In wenigen Wochen ist es so weit: Mit Android 10 wird Google eine neue Generation seines Betriebssystems vorstellen. Das ist schön für jene mit einem ausreichend aktuellen Smartphone und gutem Support durch den Hersteller. Für viele Nutzer sieht der Android-Alltag aber komplett anders aus: Sie verwenden Versionen von Googles Betriebssystem, die schon lange keine Updates mehr erhalten. Ein Blick auf die offiziellen Statistiken umreißt dabei den Umfang dieses Phänomens: Derzeit laufen noch immer 0,3 Prozent aller aktiven Android-Geräte mit Android 2.3 "Gingerbread" – und damit einer fast acht Jahre alten Softwareversion. Bei Android 4.0 sind es eben so viele. Android 4.1 bis 4.3 finden sich gemeinsam bei 3,2 Prozent ein. Android 4.4 kommt dann bereits auf 6,9 Prozent.

Angesichts des seit langem ausgelaufenen Supports stellt sich natürlich die Frage: Wie weit ist ein Smartphone mit solch veralteter Softwareausstattung überhaupt noch nutzbar? Ganz auf die Klärung dieser Frage fokussiert, hat der STANDARD einige alte Smartphones ausgegraben, sie komplett neu aufgesetzt und den Selbstversuch gewagt.

Android 2.3 (Veröffentlichung: Dezember 2010, Hardware: Nexus S)

Allgemeines: Das Erfreuliche zuerst: Das Gerät startet, und sogar der Login in das Google-Konto klappt auf Anhieb. Das mag nicht überraschend klingen, ist es aber durchaus. Bei einem früheren Versuch wurde der Login von einem solch alten Gerät nämlich kurzerhand aus Sicherheitsgründen abgelehnt. Der Grund dafür, dass es diesmal geklappt hat, ist darin zu suchen, dass für den Test ein neuer Google-Account angelegt wurde, manche Nutzer mit bestehendem Account – und höheren Sicherheitseinstellungen – dürften also bereits an dieser Stelle scheitern. Aber weiter im Programm: Direkt nach dem Systemstart stürzt gleich einmal die Android-Market-App ab. Wer nicht (mehr) weiß, was das ist: Dabei handelt es sich um den Vorgänger zu Googles Play Store, der unter Android 2.3 noch vorinstalliert ist. Im Gegenzug gibt es aber eine nette Begrüßung: Das "Willkommen zu ihrem neuen Nexus S"-Mail wird nämlich von Google noch brav versendet.

Android 2.3 "Gingerbread": Bei dem Bild handelt es sich um keine beliebig ausgewählte Grafik, sondern um das offizielle Easter Egg zu der Betriebssystemversion.
Foto: Proschofsky / STANDARD

An dieser Stelle würde jetzt eigentlich das Aktualisieren der vorinstallierten Apps sowie das Einrichten eigener Programme folgen. Doch dieses Begehren findet ein abruptes Ende. Der Android Market wurde nämlich mittlerweile komplett deaktiviert. Statt einer Auswahl an verfügbaren Apps gibt es nun also nur noch einen schnöden "Server Error". In früheren Jahren hätte sich der alte Android Market automatisch in Richtung Play Store aktualisiert, aber selbst das klappt mittlerweile nicht mehr.

Um ein bisschen Bewegung in die Sache zu bekommen, muss ein kleines bisschen "geschummelt" werden. Dankenswerterweise erlaubt Android die manuelle Installation von Apps, und das gilt natürlich auch für den Play Store. Hier stellt sich aber das nächste Problem: Aktuelle Versionen des Play Store (sowie des nicht minder wichtigen Infrastrukturdienstes Play Services) setzen als absolutes Minimum Android 4.1 voraus. Diese laufen hier also nicht mehr. Glücklicherweise finden sich auf Seiten wie APKMirror aber noch alte Play-Store-Ausgaben, eine davon schnappen wir uns, und siehe da: Diese läuft nicht nur, Google aktualisiert den Play Store direkt danach auf die letzte mit Android 2.3 kompatible Version (6.2.02). Die Play Services werden in diesem Zuge automatisch mitinstalliert, von Haus aus waren diese bei "Gingerbread" noch nicht integriert. Nur um das noch einmal klarzustellen: auch diese natürlich in einer veralteten Version, aber zumindest funktionstüchtig.

