Anna, Ivo, Lilli, Hugo, Benedikt, Kathi und ihre Freunde haben ihren Kugelgrill am Ufer der Neuen Donau aufgestellt. Saucen, kühles Bier und eine Menge verschiedener Salate sind bei ihren Grillereien immer dabei.
Foto: Heribert Corn

"Grillen ohne chillen, das geht gar nicht" – Anna, Ivo und Clique

STANDARD: Anna und Ivo, wie lange kommt ihr schon hierher zum Grillen?

Anna: Bestimmt schon ein paar Jahre. Diese Landzunge ist einfach fein. Direkt nach der Arbeit treffen wir uns so oft wie möglich.

STANDARD: Und seid ihr dann immer so viele?

Heute ist ein Größenrekord. Es sind drei Freundeskreise, die sich hier mischen. Viele von uns sind aus Oberösterreich, wir kennen uns schon seit der Schulzeit.

Kleiner Kugelgrill, Sonne, Wasser und Freunde: Mehr braucht es nicht für eine feine Grillage.
Foto: Heribert Corn

STANDARD: Auf dem Grill liegen Berner Würstel und Halloumi. Gibt es eine Spezialität von dir, die du immer mitbringst?

Ich habe keine, aber mein Freund Ivo, den Schopska-Salat: Feta, Gurke, Tomate und Zwiebel, eine bulgarische Spezialität, die man nicht griechischer Salat nennen sollte.

STANDARD: Und dort drüben, was ist das für ein Salat?

Kathi, den hast du mitgebracht, nicht?

Kathi: Ja, das ist ein Salat aus Melone, Feta, Zwiebel und Rucola.

STANDARD: Gemüse darf bei euch also nicht fehlen?

Anna: Aber ohne Kotelett geht es bei mir auch nicht. Ivo: Und bei mir nicht ohne das kühle Bier, gute Saucen und vor allem die Leute. Ohne Freunde hat Grillen keinen Witz. Grillen ohne chillen, das geht nun einmal nicht.

STANDARD: Dazu hat auch der jüngste Grillfreund ganz offensichtlich etwas zu melden.

Lilli und Benedikt: Unser Sohn Hugo ist drei Wochen alt und heute zum ersten Mal beim Grillen mit. Wahrscheinlich bedeutet die Meldung, dass er sich auch ein Kotelett wünscht.

Das Grillen ist für Sana und Abdul Mobin sowie für ihre Eltern Aminulah und Suhaila eine der liebsten gemeinsamen Tätigkeiten.
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"Tee kommt immer auf unseren Grill" – Familie Masjidi

Aminulah, Suhaila, Sohn Abdul Mobin und Tochter Sana grillen seit fünf Jahren auf der Donauinsel. Immer im Bereich um die Brigittenauer Brücke.

STANDARD: Mit wem grillen Sie am liebsten, Herr Masjidi?

Mit der Familie. Freunde kommen auch immer. Heute sind etwa Layla und Kayum Sideki mit uns hier. Je mehr Leute da sind, umso mehr Spaß haben wir. Und je mehr zusammensitzen, desto besser schmeckt es.

STANDARD: Ist das der größte Fehler beim Grillen? Es allein zu tun?

Sohn Abdul Mobin: Nein, es ist einfach langweilig. Die Vorbereitung macht am meisten Spaß, aber nur, wenn man nicht alles alleine macht.

STANDARD: Was ist also das große Geheimnis an richtigem Grillen?

Vater Aminulah: Das richtige Würzen. Und nicht zu viel. Pfeffer, Salz, Chilipulver und Zwiebel, das war's. Wobei das Marinieren ehrlicherweise die Frauen übernehmen.

STANDARD: Wer hat Ihnen das Grillen beigebracht?

Tochter Sana: Das ist Erfahrung. Meine Mutter hat das mit dem Würzen von ihren Eltern gelernt und diese von ihren Eltern. Aber trotzdem macht es jeder anders. Bei jeder Familie, bei jeder Person schmeckt es anders. Mein Papa hat erst hier auf der Insel zu tun. Er heizt den Grill an und bereitet zuerst einmal den Tee zu.

Grillen macht gemeinsam viel mehr Spaß.
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STANDARD: Tee auf eurem Grill? Was findet man dort sonst noch?

Sohn Abdul Mobin: Wir machen Spieße, eine Art mit Rindfleisch, die andere mit Lammfleisch. Gemüse haben wir extra mitgebracht und essen es roh mit Brot. Dazu gibt es Tee. Ich trinke keinen, aber unsere Eltern sehr viel. Der Tee kommt immer auf unseren Grill. So bringen wir das Wasser zum Kochen. Schwarztee gibt es das ganze Essen über und zur Nachspeise dann mit einem Stückchen Schokolade.

Zu den Spießen aus Lamm- und Rindfleisch gibt es bei Familie Masjidi Tee.
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STANDARD: Und das ist der beste Platz?

Tochter Sana: Wir sitzen meistens lange, daher ist die Straßenlampe hier wichtig. Am Wochenende kommt einer von uns schon um sechs Uhr früh her. Sonst ist alles schnell besetzt. Die anderen bereiten zu Hause vor und stoßen dann dazu. Im Vorjahr haben wir meinen Geburtstag so gefeiert.

