"Wenn Leute sagen, wir Lehrer hätten zu viel frei, habe ich gar kein schlechtes Gewissen. Ich denke mir: Jeder, der will, kann Lehrer werden. Außerdem ist das Unterrichten anstrengend. Wenn Eltern einen Tag in der Schule verbringen, sagen sie: Wie haltet ihr das aus?
Die Kinder brauchen extrem viel Aufmerksamkeit. Mir kommt vor, dass sie heutzutage zu mehr Eigenständigkeit erzogen werden. Das sind starke Charaktere, die für ihre Meinung eintreten. Das ist grundsätzlich gut, macht das Unterrichten aber anspruchsvoll. Denn es fällt vielen schwer, sich auch einmal zurückzunehmen. In meiner Klasse bin ich daher dauernd am Streitschlichten und dabei, Regeln einzufordern, und ich komme weniger dazu, Stoff zu vermitteln. Mittlerweile unterrichte ich wieder mehr frontal, sachlich und ruhig, weil ich das Gefühl habe, die Schüler brauchen das.
Was den Job noch anstrengend macht, sind die hohen Ansprüche von allen Seiten. Das Ministerium macht so viele Vorgaben, dass man Tag und Nacht arbeiten müsste, um sie zu erfüllen. Und die Eltern haben alle ihre eigenen Vorstellungen, wie Schule zu sein hat. Ich habe irgendwann eingesehen, dass man einfach nicht allen gerecht werden kann.
Kaum Lehrerstellen
Trotzdem mache ich meine Arbeit sehr gerne. Ich habe schon in der Schule diesen Berufswunsch geäußert und ihn auch weiterverfolgt. Allerdings mit Gegenwind. Ich habe 1995 maturiert, und das war eine Zeit, in der es in der Steiermark überhaupt keine Lehrerstellen gab.
Immer wieder hieß es: In den nächsten zehn Jahren bekommst du sicher keinen Job. Das hat mich geärgert. Ich wusste ja, dass ich nichts anderes machen will. Mir gefällt es, mit Kindern zu arbeiten. Diese Gewissheit hat mich während der Ausbildung getragen.
Danach war es aber tatsächlich schwierig, eine Stelle zu finden. Vorübergehend bin ich im Tagesheim einer Privatschule untergekommen. Da ich noch ungebunden war, habe ich mich für alle freien Stellen in der Steiermark beworben. Nach eineinhalb Jahren habe ich einen Job als Volksschullehrerin bekommen. Einige Schulwechsel später unterrichte ich nun an jener Schule, in die ich als Kind selbst auch gegangen bin.
Vor fünf Jahren war ich in Karenz. Mein Sohn ist jetzt acht, wir haben ihn adoptiert. Seit meiner Karenz arbeite ich Teilzeit, genauer gesagt 16 Stunden anstatt wie zuvor 22 Stunden, was eine volle Lehrverpflichtung wäre. Seitdem ich reduziert habe, mache ich die Arbeit noch viel lieber, weil ich mehr Zeit für die Vorbereitung habe, Dinge nicht schnell, schnell machen muss.
Derzeit verdiene ich netto 1955 Euro pro Monat. Das finde ich einen guten Verdienst für die reduzierte Stundenanzahl. Wobei mir der Familienbonus zugutekommt. Dadurch zahle ich weniger Lohnsteuer und habe pro Monat circa 150 Euro netto mehr auf dem Konto. Mir bringt das viel – auch wenn ich die Maßnahme politisch nicht unbedingt gutheiße, denn unserer Familie geht es ja nicht schlecht.
Meine Ausgaben
Mein Gehalt reicht mir sehr gut zum Leben. Meine Fixkosten sind niedrig. Mit meinem Mann und unserem Achtjährigen bewohne ich das ehemalige Haus meiner Großeltern auf dem Land. Wir haben es mit Erspartem und viel Eigenleistung umgebaut. Wir verdienen ausreichend, müssen keinen Kredit zurückzahlen: Das sehe ich als ein großes Privileg.
Pro Monat zahlen wir 60 Euro für Strom. Für Wasser und Heizung bezahlen wir nichts. Wir heizen mit Holz aus unserem eigenen Wald. Das Wasser beziehen wir aus der eigenen Quelle, wir sind nicht an die Ortswasserleitung angeschlossen. Weitere Fixkosten sind: Internet (23 Euro), Telefonie (18 Euro), Rauchfangkehrergebühren und Kanalgebühren (rund 50 Euro), Kirchenbeitrag (jährlich 200 Euro). Unser Kind ist an einem Nachmittag pro Woche in der Nachmittagsbetreuung. Dafür bezahlen wir 25 Euro pro Monat.
Am teuersten kommen uns wohl unsere Autos. Wir haben einen alten Renault Scénic und einen Mercedes Vito Bus, den wir zum Campen verwenden. Das Benzin, die Versicherung, die Reparaturen, all das kostet.
Wir gehen eher selten essen, sondern kochen lieber selbst. Was wir für Lebensmittel ausgeben, kann ich nicht genau sagen. Wir haben einen Garten, in dem wir Gemüse anbauen, zum Beispiel Kartoffeln und Kraut. Fleisch kaufen wir beim Bauern. Überhaupt versuchen wir, bewusst einzukaufen. Nicht nur bei Lebensmitteln, sondern auch bei Kleidung.
Außerdem lese ich gern, aber die Bücher borge ich mir in der Bücherei aus. Damit werde ich sicher auch in den Ferien viel Zeit verbringen. Wir wollen außerdem mit dem Bus nach Griechenland fahren. Ich werde auch daheim im Garten arbeiten, den Keller ausräumen, Gemüse und Obst einkochen – Dinge erledigen, zu denen ich während des Schuljahres nicht komme." (Gehaltsprotokoll: Lisa Breit, 5.7.2019)