Systemprogramme: Nachdem der Play Store mit dem Aktualisieren der Apps fertig ist, muss sich zeigen, was davon noch geht. Und hier offenbart sich eine unerfreuliche Erkenntnis, die uns im weiteren Verlauf noch öfter unterkommen wird: Nur weil eine App für eine gewisse Android-Version erhältlich ist, heißt das noch lange nicht, dass sie auch tatsächlich unter dieser läuft. Ein guter Teil der vorinstallierten Apps wurden zwar brav aktualisiert, versagt aber selbst danach noch jegliche Mitarbeit. Ein Paradebeispiel hierfür liefert Youtube, das mit der vorinstallierten Version schon nicht funktioniert hat, nach dem Update aber zumindest kurz lädt, dann aber erst recht keine Videos abspielen kann. Stattdessen hat die neuere Version einen unerfreulichen Nebeneffekt: Sie frisst den Akku des Geräts in Windeseile leer. Von einem Start der Youtube-App ist auf so einem Gerät also dringend abzuraten. Bei anderen aktualisierten Apps sind die Auswirkungen nicht gar so unerfreulich, sie laufen aber trotzdem nicht. Dazu zählen etwa Google Earth oder auch die Sprachsuche von Google.

Der Grund dafür ist schnell erklärt: Die meisten App-Anbieter haben den Support für Android 2.3 schon länger gekappt. Um die auf dieser Version verbliebenen Nutzer nicht ganz zu verlieren, dreht man diesen aber den Zugang nicht komplett ab, sondern liefert schlicht veraltete Versionen. Das mag zwar zunächst nach einer guten Idee klingen, der Test zeigt aber schnell, dass es das nicht ist. Denn natürlich werden diese alten Versionen nie wieder getestet und rotten so langsam vor sich hin. Insofern macht man den Nutzern damit in Wirklichkeit keinen großen Gefallen, da sie dann Apps installieren, die in Wirklichkeit gar nicht mehr funktionieren.

Aber es gibt auch erfreuliche Ausnahmen: Gmail und Google Maps funktionieren nämlich selbst unter Android 2.3 noch immer tadellos. Natürlich nicht in einer aktuellen Version, aber zumindest die Grundfunktionalität ist da. Ob die Nutzung einer solch alten App-Version (die betreffende Google-Maps-App stammt etwa von 2014) aus einer Sicherheitsperspektive noch wirklich zu empfehlen ist, ist natürlich eine andere Frage.

Android 2.3 in seiner vollen Pracht. Samt dem ersten Live Wallpaper, einem ziemlich verspielten App Launcher und einem nicht mehr funktionstüchtigen Android Market.
Screenshots. Proschofsky / STANDARD

Play-Store-Angebot: Jenseits der vorinstallierten Apps sieht es ziemlich düster aus: Das Angebot im Play Store gleicht einer Geisterstadt. Viele der Kategorien sind komplett leer oder mit wenig bekannten Apps in alten Versionen gefüllt. Die Suche nach einem aktuellen Browser offenbart nichts Brauchbares. Chrome und Firefox laufen beide generell nicht auf Android 2.3. Die besten Angebote aus dieser Kategorie sind noch eine Version von Dolphin aus dem Jahr 2015 und ein Opera Mini von 2016. Beides besser, als den vorinstallierten Android Browser weiterzuverwenden, aber generell trotzdem nicht ratsam, mit so etwas ins Internet zu gehen.

Einen relativ langen Support liefert auch Facebook, wobei der Begriff "Support" auch hier mit Vorsicht zu genießen ist. Lassen sich doch sowohl Facebook als auch Instagram und Whatsapp hier noch installieren und zumindest teilweise nutzen. Auch hier stellt sich wieder die Frage, ob das eine sinnvolle Entscheidung ist. So ist etwa die gebotene Whatsapp-Version aus dem Jahr 2017. Seitdem wurden mehrere Lücken in der App bekannt, über die auch Chats ausspioniert werden könnten. Das mag angesichts dessen, dass so ein Gerät mit Android 2.3 ohnehin zahlreiche Angriffspunkt bietet, zunächst lächerlich klingen. Allerdings geht es eben gerade bei einem Messenger nicht nur um die eigene Sicherheit – sondern auch um private Details aller anderen Gesprächsteilnehmer. Diesem Problem scheint sich Facebook zumindest ansatzweise bewusst zu sein, ab Februar 2020 soll der Zugriff von Android-2.3-Geräten auf Whatsapp komplett blockiert werden. Das Einrichten neuer Konten klappt schon jetzt nicht mehr.

