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So lange wie Amir Peretz hat bisher keiner durchgehalten: Seit gut 30 Jahren sitzt der Mann mit dem Schnauzer im israelischen Parlament. Zwischenzeitig wechselte er die Parteien, kehrte aber wieder zurück in seine Heimat: zur Arbeiterpartei. Nun soll er das sinkende Schiff vor dem Untergang retten: Mit 47 Prozent der Stimmen wurde der 67-Jährige am Dienstagabend zum neuen Chef der Awoda gewählt. "Die Arbeiterpartei ist an diesem Morgen zu neuen Wegen aufgebrochen", schrieb er auf Facebook. Man müsse sich nun vereinen und auf die Wahlen vorbereiten, die kritisch seien für die Zukunft Israels. "Gemeinsam werden wir wieder zu einer politischen und sozialen Alternative."

Peretz folgt auf Avi Gabbay. Unter dessen kurzer Führung erzielte die Partei bei den vergangenen Wahlen im April mit sechs Sitzen das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Sie war einst die Partei der Staatsgründer, der sozialistischen Elite, die das Land aufbaute. Gabbay sorgte für einen Rechtsruck, der nicht allen gefiel. Besonders unbeliebt machte er sich, als er sich vor laufenden Kameras von seiner politischen Partnerin Tzipi Livni trennte – und sie damit bloßstellte.

Politisch steht die Awoda heute knapp vor der Bedeutungslosigkeit. Peretz soll das ändern. Der Vater von vier Kindern wurde in Marokko geboren und kam mit vier Jahren nach Israel. Er lebt in Sderot, einer Stadt nahe dem Gazastreifen.

Nach seiner Zeit als Bürgermeister der Stadt wechselte Peretz 1988 in die Knesset. In den 1990er-Jahren gründete er seine eigene Partei Am Echad, die 2005 Teil der Awoda wurde. Auch nach einem kurzen Ausflug in Tzipi Livnis Hatnua-Partei kam Peretz 2012 zurück zur Awoda.

Von 2005 bis 2007 war er schon einmal Vorsitzender der Partei, wurde 2006 Verteidigungsminister unter Ehud Olmert. Zehn Jahre lang war Peretz auch Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes Hahistadrut. Heute leitet er die österreichisch-israelische Parlamentariergruppe.

In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob Peretz mit einer der anderen Parteien links von Benjamin Netanjahus Likud ein Bündnis eingehen wird. Nach seiner Wahl streckten Vorsitzende anderer Parteien bereits ihre Fühler aus. Schon bald sollen erste Gespräche stattfinden. (Lissy Kaufmann aus Tel Aviv, 4.7.2019)