Sie stammen meist aus fernen Ländern, können ganz schön hartnäckig sein und lassen sich kaum mehr abwimmeln: Neophyten sind Pflanzenarten, die in einem Gebiet nicht ursprünglich vorkommen, sondern dort durch den Menschen absichtlich oder unabsichtlich eingeführt wurden. Oft kamen sie als edle Zierpflanzen oder reisten unentdeckt in unsere Breiten, wo sie sich zum Teil massiv ausbreiten, auch angefeuert durch das wärmere Klima. Dabei können sie beträchtlichen Schaden anrichten.

Sie verdrängen ursprünglich ansässige Pflanzen und damit auch heimische Insekten und andere Tiere, die auf oder von Pflanzen leben und nicht an diese neuen Arten angepasst sind. In der Folge stellen invasive Neophyten häufig eine Bedrohung für die Artenvielfalt dar – besonders in naturnahen Lebensräumen, die ohnedies immer seltener werden. Neophyten können aber auch Schaden anrichten, indem sie die Gesundheit des Menschen beeinträchtigen, Bauwerke beschädigen oder Probleme in der Landwirtschaft verursachen.

Robinie: Giftige Pionierpflanze

Die Robinie (Robinia pseudoacacia) oder Falsche Akazie scheint auf den ersten Blick ein durchaus sympathischer Baum: Ursprünglich in Nordamerika daheim, gelangte sie bereits im 17. Jahrhundert nach Mitteleuropa, wo sie in Gärten und Parks angepflanzt wurde. Ihr schnelles Wachstum und vielseitig verwendbares Holz machten sie auch zu einem beliebten Baum bei Aufforstungen. Außerdem sind ihre Blüten sehr nektarreich und daher eine gute Bienenweide. Heute gibt es sie in fast ganz Europa, wobei sie in Österreich vor allem im Osten des Landes häufig ist.

Probleme macht die Robinie allerdings in naturnahen Landschaften, in die sie zunehmend eindringt: Nährstoffarme Lebensräume wie etwa Trockenrasen sind heutzutage selten und die auf sie angewiesenen Arten gefährdet. Als typische Pionierpflanze hat die Robinie keine Probleme, solche Habitate zu besiedeln. Dabei verdrängt sie nicht nur heimische Arten, sondern ändert auch die Nährstoffverhältnisse im Boden: Mithilfe symbiontischer Bakterien ist sie nämlich imstande, Luftstickstoff zu binden und so ihren Standort selbst zu düngen. Pflanzen und Tiere, die auf nährstoffarme Lebensräume spezialisiert sind, werden auf diese Weise weiter zurückgedrängt.

Die Robinie enthält übrigens das Alkaloid Robinin und ist dadurch hochgiftig für Mensch und Tier: Besonders konzentriert tritt das Gift in Rinde und Früchten auf.

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Ragweed: Hochallergene Problemart

Die Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) – besser bekannt unter dem Namen Ragweed – stammt aus dem Südosten der USA. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde sie mit verunreinigtem Saatgut, Vogelfutter und Getreideimporten nach Europa eingeschleppt. In einem Innsbrucker Herbar gibt es ein Exemplar aus dem Jahr 1883, doch erst in jüngerer Zeit breitet sie sich in Österreich aus. Vor allem der warme Osten wird gern besiedelt, wobei die S1-Schnellstraße im Süden Wiens einen der bekanntesten Ausbreitungskorridore darstellt. Ambrosia ist eine typische Pionierpflanze, die rasch Brachflächen, Baustellen und Kiesgruben besiedelt. Durch verunreinigte Geräte erobert sie aber auch zusehends landwirtschaftliche Flächen. Mancherorts hat sie sich bereits zu einer echten Problemart entwickelt, etwa in Mais- und Sonnenblumenkulturen.

Das größte Problem stellen jedoch die Pollen der Beifuß-Ambrosie dar: Sie sind nämlich hochallergen und verursachen zunehmend Beschwerden bei dafür empfindlichen Menschen. In Deutschland schätzt man die daraus entstehenden Behandlungskosten auf circa 50 Millionen Euro pro Jahr. Da die Art außerdem von August bis Oktober blüht, verlängert sie die Allergiesaison um gut zwei Monate. Die Med-Uni Wien betreibt die Website ragweedfinder.at, die die österreichischen Vorkommen dokumentiert und über die Allergiebelastung informiert.

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Himalaja-Springkraut: Rekord-Samenschleuder

Die Heimat des Himalaja-Springkrauts oder Drüsigen Springkrauts (Impatiens glandulifera) liegt im westlichen Himalaja-Gebiet. Von dort wurden Samen das erste Mal 1839 nach England gebracht. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Himalaja-Springkraut auch in österreichischen Gärten gern angepflanzt. In freier Natur wurde es in Österreich 1898 das erste Mal gefunden, und zwar am Weidlingbach bei Klosterneuburg in Niederösterreich. Seit Mitte der 1990er-Jahre breitet es sich massiv aus: Heute ist es an fast jedem Fließgewässer anzutreffen.