Wenn Papa Abdul Mohein den Griller anheizt, helfen Mohammad, Ghassan, Acil und Nidal (von links) fleißig mit.
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"Gut grillen gelingt nur gut gelaunt" – Familie Lababidi

Familie Lababidi wohnt im 18. Bezirk. Ihren kleinen Klappgrill packen sie so oft wie möglich in der Brigittenauer Bucht aus. Darauf kommen dann Lammspieße und mariniertes Huhn.

STANDARD: Wer grillt?

Mutter Sarah: Meistens die Männer. Wir übernehmen den Rest.

STANDARD: Helfen die Kinder auch mit?

Nein, sie können spielen und, wenn sie wollen, zusehen. Bei uns ist das alles entspannt. Jeder macht das, wozu er Lust hat, irgendjemand findet sich immer zum Grillen, und wie gesagt, meine Schwester Mona und ich schneiden in der Zwischenzeit das Gemüse für den Salat. Ich genieße es, unter den Bäumen gemeinsam vorzubereiten.

STANDARD: Grillen ist also eher etwas, womit man aufwächst, als es bewusst zu lernen?

Vater Abdul Mohein: Auf jeden Fall. Ich grille immer schon, mache es aber bestimmt anders als mein Vater. Wobei gut grillen nur gut gelaunt gelingt.

STANDARD: Wobei das Fleisch heute etwas dunkler geraten ist, nicht?

Nein, das ist der Honig. Die Kinder lieben es. Unsere Hühnerschenkel marinieren wir mit Honig, und dann kommen sie direkt auf den Grill. Das sieht dunkler aus. Wichtig ist, das Fleisch so nah wie möglich an der Hitze zu haben.

STANDARD: Ist Honig also Ihre Jokerzutat?

Beim Huhn, ja. Bei den Lammspießen liebe ich die Petersilie und die Zwiebel, die Mona und Sarah in das Fleisch mischen. Beziehungsweise weiß ich gar nicht so genau, wie sie es hinbekommen, dass es so herrlich schmeckt.

STANDARD: Verraten Sie uns das Geheimnis?

Mutter Sarah: Da gibt es nicht viel zu erzählen. Die Zutaten müssen frisch sein, und in Gesellschaft soll man essen. Alleine ist das alles nur halb so lustig. Mir sind die gegrillten Zwiebeln am liebsten. Mein Mann Abdul Mohein legt sie direkt auf die Kohle und hat es im Gefühl, wann der beste Zeitpunkt ist, sie herauszuholen. Sie sind dann weich und auch ein bisschen süßlich, dazu das Röstige von der Kohle ... Aber kosten Sie doch einfach.

STANDARD: Die Zwiebel also pur, dazu Saft, Spieße und Salat. Ein echtes Festmahl. Gibt es denn heute einen besonderen Anlass?

Nein, wir grillen immer hier mit der Familie. Manchmal sind wir mehr, dann wieder weniger. Wir verbringen den gesamten Tag gemeinsam. Heuer haben wir unseren Griller zum ersten Mal im März aufgestellt. Wenn man so will, ist das unser großer Garten, den wir mit Grillfreunden teilen. Auch untereinander kennen sich inzwischen die meisten.

Mostafa mit dem Kopftuch überprüft, ob die Kohle schon bereit ist. Osman, Kaisas und Mohammad legen die Hühnerhaxen auf.
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"Der Chef arbeitet, die anderen essen" – Mostafa und seine Kumpels

Mostafa, Zein, Kaisas, Rabia, Mohammad und Osman grillen ansonsten mit der Familie. An diesem Tag sind sie als Männerrunde ausgerückt. Daher hat Kaisas das Fleisch eingelegt und Zair die Shisha eingepackt.

STANDARD: Seid ihr immer als Männerrunde auf dem Grillplatz?

Mostafa: Nein, heute ist das erste Mal. Aber wir haben uns schon seit Wochen darauf gefreut. Dadurch, dass meistens die Damen die Vorbereitung übernehmen, mussten wir die Aufgaben neu aufteilen.

Mostafa und seine Freunde sind zum ersten Mal als Männerrunde zum Grillen ausgerückt.
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STANDARD: Inwiefern?

Zein: Mostafa ist der Chef, und wir warten, bis das Essen fertig ist. Nein, das ist nur ein Scherz. Das Fleisch hat zum Beispiel unser Freund Kaisas eingelegt. Und dabei auch etwas Neues ausprobiert, denn diese Spieße waren über Nacht in Äpfeln und Kräutern eingelegt.

STANDARD: Und Kaisas' Apfelfleisch wird gut schmecken?

Zein: Natürlich. Wir probieren es gleich aus. Ich habe heute auch zum ersten Mal Spieße gesteckt. Es ist schon etwas anderes im Freundeskreis als mit der Familie.

STANDARD: Daher durfte auch die Shisha mit?

Mostafa: Stimmt, die ist ansonsten selten dabei. Jetzt grillen wir noch fertig, und zum Abschluss gibt es die Shisha mit Apfelgeschmack.

Zein hat zum Männergrillen die Shisha mitgebracht.
Foto: Heribert Corn

STANDARD: Es scheint, als wäre der Apfel eure Zutat des Tages. Hat dieses dunkelrote Getränk auch einen Apfelanteil?

Das ist Vimto aus dem arabischen Supermarkt. Es besteht aus Johannisbeeren, Weintrauben und Johannisbeeren mit Gewürzen und Kräutern. Also nein, kein Apfel.
(Nina Wessely, RONDO, 1.8.2019)