Fazit: Als Smartphone-Betriebssystem ist Android 2.3 mittlerweile eigentlich komplett unbenutzbar. Wenn man so ein Gerät unbedingt weiterverwenden will, empfiehlt sich die Reduktion auf die wenigen lokalen Apps wie Telefonie oder Taschenrechner – also bloß nichts, das mit dem Internet verbunden ist. Insofern passt es eigentlich ganz gut, dass der Android Market nicht mehr läuft. Denn nach dem manuellen Update auf den Play Store wurde das Testgerät erheblich langsamer – ohne dass in Hinblick auf die App-Funktionalität substanziell etwas gewonnen wurde. Also: offline, wenn es sein muss, online bitte nicht mehr.

Android 4.1 (Veröffentlichung: Juli 2012, Hardware: Galaxy Nexus)

Allgemeines: Wir überspringen ein paar Versionen, da sich bei diesen in Hinblick auf die App-Kompatibilität nichts Relevantes im Vergleich zu Android 2.3 geändert hat. Stattdessen landen wir bei Android 4.1 und machen damit in Fragen der Benutzbarkeit einen großen Sprung. Wie schon erwähnt, ist das die älteste Version, die noch vom Play Store und den Play Services unterstützt wird, es gibt beide hier also in den jeweils aktuellsten Versionen. Und das ist für die App-Versorgung essenziell. Was zudem auffällt, ist, um wie viel besser "Jelly Bean" im Vergleich zu "Gingerbread" in jeglicher Hinsicht ist. Damals hat das Google-Betriebssystem wirklich große Sprünge vorwärts gemacht. Auffällig ist dabei nicht zuletzt das "Holo"-Design mit seinen dunklen Hintergründen. Aber auch die klassische Systemnavigation mit den drei On-Screen-Buttons wurde damals eingeführt.

Android 4.1 auf dem Galaxy Nexus.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Systemprogramme: Es ist schon fast amüsant, wie viele Apps auf dem Gerät vorinstalliert sind, die Google mittlerweile eingestellt hat. Ob Google+, Google+ Messenger (ja, den gab es auch mal) oder "News and Weather" – alle sind sie mittlerweile Geschichte und somit natürlich nicht mehr nutzbar. Besonders gut illustriert dieses Phänomen die Magazin-App "Currents". Diese läuft zwar nach einem Update über den Play Store noch immer nicht, verweist aber stattdessen aber zumindest auf eine weitere Google-Alternative: Play Kiosk. Das Problem dabei: Auch dieses wurde mittlerweile eingestellt und durch Google News ersetzt, das aber – Überraschung – nicht mit Android 4.1 kompatibel ist.

Ansonsten macht der App-Support zwar deutliche Fortschritte, von "gut" ist er aber immer noch weit entfernt. Youtube läuft nach einem Update – aber nur in einer Version von Juli 2018. Dieses Bild wiederholt sich bei vielen Google Apps: Es gibt sie zwar auch für Android 4.1, aber eben immer nur in mehr oder weniger veralteten Version. Gerade bei Google Maps erweist man den Nutzern damit keinen sonderlich guten Dienst: Die für Android 4.1 verfügbare App aus dem Jahr 2017 ist auf dem Galaxy Nexus nämlich kaum benutzbar, so langsam agiert sie. Ironischerweise lief die ältere App-Version auf dem Nexus S noch tadellos.