Im Unterschied zu vielen anderen Neophyten, die für die heimische Fauna kaum nutzbar sind, werden die nektarreichen Blüten des Himalaja-Springkrauts gern von Bienen, Hummeln und zahlreichen kleineren Insekten besucht. Auch beherbergt es viele Arten von Blattlausvertilgern.

Probleme macht die Art allerdings auf der Ebene des Naturschutzes: Eine einzelne Pflanze kann bis zu 1000 Samen erzeugen und diese über einen Schleudermechanismus bis zu sieben Meter weit katapultieren. So können die bis zu 2,5 Meter hohen Pflanzen rasch dichte Reinbestände ausbilden, durch die sie heimische Arten verdrängen – eine Entwicklung, die vor allem in naturnahen Lebensräumen unerwünscht ist, noch dazu, wo die Bekämpfung des Himalaja-Springkrauts sehr schwierig ist. Die Samen sind übrigens essbar: Sie haben einen nussigen Geschmack.

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Riesen-Bärenklau: Gefährliche Zierpflanze

Der aus dem Kaukasus stammende Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) macht seinem Namen alle Ehre: Er kann bis zu vier, fünf Meter hoch werden. Nach Europa kam er 1815 auf illustrem Wege: Zar Alexander I. übergab Fürst Metternich nach dem Wiener Kongress eine Vase voll mit Samen der neuen Art, und der Beschenkte ließ sie als Zierpflanze in Parks einsetzen. Größere Ausbreitungstendenzen des Riesen-Bärenklaus gibt es in Österreich allerdings erst seit den 1960er-Jahren: einerseits durch gezielte Anpflanzungen, andererseits durch unabsichtliche Verbreitung über Bauschutt, Gartenabfälle oder in Reifenprofilen.

Der Riesen-Bärenklau sieht zwar hübsch aus, sollte aber unter keinen Umständen berührt werden: Die ganze Pflanze und vor allem der in ihr enthaltene Saft enthalten Stoffe, die in Verbindung mit Licht heftige Hautschäden hervorrufen. Es handelt sich dabei nicht um eine allergische Reaktion, sondern um eine, die bei allen Menschen auftritt: An Hautstellen, die mit der Pflanze bzw. ihrem Saft in Kontakt kommen und danach dem Sonnenlicht ausgesetzt werden, entwickeln sich ein bis zwei Tage später stark juckende, blasenbildende Entzündungen, die Verbrennungen dritten Grades entsprechen können. Die Heilung kann sich über Wochen ziehen und Narben zurücklassen.

Vor allem Kinder, die die Riesenblätter oder die hohlen Stängel zum Spielen verwenden, sind gefährdet.

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Goldrute: Anspruchslos, attraktiv, bedrohlich

Die aus Nordamerika stammende Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) wurde 1648 als Zierpflanze nach England gebracht; die ganz ähnliche Riesen-Goldrute (Solidago gigantea) gelangte erst im 18. Jahrhundert nach Europa. Seit den 1950er-Jahren verbreiten sich die beiden Arten explosionsartig in Mitteleuropa und gehören heute zu den häufigsten Neophyten überhaupt. Beide Arten sind recht anspruchslos, was die Nährstoffversorgung angeht, werden bis zu 1,5 Meter, in seltenen Fällen sogar bis zu 2,5 Meter hoch und blühen von August bis Oktober. Da sie sehr attraktiv sind und zudem eine beliebte Bienenweide, werden Goldruten bis heute im Blumenhandel angeboten.

In naturnahen Lebensräumen stellen die eingebürgerten Goldruten jedoch eine ernsthafte Bedrohung für die Artenvielfalt dar: Haben sie einmal Fuß gefasst, bilden sie rasch eine Monovegetation aus, verdrängen dabei die ursprünglichen Pflanzen und verändern so die Natur des ganzen Lebensraums. Die Bekämpfung der amerikanischen Goldruten ist extrem aufwendig und muss über mehrere Jahre erfolgen, wenn sie überhaupt Erfolg haben soll. Naturschützer plädieren aus diesem Grund dafür, die Kanadische und Riesen-Goldrute nicht mehr anzupflanzen.

Es gibt auch eine heimische Goldruten-Art, nämlich die Echte oder Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea): Die wird allerdings maximal einen Meter hoch.

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Götterbaum: Altwiener Spezialität

Der ursprünglich in Süd- und Ostasien beheimatete Götterbaum (Ailanthus altissima) ist eine Art Wiener Spezialität: Die erste Bepflanzung der Wiener Ringstraße 1860 erfolgte mit Platanen und Götterbäumen. Allerdings gediehen sie dort nicht gut und wurden im Lauf der Zeit ersetzt, das letzte Exemplar 2005.

