Kümmert sich ums Heer: Oberbefehlshaber Alexander Van der Bellen.

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St. Johann in Tirol/Reith bei Kitzbühel/Wien – Angesichts der prekären finanziellen Lage des österreichischen Bundesheers drängt nun auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf eine deutliche Erhöhung der finanziellen Mittel für das Heer. Er werde in den nach der Nationalratswahl anstehenden Regierungsverhandlungen auf eine deutliche Budgetaufstockung pochen, sagte Van der Bellen vor Journalisten am Rande einer Heeresübung in Reith bei Kitzbühel.

"Problematik unterschätzt"

Bei den letzten Regierungsverhandlungen im Jahr 2017 habe er "diese Problematik unterschätzt", gab der Oberbefehlshaber zu. Er habe damit gerechnet, dass die Regierungsparteien ohnehin mehr Geld in das Bundesheer investieren würden.

Hinsichtlich des von SPÖ und FPÖ eingebrachten Entschließungsantrages im Nationalrat, der 2,6 Milliarden Euro zusätzlich für das Jahr 2020 vorsah, meinte Van der Bellen: "Das wird auch Zeit. Aber der Entschließungsantrag ist nicht einstimmig verabschiedet worden, das lässt mich wieder nachdenken, wie ernst es gemeint war."

Verteidigungsminister Thomas Starlinger betonte ebenfalls, dass im kommenden Jahr 2,6 Milliarden Euro zusätzlich notwendig seien. Die ursprünglich bis Ende 2022 vorgesehenen 3,7 Milliarden Euro müssten jedenfalls auch eingehalten werden, wobei sich inzwischen ja schon ein Rückstau gebildet habe. Diesen müsse man daher aufrechnen, sagte Starlinger am Rande der Militärübung.

150 LKW Soforthilfe

Zudem sprach sich der Minister dafür aus, dass bis zum Jahr 2030 die Ausgaben für Landesverteidigung schrittweise auf ein Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) steigen müssten. Für heuer bedürfe es einer Soforthilfe in Form einer Anschaffung von 150 Lkw. Ein entsprechender Vertrag soll im Herbst mit dem Finanzminister aufgesetzt werden. Die drastische finanzielle Lage des Bundesheeres verdeutlichte Starlinger in der Weise, dass für die Militärübung "Scheitelhöhe 2019" aus ganz Österreich Gerät zusammengekarrt habe werden müssen, um diese überhaupt durchführen zu können.

Auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zeigte sich angesichts der Finanzsituation des Heeres alarmiert. Die von Starlinger geforderten 2,6 Milliarden Euro für das Jahr 2020 hielt Platter gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" und der APA für durchaus realistisch, wenngleich er sich nicht auf eine konkrete Zahl festlegen wollte. Die Landeshauptleute würden jedenfalls eine deutliche finanzielle Aufstockung begrüßen und sich dafür einsetzen. Der Landeshauptmann sprach sich zudem ebenfalls für eine etappenweise Annäherung an ein Prozent des BIP für Landesverteidigung aus. "Es muss ein exakter Beschaffungsplan gemacht werden", erklärte Platter.

An der Übung "Scheitelhöhe 2019" nahmen rund 900 Soldaten teil. Es handelte sich um eine Übung unter Federführung des Militärkommandos Tirol in Kooperation mit Blaulichtorganisationen. Der Annahmefall der Übung war ein terroristischer Anschlag auf die Transalpine Ölleitung (TAL) im Bereich Osttirol und Kitzbühel. (APA, 5.7.2019)