Alexander und Mathis gehen in die dritte Klasse einer Volksschule. Die Klassenlehrerin hat den Kindern neben dem Zeugnis auch eine Ferienmappe ausgeteilt. Während Alexander gleich erklärt, dass er überhaupt keine Lust darauf hat, hat Mathis bereits, zur Verwunderung seiner Eltern, am selben Tag begonnen, einige Sachunterrichtsaufgaben zu lösen.

Seit Nicoles älterer Sohn Lukas (8) in die Schule geht, hat sie begonnen, für den Buben ein Ferienheft zusammenzustellen, damit er seine Erlebnisse festhalten kann.

Am ersten Ferientag hat sich Eveline (16) einen Lernplan gemacht, um gut durch die Nachprüfung im Herbst zu kommen. Sie hat sich vorgenommen, die ersten zwei Wochen nichts zu tun, aber dann jeden Tag für die anstehende Prüfung zu lernen. Ihre Eltern haben für sie zusätzlich eine Nachhilfe organisiert.

Endlich Ferien

Sommerferien sind die wohl schönste Zeit im Jahr für alle Schülerinnen und Schüler und die manchmal anstrengendste für die Eltern und Bezugspersonen. Diese Zeitspanne für Entspannung und Erholung, für Spaß und Ausgelassenheit ist jedoch mitunter für viele Kinder und Jugendliche zu lange. Denn auch in diesen unterrichtsfreien Monaten möchte das Gehirn von Kindern gefordert werden. So denken sich viele, dass Kinder in den Sommerferien sich durchaus mit dem bereits Gelernten des vergangenen Schuljahres beschäftigen könnten.

Wie viel Zeit Kinder und Jugendliche für die Erholung vom anstrengenden Schuljahr brauchen, ist ganz individuell. So lässt sich keine fixe Aussage darüber treffen, ob man sich mit dem Schulstoff des vorangegangenen Schuljahres noch beschäftigen muss oder nicht.

Klar ist, dass es durchaus sinnvoll sein kann, auf die Schule und das Lernen nicht ganz zu vergessen. Freie Wochen können genutzt werden, den Wissensstand aufrechtzuerhalten und dem großen Vergessen vorzubeugen. Oder wichtige Bereiche, in denen das Kind noch Wissenslücken hat, zu wiederholen.

In den Ferien lernen? Das wollen die wenigsten Kinder.
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Lernen und Spaß sind kein Gegensatz

Die wenigsten Kinder sind begeistert, wenn davon gesprochen wird, auch in den Sommerferien zu lernen. Oft wird das mit Protest quittiert, der Nachwuchs will verständlicherweise nach der anstrengenden Schulzeit die Ferien in vollen Zügen genießen.

Deshalb muss man dem Kind und Jugendlichen die Vorteile des Lernens, des Wiederholens des Schulstoffes vermitteln. Kinder sehen das häufig als Strafe für eine nicht genügend erbrachte Leistung und nicht als Hilfe für einen sichereren und ruhigeren Start ins neue Schuljahr.

Partizipation ist der halbe Weg

Damit das Kind nicht das Gefühl hat, dass über seinen Kopf hinweg entschieden wird, ist es wichtig, es an der Planung des zu wiederholenden Lernstoffes teilhaben zu lassen. Kinder und Jugendliche halten sich viel mehr an Vereinbarungen, die sie selbst mitentschieden haben. Den Eltern muss klar sein, wo der Schwerpunkt des Wiederholens und Lernens des Stoffes liegen soll. Womöglich haben die Kinder selbst Ideen, wie sie ihren Wissensstand erhalten oder verbessern. In vielen Schulen ist es üblich, dass Lehrkräfte den Kindern eine Ferienmappe mitgeben, damit sie sich mit dem Schulstoff erneut auseinandersetzen und diesen festigen.

Auch das Lernen in der Gruppe kann Kinder motivieren. Freude und Bestätigung durch andere ist oftmals ein größerer Motivationsanreiz, sich anzustrengen, als allein zu Hause für sich etwas zu machen.

Ein guter Ausgleich

Kinder brauchen viel Zeit für das Spielen und für Abenteuer, Jugendliche brauchen die Peergroup, um sich gut weiterentwickeln zu können. Die schulfreien Wochen sind ein großer Luxus, und das Gefühl, endlich Ferien zu haben, ist für Kinder und Jugendliche ganz wichtig. Es gibt ihnen die Möglichkeit, einmal nichts zu tun und keinen durchstrukturierten Tagesablauf zu haben.

Eine variable Lern- und Wiederholungszeit ist deswegen praktischer. Nichts ist für alle Beteiligten unangenehmer, als wenn das Kind wegen der fest eingeplanten Arbeitszeit in seinen Freizeitaktivitäten gestört werden muss. Damit hat das Kind die Chance, das notwendige Lernen nicht als willkürlichen Machtakt der Eltern zu erleben, sondern sich rechtzeitig darauf einzustellen, dass das Üben noch ansteht und zu erledigen ist.

Ihre Erfahrungen?

Wie handhaben Sie die Lernvorbereitung Ihrer Kinder in den Sommerferien? Ist es Ihnen wichtig, dass Ihr Kind in den Ferien das Gelernte wiederholt und sich auf die nächste Klasse vorbereitet? Welche Camps oder Ferienaktivitäten besuchen Ihre Kinder, in denen Lernen ein wichtiger Bestandteil ist? Posten Sie Erfahrungen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 5.7.2019)