Außerdem wächst direkt am Stephansdom in der Wiener Innenstadt ein Götterbaum, der durch eine Universum-Doku 1997 berühmt wurde – nicht zuletzt, weil an ihm die Raupen des ebenfalls aus Asien stammenden Götterbaum-Spinners leben, eines Schmetterlings mit zehn bis 13 Zentimetern Flügelspannweite. Ab August trägt der Götterbaum leuchtend rote Fruchtstände. Die daran sitzenden geflügelten Früchte enthalten – ebenso wie die Rinde – den giftigen Bitterstoff Quassin.

Als wärmeliebende Pionierart ist der Götterbaum imstande, in kleinsten Ritzen und Fugen zu keimen. Im Stadtbereich ist er normalerweise unproblematisch, sofern er nicht durch sein Dickenwachstum Gebäude beschädigt. Allerdings dringt er zunehmend in naturnahe Lebensräume wie Trockenrasen oder auch Auwälder ein, die er nachhaltig verändern kann. In der Folge gefährdet er die dort ursprünglich ansässige Flora und Fauna. Aus Naturschutzgründen sollte der Götterbaum daher nach Möglichkeit nicht mehr angepflanzt werden. Als Alternative bietet sich die Gewöhnliche Esche (Fraxinus excelsior) an.

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Hybrid-Pappel: Beliebter Auwaldbesetzer

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden nordamerikanische Pappel-Arten mit der europäischen Schwarzpappel (Populus nigra) gekreuzt. Die daraus entstandenen Mischlinge werden als Hybrid-Pappeln bezeichnet. Es gibt rund 14 Sorten, die in der ganzen gemäßigten Zone gezüchtet werden. Gefördert wurde ihr großflächiger Anbau durch den Holzmangel nach dem Zweiten Weltkrieg, denn die Hybriden wachsen sehr rasch und eignen sich sehr gut für die Holzproduktion. Heute werden sie auch in der Biomasseproduktion eingesetzt. Außerdem sind sie beliebte Windschutz- und Alleebäume.

Besonders günstige Bedingungen finden Hybrid-Pappeln an feuchten, häufig überschwemmten Standorten wie etwa den Donauauen. Sie verdrängen dort die heimischen Schwarzpappeln, da sie sich mit diesen problemlos kreuzen, aber viel häufiger sind als jene. Reinerbige Schwarzpappeln sind daher mittlerweile echte Raritäten. Hybrid-Pappel-Wälder sind jedoch artenärmer als Auwälder und beherbergen eine ganz andere Artenkombination – eine Entwicklung, die im Naturschutz unerwünscht ist.

In den Donauauen wurde 1860 mit der großflächigen Anpflanzung von Hybrid-Pappeln begonnen. Im heutigen Nationalpark gibt es viele Standorte von Hybrid-Pappeln aus der Zeit, als das Gebiet noch forstlich genutzt wurde. Seit Jahren wird daran gearbeitet, diese Bestände durch heimische Bäume zu ersetzen.

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Staudenknöterich: Wurzelnde Wucherer

Der Japan-Staudenknöterich (Fallopia japonica) und der sehr ähnliche Sachalin-Staudenknöterich (Fallopia sachalinensis) stammen beide aus Nordostasien und gelangten im 19. Jahrhundert als Zier- und Viehfutterpflanzen nach Mitteleuropa. Die Pflanzen besitzen eine außerordentliche Wuchskraft: Sie können bis zu vier Meter hoch werden, wobei ihre Stängel bis zu sieben Zentimeter am Tag wachsen können.

Sie sterben zwar im Winter ab, bilden aber bis zu zwei Meter unter der Erde Wurzelsprosse aus, aus denen sie im nächsten Frühjahr wieder austreiben. Kleine Stücke dieser Wurzelsprosse, die an neue Standorte gelangen, genügen, um dort große Bestände auszubilden.

Die eingewanderten Staudenknöteriche sind in zweierlei Hinsicht problematisch: Zum einen können sie durch ihr starkes Wachstum Schäden an Gebäuden, Bahndämmen oder Uferbefestigungen anrichten. Zum anderen hat die heimische Flora an Standorten, an denen sich die Arten einmal festgesetzt haben, kaum eine Chance: Die wuchernden Bestände sind einfach zu dicht für sie.

Auch auf diese beiden invasiven Arten sollte daher in Gärten verzichtet werden. Eine unbedenkliche Alternative bietet zum Beispiel der zierlichere Bergknöterich (Aconogonon sericeum). Die gärtnerische Auslese "Johanniswolke" blüht sogar auffälliger und länger als die neophytischen Varianten. (Susanne Strnadl, 7.7.2019)

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