An dieser Stelle, direkt bei der Schildalm, sollen bis zu 80 Prozent des Wasser in Druckstollen ausgeleitet werden.

Foto: W. Retter / Lienz

Matrei – Gegen das in Osttirol geplante Kraftwerk Tauernbach-Gruben regt sich Widerstand. Nach der positiven Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) sind die Kritiker alarmiert. Sie haben Rechtsmittel eingebracht und hoffen, dass das Bundesverwaltungsgericht den Bau noch stoppt.

Seit 2006 plant der Tiroler Landesenergieversorger Tiwag schon an dem Projekt. Ursprünglich als Pumpspeicherkraftwerk konzipiert, wurden die Pläne nach diversen Einwänden hinsichtlich der ökologischen Verträglichkeit abgeändert. Übrig blieb ein Ausleitungskraftwerk am Tauernbach. Dabei wird Wasser aus dem Fluss in Druckstollen abgeleitet und weiter flussabwärts nach dem Krafthaus wieder eingespeist.

Bis zu 80 Prozent des Wassers ausleiten

Dass die geplante Ableitung von bis zu 80 Prozent des Wassers laut UVP-Bescheid keine wesentlichen Auswirkungen auf den Naturhaushalt habe, können die Kritiker nicht verstehen. Auch dass das öffentliche Interesse die ökologischen Bedenken überwiege, wollen sie nicht gelten lassen.

Daher hat eine Allianz aus Alpenverein, WWF, Umweltdachverband sowie des Vereins Erholungslandschaft Osttirol nun mehrere Einsprüche gegen den Positivbescheid eingereicht.

Die Umweltschützer kritisieren etwa, dass die Wirtschaftlichkeit zu hinterfragen sei, weil der Tauernbach im Winter kaum Wasser führe und der Betrieb dann stillstehe. Die Tiwag entgegnet, dass sie als Aktiengesellschaft kein Kraftwerk errichten würde, das sich nicht rechne. Zudem werde die Wirtschaftlichkeit vor dem Baubeginn erneut geprüft.

Sorge wegen Pipeline

Eine Gefahr sehen die Kritiker des Projektes in der Enge des Tauerntales. Dort verläuft nämlich bereits wichtige Infrastruktur wie die Felbertauernstraße, eine 380 KV-Leitung und die transalpine Ölpipeline. Der Druckstollen des geplanten Kraftwerkes würde diese Pipeline zwei Mal kreuzen und ihr auch sonst sehr nahe kommen, geben sie zu bedenken.

Aufseiten der Tiwag kann man diese Sorge nicht nachvollziehen: "Die transalpine Pipeline verläuft von Triest bis Ingolstadt und kreuzt auf diesem Weg alles Mögliche, sogar Autobahnen."

Während die Umweltschützer hoffen, den Bau noch zu verhindern, weist man bei der Tiwag auf die Notwendigkeit, "jede Form der erneuerbaren Energie zu nutzen", hin. Weil der Tauernbach, der bei Matrei in die Isel mündet, Teil eines der letzten großen und noch intakten Gletscherflusssysteme ist, sehen die Gegner das Projekt aber im Widerspruch zu den europäischen Wasserrechtsrahmenrichtlinien. (Steffen Arora, 3.7.2019)