Keine Berufsgruppe ist so gefährdet, an Burnout zu erkranken, wie die Lehrerinnen und Lehrer.

FOTO: APA/HANS PUNZ

Betrifft: Klausur nach Krise an der HTL Wels

Zwei Selbstmorde und zwei Selbstmordversuche hat es unter den Lehrkräften und Schülern innerhalb der letzten fünf Schuljahre an der HTL Wels gegeben. Ein Maturant hat das zum Anlass genommen, Kritik am Schulklima zu äußern. Außerdem beklagte er mangelndes Engagement und unbefriedigende Unterrichtsmethoden mancher Lehrkräfte. Er hat damit gewaltig viel Staub aufgewirbelt.

Der Direktor bezeichnet die Aussagen des Schülervertreters als übertrieben. Aber jedenfalls passen sie gut zu dem Bild, welches das Bildungssystem insgesamt bietet. Was Mobbing unter Schülern betrifft, gehört Österreich seit langem zu den Spitzenreitern. Die bisherigen Maßnahmen der Schulbehörden waren weitgehend wirkungslos, aber man macht trotzdem einfach so weiter. Keine andere Berufsgruppe ist so gefährdet, an Burnout zu erkranken, wie die Lehrerinnen und Lehrer. Dabei hängt der Erfolg eines Schulsystems in erster Linie von den Lehrkräften ab, wie John Hattie eindrucksvoll bewiesen hat. Die Pisa-Studien zeigen, dass die Ergebnisse der österreichischen Schule im internationalen Vergleich sehr enttäuschend sind.

Existenzielle Frage

Eine existenzielle Frage unserer Gesellschaft ist die Demokratiebildung. Experten weisen darauf hin, dass sie in Österreich nur miserabel funktioniert. Viel zu selten werden die Ergebnisse des Unterrichts evaluiert, um rechtzeitig notwendige Maßnahmen ergreifen zu können.

Es ist einiges faul im Bildungswesen. Eine grundlegende Neuorientierung wäre nötig. Aber das haben die Verantwortlichen offenbar nicht begriffen. Sie vergeuden ihre Zeit mit unnötigen Organisationsreformen; als wenn irgendetwas besser würde, wenn der Präsident des Landesschulrats jetzt Bildungsdirektor genannt wird. (Alois Floimayr, 5.7.2019)