Mit Sebastian Kurz haben die Türkisen einen eminent anmutigen Spitzenmann, der mit seiner Schönheit die Liebe des ganzen Landes entfacht.

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Wie überall spielt der Neid auch in der Politik eine Rolle. Diese Woche haben die Habenichtse unter den Parteien versucht, der ÖVP im Parlament eins auszuwischen, weil sie gerne selbst von der österreichischen Plutokratie so viel Geld hineingestopft bekämen wie ihre türkisen Kollegen. Schierer Neid, was sonst.

Die Volkspartei ist aber nicht nur auf dem Gebiet der finanziellen Zuwendungen gottgesegnet, sondern auch beim Humankapital. Mit Sebastian Kurz haben die Türkisen einen eminent anmutigen Spitzenmann, der mit seiner Schönheit die Liebe des ganzen Landes entfacht und sogar Publikumslieblinge wie Herbert Kickl oder Gottfried Waldhäusl alt aussehen lässt.

Kurz betört alle, Kurz bezirzt alle, Kurz bezaubert alle. Kaum erkundigt er sich nach dem Mittagessen bei den Muatterln im Altersheim, ob sie schon ordentlich angespeist sind, fallen die Österreicher umgehend in eine hypnotische Trance und träumen von dem Mörderorgasmus, der sie durchrütteln wird, wenn sie am 29. September in der Urne "ÖVP" ankreuzeln.

Gerecht ist das aus der Sicht der anderen Parteien natürlich nicht. Das unglaubliche Glück der Türkisen nährt Neidgefühle und hat das Potenzial, Missverständnisse zu provozieren. Denn der alte Volksglaube, dass schöne Politiker zwangsläufig schöne Politik machen, stimmt nicht immer: Es machen auch schiache Politiker schöne Politik und vice versa. Außen hui, innen pfui!

So gesehen wäre es an der Zeit, dass unsere Parlamentarier das "freie Spiel der Kräfte" nutzen, um die gesetzliche Basis für finanzielle und ästhetische Chancengleichheit im Wahlkampf herzustellen. Denkbar wäre eine Quotenregelung, wonach jedem schönen Kandidaten, jeder schönen Kandidatin nach dem Reißverschlussprinzip ein entsprechend schiacher folgen muss.

Gibt es für einen schiachen Listenplatz nur schöne Kandidaten, müssen sich diese bei einem geeigneten Hässlichkeitschirurgen Triefaugen oder eine Kartoffelnase anfertigen lassen oder sich einer Fetteinspritzung unterziehen. Zwanzig Kilo Kokosfett unter die Bauchdecke, und jeder Adonis sieht aus wie ein vietnamesisches Hängebauchschwein. Wahlchance bravourös gewahrt!

Mit diesem konstruktiven Vorschlag verabschiedet sich der Krisenkolumnist für ein paar Wochen in den Urlaub. Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern einen schönen Juli. (Christoph Winder, 6.7.2019)