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Die Sea-Watch 3 vor Lampedusa

Foto: Reuters / Guglielmo Mangiapane

"Du Schlampe, wir töten dich" – Alessandra Vella, jene Untersuchungsrichterin, die die Freilassung der Sea-Watch-3-Kapitänin Carola Rackete beschlossen hat, wird seit Bekanntwerden ihrer Entscheidung in den sozialen Netzwerken beleidigt und bedroht. Die Flut an Hasspostings war so groß, dass die 43-Jährige ihr Facebook-Profil löschte.

"Ein Klima des Hasses"

Doch Vella wird nicht nur in den sozialen Medien angegriffen, sondern auch von Regierungsmitgliedern scharf kritisiert. Italiens Innenminister Matteo Salvini nannte die Entscheidung der Richterin, den Haftbefehl gegen die Kapitänin der Sea-Watch 3 nicht zu bestätigen, "skandalös". Er habe auf eine härtere Reaktion der Justiz gehofft. Der Richterverband ANM reagierte empört und stellte sich hinter Vella. Salvini schüre mit seinen Kommentaren ein "Klima des Hasses und der Abneigung, wie die zahlreichen Postings voller Beleidigungen und Drohungen gegen die Richterin von Agrigent zeigen, die in den letzten Stunden veröffentlicht wurden". Der Oberste Richterrat Italiens forderte indes Schutzmaßnahmen für Alessandra Vella.

Warten auf Anhörung

Auslöser der Attacken gegen die Richterin war, dass sie die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete am Dienstag aus dem Hausarrest entlassen hatte. Dieser wurde über sie verhängt, nachdem sie mit 40 Migranten an Bord in den Hafen von Lampedusa eingelaufen war, obwohl italienische Behörden das verboten hatten. Rackete hält sich nun an einem geheimen Ort in Italien auf, wo sie eine Anhörung im gegen sie laufenden Verfahren wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung erwartet. (Ricarda Opis, 4.7.2019)