Hier zeigt sich auch gut die Kehrseite eines langfristigen App-Support für alte Devices: Wenn man diese nicht laufend auch auf solcher Hardware testet, macht man seine Apps früher oder später selbst unbenutzbar. Bliebe die Möglichkeit, für alte Hardware Schmalspurversionen anzubieten, was aber natürlich zusätzlichen Wartungsaufwand bedeutet. Hersteller, die sich das nicht antun wollen, sollten den Support in solchen Fällen ehrlicherweise gleich ganz abdrehen. Ein weiteres Beispiel hierfür ist Google Earth: Das gibt es für Android 4.1 sogar noch in einer aktuellen Version, es läuft aber schlicht nicht mehr korrekt. Das User-Interface ist zwar noch zu sehen, die Inhalte sind aber verschwunden. Positiv ist hingegen der Messenger Hangouts zu erwähnen, den es hier nicht nur in einer aktuellen Version gibt, sondern der auch noch immer tadellos auf einem solch alten Gerät läuft.

Mit Android 4.1 hielt ein neuer grafischer Stil namens "Holo" Einzug. Im App Launcher sind jede Menge nicht mehr funktionstüchtige Apps zu finden. Und der Chrome informiert über die Notwendigkeit von Updates – auch wenn das gar nicht möglich ist.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Play-Store-Angebot: Bei einem Blick auf den Play Store zeigt sich ein ähnliches Bild: Das Angebot ist im Vergleich zu Android 2.3 deutlich gewachsen, bleibt aber trotzdem überschaubar. Chrome gibt es zwar, aber in einer uralten Version (42) aus dem Jahr 2014. Dass der Browser dann bei jedem Start zum Update auf eine neuere Version rät – die aber eben für Android 4.1 gar nicht verfügbar ist –, passt gut in das bisher gewonnene Bild: Ausprobiert hat all das bei Google offenbar schon lange niemand mehr. Mozillas Firefox gibt es hingegen in einer aktuellen Version, die Freude darüber wird aber schnell gebremst: Die App ist auf dem Galaxy Nexus praktisch unbenutzbar langsam.

Ansonsten sind einige beliebte Apps im Play Store hinzugekommen: Von TikTok über Pinterest bis Amazon Prime Video und Spotify reicht nun die Palette. Aktuelle Versionen bekommt man zwar hier meist nicht, aber immerhin. Eine erfreuliche Ausnahme bildet einmal mehr Facebook: Das gibt es für Android 4.1 ebenso wie Whatsapp bereits in einer aktuellen Version. Bei Instagram muss man sich hingegen mit einer Ausgabe von 2018 zufriedengeben. Und Netflix bietet gar eine App-Version von 2016 – eine wenig ratsame Option. Spätestens hier regt sich langsam Unmut, dass die Nutzer von all dem nichts wissen: Sie glauben nämlich, auf dem aktuellsten Stand zu sein. Dass der App-Anbieter mittlerweile einfach keine Updates mehr für ihre Android-Version anbietet, wird an keiner Stelle im Play Store klargemacht.

Fazit: Wir nähern uns langsam einem nutzbaren Smartphone an – aber auch nur langsam. Das App-Angebot ist im Vergleich zu Android 2.3 deutlich größer, wirklich berauschend ist es aber noch immer nicht. Besonders deutlich zeigt sich das bei Spielen, wo kaum aktuelle Titel verfügbar sind. Ebenfalls interessant: Ein folgendes Update auf Android 4.2 und 4.3 ändert an der beschriebenen Situation praktisch nichts. Ein paar Google-Apps gibt es zwar dann in noch etwas neueren Versionen, alle anderen Hersteller scheinen aber bei den Mindestanforderungen für ihre Apps direkt von Android 4.1 auf 4.4 gesprungen zu sein. Zumindest eine gute Nachricht gibt es aber: Die Performance auf dem Testgerät wurde nach dem Update auf Android 4.3 spürbar besser.

Android 4.4 (Veröffentlichung: Oktober 2013, Hardware: Nexus 4)

Allgemeines: Mit dem Codenamen "KitKat" versehen ist Android 4.4 die erste der erwähnten Versionen, die auch bei STANDARD-LeserInnen noch eine relevante Verbreitung hat: 1,77 Prozent aller Zugriffe auf derStandard.at erfolgen derzeit von einem Gerät mit der fünfeinhalb Jahre alten Ausgabe von Googles Betriebssystem.

