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Influencer zahlen statt vier nun acht Dollar am Eisstand von Joe Nicchi.

Foto: AP

Joe Nicchi betreibt einen fahrbaren Softeis-Stand in Los Angeles, und er ist kein Freund von Influencern. Immer wieder wurden "Kunden" vorstellig, die gerne ohne Geldleistung kalte Köstlichkeiten wollten. Als Gegenleistung versprachen sie dafür Postings auf Instagram und anderen sozialen Netzwerken, die Nicchis Eiscreme-Truck bekannter machen sollen.

Mit seiner Reaktion hat sich der Betreiber nun womöglich mehr Aufmerksamkeit gesichert, als ihm die selbsternannten Markenbotschafter vielleicht je eingebracht hätten. Er startete die Kampagne #InfluencersAreGross (Influencer sind unappetitlich). Wer bei ihm um ein Gratiseis schnorrt, bekommt den doppelten Preis verrechnet. Ein entsprechendes Schild ziert auch die Theke seines Eisverkaufs.

"Wir sind die Anti-Influencer-Influencer"

Seine öffentliche Stellungnahme hat sich dank eines Reddit-Postings wie ein Lauffeuer verbreitet. Mittlerweile kämen Fans aus ganz Südkalifornien nach Los Angeles zu seinem Eisstand, die Kundenanzahl habe sich verdoppelt. Auf Instagram konnte der Auftritt des Eisstandes tausende Follower hinzugewinnen. "Wir sind die Anti-Influencer-Influencer", erklärte er gegenüber dem "Guardian". "Ich hoffe, es inspiriert kleine Betriebe, standhaft zu bleiben und den Leuten zu sagen, sie sollen scheißen gehen."

Wie Werbung funktioniert, weiß Nicchi freilich, denn hauptberuflich ist er eigentlich Schauspieler. Mit dem Eistruck ist er seit 2014 unterwegs, um sein Einkommen aufzufetten. Und aus der Position argumentiert er auch. Er könne sein Eis nicht verschenken, weil er damit Geld verdienen müsse.

"Es geht um vier Dollar"

Am schlimmsten sei es, wenn die Influencer direkt am Stand nach Gratiseis fragen. "Seid ihr verrückt?", fragt er sich bei solchen Angeboten. "Es geht um vier Dollar. Aber offenbar würden sie nicht fragen, wenn die Leute nicht Ja sagen würden." Auch die Anfrage eines bekannten Schauspielers, ob er im Gegenzug für ein Foto der Filmcrew Eis spendieren würde, hat er nach eigenen Angaben schon abgelehnt, da "die Schule meines Kindes keine Fotos mit berühmten Leuten als Zahlungsmittel akzeptiert".

Nicchi genießt seine aktuelle Bekanntheit, will aber nicht abhängig davon sein. Für die Zukunft ist er zuversichtlich. "Sollte Instagram morgen verschwinden, würde das Eisgeschäft es überleben" – im Gegensatz zum Geschäftsmodell vieler Influencer. (red, 5.7.2019)