Wer so am Strand liegt, dimmt sein Immunsystem. Die Abwehrkräfte des Körpers können hernach Gefahren schlechter erkennen.

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Im Sommer sind die Menschen gern im Freien. Vor allem in unseren Breiten, wo es die Hälfte des Jahres über kalt ist. Doch gerade im Hochsommer gilt es, die Sonne nur geschützt und in Maßen zu genießen. Ultraviolettstrahlung ist im kurzwelligen Anteil der Sonnenstrahlung enthalten und erfüllt unter anderem wichtige Funktionen für den Stoffwechsel.

Allerdings drohen durch die UV-Strahlung auch akute oder chronische Gesundheitsschäden. Forscherinnen und Forscher an der Medizinischen Universität Graz haben nun den Einfluss von UV-Strahlung auf das Zusammenspiel des Mikrobioms der Haut und des Immunsystems untersucht.

Strahlen dämpfen Immunsystem

UV-Strahlen haben unter anderem für den Stoffwechsel eine wichtige Funktion, da sie den Körper dabei unterstützen, Vitamin D zu bilden. Dieses Vitamin sorgt dann beispielsweise unter anderem für den Knochenaufbau, versorgt die Muskulatur mit Kalzium oder unterstützt das Immunsystem. Doch auch hier gilt wie so oft – auf die Menge kommt es an, da eine Überdosierung der Gesundheit schadet und akute Schädigungen, etwa Sonnenbrand, sowie chronische Schäden wie Hautkrebs entstehen können.

"UV-Strahlung unterdrückt das Immunsystem der Haut, wirkt also demnach immunsuppressiv. Dadurch entsteht eine gewisse Abwehrschwäche, welche in der Entstehung von Hautkrebs eine wichtige Rolle spielt", erklärt Peter Wolf von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie der Medizinischen Universität Graz. Das Ausmaß der durch die UV-Strahlung verursachten Immunsystemunterdrückung lässt sich mit einem Kontaktallergiemodell darstellen.

Dabei stellten die Forscher fest, dass sich das Mikrobiom der Haut – die Gesamtheit der Mikroorganismen, welche die Haut besiedeln – vor der immunsuppressiven Wirkung der UVB-Strahlung schützt. "Im Labormodell konnten wir eindeutig feststellen, dass sich die Immunantwort auf UVB-Strahlung eines Modells mit intaktem Mikrobiom eindeutig von jener eines Modells ohne Mikrobiom unterscheidet", fasst Wolf zusammen.

Mikrobiom der Haut

Das Mikrobiom auf der Haut bewirkt unter Einfluss von UV-Strahlung einen Zustand, der Entzündungsprozesse fördert, während sich in der Haut ohne Mikrobiom ein verstärkt immunsuppressives Milieu ergibt, das Immunsystem also nicht mehr in vollem Umfang arbeitet. "Dieser Zustand wird hauptsächlich durch die erhöhte Expression von Interleukin-10, einem Botenstoff des Immunsystems, hervorgerufen", beschreibt Peter Wolf.

Wird die Haut beispielsweise mit einem Antiseptikum desinfiziert, führt dies zu mehr Immunsuppression nach der Einwirkung von UV-Strahlung. Die Haut kann sich durch das nicht mehr intakte Mikrobiom also nicht mehr ausreichend selbst schützen.

Die Forschungsergebnisse haben weitreichende Bedeutung, zumal die Beeinflussung des Mikrobioms durch Hautpflegeprodukte, Desinfektionsmittel et cetera die Immunantwort auf UV-Strahlung in die eine oder andere Richtung lenken könnte. (red, 2.7.2019)