hat aber Werte wie Christlichkeit und Familie."

Bei der "Mitteleuropäischen Sicherheitskonferenz" in Wien erschienen nicht nur die damaligen Minister Karin Kneissl, Norbert Hofer und per Videobotschaft Mario Kunasek, sondern auch Amtskollegen aus Slowenien, Bulgarien und Kroatien. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Institut für Sicherheitspolitik, gemeinsam mit dem St.-Georgs-Orden, Habsburgs Paneuropäischer Bewegung und der Uni Wien. Das Institut für Sicherheitspolitik geriet zuletzt in die Schlagzeilen, weil es vom FPÖ-Abgeordneten Markus Tschank – selbst ein Ehrenritter – geleitet wird und Geld vom damals blauen Verteidigungsministerium erhielt. Gegen Tschank laufen auch als Nachwehen des Ibiza-Videos Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft.

Ein Schloss als "wahnsinnige Belastung"

Das Ibiza-Video sorgte indirekt auch dafür, dass van Handel in die FPÖ eintrat – er tat dies als "Reaktion auf die Auflösung der Koalition". Unterstützen könnte er die FPÖ auch in puncto Adelsaufhebungsgesetz. Das Gesetz, das etwa "von" und "zu" in Namen verbietet, sei "lächerlich, passe aber zum operettenhaften Österreich", sagt van Handel. "Man glaubt, Leute in Schlössern seien reich und wichtig, aber in Wahrheit ist so ein Schloss eine wahnsinnige Belastung." Die FPÖ lässt dazu ausrichten, dass sie sich in ihrem Programm nicht mit dem Thema auseinandergesetzt habe. Und wie hält es eigentlich Norbert Hofer mit der Anrede für Karl Habsburg? "Ich bin mit ihm per Du", heißt es auf Anfrage des STANDARD. (Fabian Schmid, 2.7.2019)