Dieter K. kann wieder ruhig schlafen. Seine Mietwohnung in Wien-Neubau, südseitig, große Fenster – hatte sich in den letzten heißen Tagen auf bis zu 34 Grad erhitzt. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Die Vorhänge hielt er tagsüber geschlossen, abends versuchte er, die Wohnung durch Lüften abzukühlen. Geholfen hat all das nichts. Schließlich kaufte er sich ein mobiles Klimagerät. Nun schaltet er es immer abends ein. Dann dröhnt es einige Stunden so laut vor sich hin, dass er nicht einmal fernsehen kann. Danach hat es in der Wohnung dafür angenehme 24 Grad.

Dieter K. ist nicht alleine. Jeder dritte Österreicher plant laut Umfragen in den nächsten Jahren den Kauf eines Klimagerätes. Denn in Städten wie Wien wird es im Sommer immer heißer. Die Anzahl sogenannter Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad absinkt, steigt. Eine Abkühlung der Wohnung wird so immer schwieriger.

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DER STANDARD

Doris Banner, Expertin für Bauen, Wohnen und Energie bei der Wiener Umweltorganisation Die Umweltberatung, warnt vor übereilten Kaufentscheidungen. Jene mobilen Klimageräte, die im Baumarkt besonders günstig sind, sind auch besonders ineffizient: Bei ihnen wird warme Luft mittels Abluftschlauch aus der Wohnung nach draußen befördert. Weil die dafür nötige Öffnung im Fenster aber meist schlecht abgedichtet ist, dringt genau dort wieder warme Luft ein. "Diese Geräte fressen viel Energie und befeuern damit den Klimawandel weiter", kritisiert Banner.

Horrende Stromkosten

Sie warnt auch vor horrenden Stromkosten, weil sich Hitzegeplagte beim Verbrauch ihrer Geräte verschätzen. Besser findet Banner energiesparende Ventilatoren. Und wenn schon Klimagerät, dann lieber ein effizienteres Splitgerät mit guter Leistungszahl, das aus einem Innenteil und einem Außenteil besteht.

Allerdings ist für ein solches das Einverständnis des Vermieters notwendig, weil der Einbau mit einer Veränderung der Außenhaut einhergeht. Vermieter verweigern ihre Zustimmung aber oft – etwa weil sie angesichts der nicht immer ganz leisen Geräte Nachbarschaftsstreit befürchten. Oder weil sie sich das Dach für einen späteren Dachausbau freihalten wollen. Wer ein Klimagerät haben möchte, sollte seinem Vermieter also eine Lösung präsentieren, bei der man das Gerät nicht sieht – und es niemanden stört.

Experten raten Hitzegeplagten eher zu Ventilatoren ...
Foto: iStockphoto/CentralITAlliance

Die Hitze beschäftigt mittlerweile auch Juristen. "Bis vor vier, fünf Jahren waren Klimageräte in unseren Beratungen überhaupt kein Thema", berichtet Wolfgang Kirnbauer vom Mieterschutzverband. Das hat sich mit den heißer werdenden Sommermonaten geändert. Allerdings ist es aktuell fast aussichtslos, ein Klimagerät gegen den Willen des Vermieters durchzusetzen. In einem OGH-Beschluss vom heurigen Februar heißt es, dass Mieter erst beweisen müssen, dass der Einbau eines Klimagerätes in ihrer Nachbarschaft verkehrsüblich ist. Juristen erwarten weitere Urteile.

Temperaturgarantie im Mietvertrag

"Das Nachrüsten mit einem Klimagerät ist bei Mietern sehr, sehr, sehr schwierig", sagt der auf Wohnrecht spezialisierte Rechtsanwalt Ronald Geppl. Er empfiehlt daher, schon vor der Anmietung einer Wohnung zu überprüfen, wie diese gegen die Hitze gewappnet ist. Geppl glaubt, dass es künftig Temperaturgarantien der Vermieter in Mietverträgen geben sollte. Darin wird beispielsweise vereinbart, dass es in der Wohnung bei ordentlicher Benutzung tagsüber nicht heißer als 28 Grad wird – sonst muss weniger Miete gezahlt werden. Vorerst wird es solche Klauseln laut Geppl aber wohl nur im Luxussegment geben.

... statt Klimageräten. Besonders ineffizient sind mobile Klimageräte.
Foto: Nanyo

Klar ist: Wer ein Klimagerät trotz Vetos seines Vermieters durchsetzen will, braucht einen langen Atem. Der heurige Sommer wird bis zu einer Gerichtsentscheidung sicher vorbei sein – und vielleicht sogar der nächste, meint Geppl. Und dann ist in Wien immer noch eine Bewilligung durch die MA 19 (Architektur und Stadtgestaltung) und die MA 37 (Baupolizei) notwendig.

Sonnenschutz und Querlüften

Energieberaterin Banner rät Hitzegeplagten ohnehin dazu, zuerst sämtliche Alternativen zum Klimagerät auszuprobieren. Am wichtigsten ist, die Hitze nicht in die Wohnung zu lassen. Das funktioniert mit außenliegendem Sonnenschutz, der verhindert, dass sich die Räume aufheizen. Allerdings ist auch für diese Montage die Einwilligung des Vermieters notwendig.

Außerdem sollten die Fenster untertags geschlossen bleiben – und in den kühleren Nachtstunden richtig gelüftet werden: Am besten funktioniert Querlüften, also das Öffnen von gegenüberliegenden Fenstern. "Sobald die Temperaturen in der Früh steigen, müssen die Fenster allerdings wieder geschlossen werden", betont Banner. Sämtliche Wärmequellen – ein Fernseher im Standbymodus zum Beispiel – sollten ausgeschaltet werden. Auch Pflanzen und leichte Kleidung können Linderung verschaffen.

Bringt all das nichts, bleibt noch ein kaltes Fußbad. Und der Gedanke an die Amundsen-Scott-Forschungsstation in der Antarktis. Dort hat es im Jahresschnitt erfrischende minus 49 Grad. (Franziska Zoidl, 5.7.2019)