Agnes Husslein (hier im Jahr 2017) wird Direktorin des neuen Museums von Heidi Horten.

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Agnes Husslein-Arco beriet ihre Freundin, die Milliardärin Heidi Horten, seit Jahrzehnten

bei Ankäufen. Die rund 500 Werke umfassenden Kunstsammlung gilt als beider "Baby".

Karl Schöndorfer / TOPPRESS

"Wow!": Unter diesem Titel bescherte Heidi Hortens Kunstsammlung dem Leopold Museum (LM) im vergangenen Jahr eine Rekordstatistik. Innert sieben Monaten waren rund 360.000 Besucher in die Schau gepilgert und adelten sie damit zur erfolgreichsten in der Geschichte des Hauses.

Hinter den Kulissen war noch während der Laufzeit spekuliert worden, ob im Anschluss an das temporäre Gastspiel wohl ein langfristiges zur Verhandlung stünde. Wenn schon nicht für alle 175 der damals gezeigten Kunstwerke, so zumindest für einige als Dauerleihgabe.

Eine Idee, die jetzt vom Tisch ist. Wie der Kurier Donnerstagabend öffentlich machte, wird die Milliardärin (Forbes 2019: 3,1 Mrd. Dollar) in der Wiener Innenstadt 2022 ein eigenes Museum eröffnen. Zu diesem Zwecke erwarb Horten das so genannte "Stöckl"-Gebäude im Hanuschhof, dem nun umfangreiche Umbauarbeiten bevorstehen.

Horten versus Batliner

Als Direktorin wird Agnes Husslein-Arco fungieren, die ihre Freundin seit den 1990er-Jahren bei den rund 500 Ankäufen beriet, die Hortens Domizile in New York, London, Kitzbühel oder am Wörthersee schmücken, das Penthouse in Wien nicht zu vergessen. Einige Werke hatte sie einst an das Belvedere verliehen. Als Hussleins Ära (2007-2016) dort endete, wurden die Leihgaben prompt abgezogen.

Mit März 2017 war die Ex-Direktorin in den Vorstand der LM-Privatstiftung berufen worden, kurz darauf lag das Konzept für die eingangs erwähnte und von Husslein kuratierte Schau vor. Erstmals gewährte Horten also Einblick in ihre Sammlung, deren Versicherungswert irgendwo zwischen 300 und 500 Millionen Euro liegen soll. Gerüchte über einen mit diesen Trophäen gespickten Showroom in der Wiener Innenstadt wollten nie verstummen.

Das Winterpalais

Die Rede war von Prinz Eugens ehemaligem Winterpalais, das dem Belvedere von 2013 bis 2017 als zusätzlicher Standort diente. Das Finanzministerium hatte als Eigentümer zusätzlich Zuschüsse von insgesamt 10,21 Millionen Euro gewährt. Eine vom Rechnungshof kritisierte Quersubventionierung des Belvedere, der Hansjörg Schelling (ÖVP) ein Ende bereitete. Seither finden im Palais diverse Veranstaltungen statt. Die Pläne für eine neuerliche Museumsnutzung zerschlugen sich, wie man jetzt weiß, endgültig.

Nun wird das Horten-Museum im "Stöckl" realisiert. Die Wahl des Standortes gegenüber der Albertina könnte man als strategisches Husarenstück werten: Auch aus praktischen Gründen, wenn es etwa um die Nutzung der Busparkplätze geht.

Ob es auf ein Match der Sammlungen Horten versus Batliner hinausläuft, wird sich weisen. Ob Agnes Husslein Seite an Seite mit Klaus-Albrecht Schröder zu tanzen gedenkt, ist nicht absehbar. Punkto Besucher könnten beide Museen profitieren.

Pikantes Detail am Rande: Auch Schröder hatte schon ein Auge auf das "Stöckl" geworfen, das einst das Staatsopernmuseum beherbergte. Dem STANDARD vorliegenden Informationen zufolge, sahen die im Herbst 2016 erwogenen Pläne drei Nutzungsvarianten vor: als Fotomuseum, für die zeitgenössische Zeichnungssammlung der Albertina oder für den internationale Teil der Sammlung Essl, da der österreichische künftig im Künstlerhaus gezeigt werde.

Schröders Urteil

Dem Vernehmen nach soll Thomas Drozda (SPÖ), als damals zuständiger Minister, bereits informiert gewesen sein und Interesse bekundet haben. Diese Erweiterung des Schröder-Imperiums sollte scheitern: Denn es fand sich kein Gönner, der 20 Millionen Euro zu investieren bereit war und der Albertina für weniger als den marktüblichen Betrag vermietet hätte.

Wie Schröder die Sammlung Horten beurteilt? Beim Gang durch die Ausstellung im Leopold Museum habe er "locker 25 außergewöhnliche Werke identifiziert", wie er dem Falter vergangenes Jahr in einem Interview verriet. Ob er Hortens Kunstwerke in der Albertina willkommen heißen würde, mochte er aus Höflichkeit nicht beantworten und die Sammlungen selbst nicht verglichen wissen. Nur so viel: Die Sammlung Batliner sei "wesentlich kunsthistorischer angelegt", jene von Horten "mehr an Einzelwerken orientiert".

Den Ausstellungstitel Wow! kommentierte er den Philosophen Friedrich Schlegel zitierend: Wenn Staunen das Wichtigste an einem Kunstwerk wäre, dann sei "Pardauz!" das beste ästhetische Urteil. (Olga Kronsteiner, 5.7.2019)