Im vergangenen Sommer klärten sie auf Werbeplakaten den "Nudelfall ungelöst" auf und sicherten den "Tatort Leberkäs". Sie fassten die "Pizza kriminale" und verteilten Deos in der U6. Diesen Sommer gehen die für Öffis zuständige Wiener Stadträtin Ulli Sima und die Wiener Linien einen Schritt weiter: Im Juli werden in vier Zügen der U-Bahn-Linien U1 und U6 Raumdüfte getestet. Die Fahrgäste dürfen bis Ende des Monats abstimmen, ob sie "Relax", "Energize", "Fresh White Tea" oder "Happy Enjoy" bevorzugen.

Die für Öffis zuständige Wiener Stadträtin Ulli Sima vor einem bedufteten U-Bahn-Zug.
Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Das nehmen Gegner des Essverbots zum Anlass, um nach einem olfaktorischen Ersatz ihrer Lieblingsspeisen zu rufen: Wo bleiben die Duftrichtungen "Döner-High", "Pizza-Breeze" oder "Käsekrainer No. 5"? Sima und die Wiener Linien haben das wohl nicht im Sinn, wenn sie darüber nachdenken, die Schnupperfahrten im kommenden Jahr auszuweiten.

Die PR-Aktion wirft aber noch andere, weit wichtigere Fragen auf: Gäbe es nicht effektivere Maßnahmen, um das Wohlbefinden der Fahrgäste zu steigern? Wäre es beispielsweise nicht sinnvoller, alle U-Bahn-Züge mit Klimaanlagen auszustatten?

Natürlich sind PR-Aktionen wie die Zwangsbeduftung medienwirksamer. Ressourcenintensiv sind sie aber auch. Man muss kein Spürhund sein, um das zu erschnüffeln. Langfristig wird sich dadurch nichts ändern. Sobald die Aktion wieder verduftet, bleibt davon nicht mehr übrig als viel heiße Luft und ein Hauch von Achselschweiß. (Alexander Polt, 4.7.2019)