Intendant und Pianist

Florian Krumpöck hat schnell eine Lösung für das Raumproblem seines Festivals gefunden

Lukas Beck

Wien – Gemeinhin ist das, was diesem sommerlichen Festival widerfuhr, ein Supergau, der zur Absage aller Veranstaltungen führen könnte: Dem Kultur.Sommer.Semmering wurde vor einigen Wochen bezüglich seines Spielortes, des Kurhauses Semmering, mitgeteilt, dass es etwas neu zu regeln gibt. Seitens der Vertreter der kasachischen Eigentümer wurden dabei plötzlich unerfüllbare Forderungen gestellt wie auch die Spielerlaubnis verweigert.

Intendant Florian Krumpöck, überdies Pianist und Dirigent, stand kurz mit üppigem Programm und ohne Aufführungsort da. Die Lösung: Es bot sich das Südbahnhotel als Retter an; nahezu das gesamte Programm mit seinen Ausflügen in Theater-, Literatur- und Musikbereiche zog um.

Mirakulöse Figur

Zu Beginn (6. 7.) begrüßt der Pianist Krumpöck die Gäste selbst spielend; er nimmt sie mit auf eine Pilgerfahrt zu Ludwig van Beethoven. Im Laufe der nächsten Jahre interpretiert der Intendant alle 32 Klaviersonaten des Bonner Grüblers, wobei seine Versionen von Texten und Briefen umrahmt werden, die von Beethoven stammen oder den Komponisten thematisieren. Maria Köstlinger und Jürgen Maurer erhellen dabei lesend u. a. das Wesen der unsterblichen Geliebten. Es ist jene mirakulöse Figur, für die Beethoven schwärmte. Zwischen den formvollendeten Klavierwerken gibt es also Einblicke ins Private.

Danach präsentiert das Festival (von 6. Juli bis 8. September) eine Reihe prominenter Gäste wie Senta Berger, Karl Markovics, Angelika Kirchschlager Alfred Dorfer, Elisabeth Orth, Erwin Steinhauer, Maria Happel oder Fritz Karl. Sie werden sich teils musikfrei dem Lesen hingeben. Mitunter werden Wort und Ton aber auch kombiniert, wie etwa beim Zusammentreffen des Schauspielers Wolfgang Böck und der Oberösterreichischen Concert-Schrammeln.

Der Spaßvogel

Auch das gewissermaßen nur der Musik zugeneigte Angebot ist einen Besuch wert: Da tritt das muntere Janoska Ensemble auf wie auch der Barde Ernst Molden (ja, er rezitiert auch). Da hört man den virtuosen Musikspaßvogel Aleksey Igudesman wie auch den Wiener Gitarristen Harri Stojka oder die Band Federspiel.

Das Festival endet im Südbahnhof dann bei wohl etwas tieferen Septembertemperaturen mit dem Bassisten Georg Breinschmid und dem Trompeter Thomas Gansch, also mit einem ziemlich heiter-virtuosen Duo, das den Jazzbereich nicht meidet. (Ljubisa Tosic, 4.7.,2019)