Karin Pollack beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Neuerdings misst sie die UV-Strahlung auf ihrer Haut.

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Ich will niemanden langweilen, und mich selbst am allerwenigstens. Zu viel Sonne ist schlecht, schreibe ich in schöner Regelmäßigkeit zum Sommeranfang, die Aufforderung, sich einzucremen, inklusive. Und ich dachte, dass ich damit auf der sicheren Seite wäre, was Hautkrebs in meinen späteren Lebensjahren anbelangt. Konkret verwende ich akribisch genau Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor 50, achte, dass ich Hautstellen wie Ohren Haaransatz oder rund um den Bikini nicht vergesse, und nein: Zwischen elf und 17 Uhr bleibe ich im Schatten. Und ich hatte in den vergangenen Jahren auch keinen einzigen Sonnenbrand mehr.

Gut also, dachte ich, bis das UV-Strahlenmessgerät in die Redaktion flatterte. Mit diesem marienkäfergroßen Knopf könne man die UV-Dosis messen, mit der meine Haut fertig werden muss. Das ist ein Selbsterfahrungstrip, dachte ich, und wollte es ausprobieren.

Smartes Tattoo: ein "Tattooable" soll in Zukunft die UV-Strahlung messen, einstweilen muss man sich einen Knopf anheften.
Foto: IFCO

Die Macht der Neugierde

Und ja, natürlich steckt da der große L’Oréal-Konzern dahinter, der sich mit der Marke La Roche-Posay als Sonnenschutzspezialist positioniert. Aber wenn die dazu beitragen, dass die Menschen weniger Hautkrebs bekommen, dann ist das doch eine gute Sache.

Erst einmal ging es darum, eine App auf das eigene Handy zu laden und dabei ein paar Daten preiszugeben. Hauttyp zum Beispiel, aber auch die geografische Lage. Das ist klar, die App muss eine Basis für die Berechnung haben. Sie holt sich nämlich dann auch die Wetterdaten aus dem Netz, plus Luftqualität. Was ich mit dem UV-Skin-Tracker gelernt habe: Je höher die Schadstoffkonzentration, umso UV-empfindlicher ist die Haut. Ein Zusatzrisiko für Städter und Städterinnen also, die sich fernab von Schwimmbad und Strand ja eigentlich UV-mäßig immer in Sicherheit wähnten.

Anfangs ging es also recht flott. An dem Punkt, an dem der Chip von meinem Handy abgelesen werden sollte, stockte der Prozess. Zu schlechtes Handy, keine NF-Erkennung. NF steht für Near-Field-Technology. Das kann mein Smartphone leider noch nicht.

So klein wie ein Knopf ist der Messer für die schädliche Sonnenstrahlung. Man zieht den Knopf über das Smartphone (NF-Bereich ist neben der Kameralinse oben) und erfährt, wie hoch die UV-Dosis ist, die man schon abbekommen hat.
Foto: La Roche-Posay

In-vivo-Test

Technisch viel besser ausgestattet sind die anderen Mitglieder meiner Familie. Sie mussten ihre guten Smartphones mit Near-Field-Technologie herausrücken und wurden zur Mitarbeit verpflichtet. "Wo soll ich mir das hinstecken", so die Frage meines Sohnes, der keine Handtaschen trägt. T-Shirt war keine Option, und schließlich wurde der Zähler am Schuh angeklammert.

Das Messprinzip: morgens scannen und abends wieder – so wird die Tagesvolldosis berechnet. Die App am Handy hat aber auch eine Alarmfunktion und fordert zu Zwischenmessungen auf. Alle paar Stunden kommt eine Nachricht, man zieht den Knopf übers Handy und sieht in einem Kreis eine Prozentzahl, die angibt, wie viel UV man schon intus hat – dem Hauttyp entsprechend.

Die schlechte Nachricht: Die Tagesdosis ist wahnsinnig schnell erreicht. Es ist irre, welche Warnwirkung diese Zahlen haben. Wer morgens zehn Minuten zum Bäcker geht (und sich wie ich dafür nicht eincremt), kann danach eigentlich den ganzen restlichen Tag an sonnenstrahlenfreien Orten bleiben. Man ist sehr schnell am Maximum. Die Fahrradfahrt ins Büro, ein Kaffee im Freien: Der Geigerzähler für Sonne ist da ganz unerbittlich.

My Skin Track UV ist auf www.apple.com/at und in Apple Stores erhältlich und kostet 64,95 Euro.

Psyche neu programmieren

Für alle, die noch immer denken, dass Bräune zum Sommer dazugehört, könnten mit diesem Tool anfangen umzudenken. Eine psychische Reprogrammierung vornehmen, sozusagen. Am Strand in der Sonne braten? Da sammelt man wahrscheinlich an einem einzigen Tag die gesamte UV-Jahresdosis ein. Und auch fürs Sightseeing im Sommer bedeutet dies, dass ich meine Tage mehrheitlich in Museen und Kirchen verbringen werde, und, wenn überhaupt, nur abends, eingecremt mit langen Ärmeln und Hosen, Sonnenhut und Riesenbrillen auf die Straße gehen werde. Oder junge Familien: Wer seine Kinder am Strand eine Sandburg bauen lässt, kann sich auch ein Bild über die UV-Dosis machen. Das ist wichtig: Sonnenbrände in der Kindheit sind – wie Studien zeigen – supergefährlich bezüglich Hautkrebs, der sich aber erst in späteren Jahren entwickelt.

Zumindest nehme ich mir vor, mir ein neues Smartphone zu kaufen, damit ich den UV Skin Tracker als ständiges Mahn-Tool bei mir haben kann. Es funktioniert nämlich wirklich sehr einfach. Etwas nervig an der App ist leider die ständige Produktwerbung, vor allem auch für La-Roche-Posay-Produkte, die nichts mit Sonnenschutz zu tun haben. Noch halte ich diese Werbung aus, aber langfristig könnte mich das vom Strahlenmessen abbringen. Oder vielleicht habe ich dann auch bereits verinnerlicht, dass "Braunwerden" keine Option mehr ist. Wäre zu hoffen. (Karin Pollack, 7.7.2019)