Ganz rechts (neben Nexus S und Galaxy Nexus S): Das Nexus 4 mit Android 4.4 "KitKat", übrigens die letzte Android-Generation, die es je über einen Anteil von mehr als 40 Prozent in den Android-Statistiken geschafft hat.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Systemprogramme: Das Bild der defekten Google-Programme wiederholt sich erneut – nur mit neuen Mitspielern. Dieses Mal finden sich etwa Quickoffice oder Google+ Photos (nein, das ist NICHT Google Photos) neu in der Liste der mittlerweile verwaisten Programme. Besonders absurd wird es dann aber bei Google+: Einmal gestartet, drängt die App mittels Benachrichtigung zu einem wichtigen Update. Zu diesem Hinweis scheint man sich irgendwann einmal aus Sicherheitsgründen entschieden zu haben – so weit, so sinnvoll. Das Problem dabei: Mittlerweile wurde Google+ eingestellt, es gibt also gar kein Update mehr, das man installieren könnte. Damit sehen sich die Nutzer mit einer immer wieder auftauchenden Benachrichtigung konfrontiert, die sie nie auflösen können. Google liefert mit solchen Absurditäten zumindest eines: ein hervorragendes Argument gegen die Vorinstallation von nicht unbedingt notwendigen Apps.

Aber um das noch ein bisschen zu relativieren: Viele andere vorinstallierte Apps aktualisiert Google recht brav. Ob Google Calendar, Maps, Drive oder auch Keep und Gmail: Alle sind sie hier in relativ modernen Versionen enthalten. "Relativ" ist hier allerdings der entscheidende Begriff. Denn mittlerweile verlangen fast alle Google-Apps als Minimum Android 5.0. Was man unter "KitKat" bekommt, sind also zumeist App-Versionen aus dem Jahr 2018, die keinerlei Updates mehr erhalten werden. Eine einheitliche Linie gibt es bei den Google-Apps in dieser Hinsicht zwar offenbar nicht, der Trend ist aber unübersehbar.

Bei Android 4.4 gibt es erstmals eine aktuelle Chrome-Version. Der Task Switcher hat noch komplett anders ausgesehen. Und das Ende von Google+ macht gleich bei mehreren vorinstallierten Apps Probleme.
Screenshots. Proschofsky / STANDARD

Play-Store-Angebot: Langsam zeigt sich, was der Play Store alles zu bieten hat. So kommen etwa Snapchat, Slack und Outlook im Angebot hinzu, und auch der sichere Messenger Signal ist unter Android 4.4 endlich verfügbar. Pinterest gibt es in aktueller Version, für Instagram zeigt sich das selbe. Und selbst die Netflix-App ist nicht mehr ganz so veraltet wie unter Android 4.1. Auch die ersten halbwegs aktuellen Spiele tauchen in der Liste auf. Und nicht zuletzt gibt es den Chrome hier bereits in der neuesten Version.

Und doch ist der Sprung nicht ganz so groß, wie man angesichts der noch relativ signifikanten Verbreitung erwarten könnte. Zeigt sich doch, dass nicht nur Google das Minimum für aktuelle Versionen der eigenen Apps auf Android 5 angehoben hat, auch viele Dritthersteller sind diesem Vorbild gefolgt. Wer etwa die neueste Version von Twitter oder der offiziellen Reddit-App haben will, steht hier bereits an. Und dazu kommt eben, dass es viele Apps gleich gar nicht mehr für "KitKat" gibt. In Summe sind in den Toplisten unter Android 4.4 im Play Store zwar schon rund zwei Drittel aller Apps gelistet, die man auch auf aktuellen Smartphones findet, viele davon aber eben in einer veralteten Version.

Fazit: Die Fortschritte im Gegensatz zu den älteren getesteten Android-Versionen sind zwar unübersehbar, eine aktuelle Android-App-Versorgung bekommt man unter "KitKat" aber nicht mehr. Die Nutzung ist geprägt von Apps, die zwar alle noch recht modern wirken, aber in Wirklichkeit keine Updates mehr erhalten. Zumindest gibt es aber bereits aktuelle Browser, und die diversen Apps aus der Facebook-Welt laufen ebenfalls problemlos. Wer bei seinen Smartphone-Aktivitäten keine allzu großen Ansprüche hat, kommt mit Android 4.4 wohl derzeit noch ganz gut über die Runden. Alle anderen werden aber mit "KitKat" nicht mehr glücklich werden.

Android 5.0 (Veröffentlichung: November 2014, Hardware: Nexus 5)

Allgemeines: Unter dem Namen "Material Design" hat Google bei Android 5.0 "Lollipop" eine grundlegende Überarbeitung des optischen Auftritts seines Betriebssystems vorgenommen. Und zwar eine, die nicht nur zu einer Vereinheitlichung grundlegender User-Interface-Konzepte bei Apps und den Android-Varianten anderer Hersteller geführt hat, sondern die auch bis heute weitgehend den Look von Android bestimmt. Zudem sind die beiden Lollipop-Versionen (Android 5.0 und 5.1) noch immer recht weit verbreitet, gemeinsam werden sie global gesehen von rund jedem siebten Android-User eingesetzt.

Android 5.0 brachte das "Material Design", das bis heute die Richtung für Android-Apps vorgibt.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Systemprogramme: Auf die Gefahr hin, dass wir auf dem Grab von Google+ herumtrampeln, muss es dennoch erwähnt werden: Denn es liefert auch hier wieder neue Geschichten. Unter Android 5 passiert mit der App nämlich etwas, womit niemand mehr gerechnet hatte: Sie lässt sich nämlich wieder über den Play Store aktualisieren. Installiert wird dabei allerdings dann "Google+ for Gsuite", also die Reste des sozialen Netzwerks für Unternehmenskunden von Google. Und das läuft natürlich ohne entsprechenden Account nicht. Insofern ist es in diesem Fall – wie auch bei all den anderen kaputten Apps, die im Verlaufe des Berichts erwähnt wurden – besser, die App einfach komplett zu deaktivieren.

Ansonsten ist "Lollipop" die erste Version, in der es all die Google-Apps in aktueller Version gibt – oder zumindest fast alle. Ein paar Ausnahmen gibt es nämlich noch, so setzt etwa Google Play Movies bereits Android 6 voraus. Aber allgemein ist die Softwareausstattung noch recht modern.

Auf die dunkle Phase mit "Holo" folgte ein sehr helles und farbenfrohes Redesign mit "Material Design".
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Play-Store-Angebot: Dieser Eindruck wiederholt sich dann auch im Play Store: Aus den Top-20-Apps sind unter "Lollipop" bereits 19 vorhanden, bei den Trending Apps zeigt sich das gleiche Bild. Und auch von den Top-Spielen gibt es bereits 18 der Top 20. Vor allem aber gibt es praktisch alle davon auch wirklich in aktuellen Versionen.

Fazit: Android 5.0 stellt derzeit die untere Grenze dessen dar, womit man noch einen beinahe uneingeschränkten Zugriff auf aktuelle Android-Apps hat. In allzu großer Sicherheit sollten sich "Lollipop"-Nutzer allerdings nicht wiegen. Immerhin ist es schon rund ein Jahr her, dass Google bei vielen seiner Apps die Mindestanforderungen auf Android 5 erhöht hat – was eine Welle an entsprechenden Anpassungen durch andere App-Hersteller zur Folge hatte. Insofern könnte die nächste Modernisierungswelle bald anstehen, mit der dann Android 6.0 "Marshmallow" zur unteren Grenze für die umfassende Versorgung mit aktuellen App-Updates werden dürfte. Die Motivation dafür ist klar: unnötige Altlasten loszuwerden. Immerhin hat Android seitdem auch große strukturelle Verbesserungen vorgenommen – darunter nicht zuletzt das dynamische Berechtigungssystem, das mit "Marshmallow" eingeführt wurde.

Nachsatz

Um hier keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen, zum Schluss noch eine Bemerkung allgemeiner Natur: Generell ist nicht zu empfehlen, irgendeine der erwähnten Android-Versionen derzeit noch zu nutzen. Immerhin gibt es bei all diesen Geräten keinerlei Sicherheitsaktualisierungen für das Betriebssystem mehr. Google selbst liefert Patches nur noch für Android 7 und neuer, und dass Hersteller ihre Geräte länger als das von Google Gebotene pflegen, wäre mal eine echte Überraschung. Wer also Wert auf einen effektiven Schutz legt, sollte diesen Umstand in Betracht ziehen und wenn möglich auf ein neueres Gerät wechseln, das auch noch wirklich regelmäßige Updates erhält. (Andreas Proschofsky, 7.7.2019)