Agnes Hussein wird Direktorin eines Museum von Heidi Horten.

Foto: Karl Schöndorfer TOPPRESS

Wer Agnes Husslein kennt, weiß um die große Kränkung, die mit ihrem Abgang als langjährige Direktorin des Belvedere Ende 2016 verknüpft war. All ihr Know-how, all ihre Leidenschaft hatte sie in dieses Haus gesteckt und damit dem Dornröschenschlaf entrissen. Quasi mit einem Fingerschnippen konnte sie Gönner mobilisieren, die nennenswerte Geldbeträge oder Kunstwerke spendierten.

Eine Grenzziehung zwischen Beruf und privat gehörte nicht zum Naturell der 1954 in Wien geborenen Enkelin des Malers Herbert Boeckl. Ihr Königreich, ihre Gesetze. Das bekamen alle Mitarbeiter der studierten Kunsthistorikerin über die Jahre teils unangenehm deutlich zu spüren, auch jene in Salzburg (Rupertinum, Museum der Moderne) und in Wien sowieso.

Für ein privat geführtes Imperium mochte das zulässig sein, nicht jedoch für öffentlich subventioniertes Bundesmuseum. Am Ende stolperte sie über Compliance-Richtlinien, gestand Verstöße ein und überwies die Wiedergutmachung: 30.000 Euro, in der Welt Hussleins ein läppischer Betrag.

Schnee von gestern

Die mit alledem verbundene Desavouierung, sowohl ihrer Person, aber vor allem ihrer Leistung, blieb ihr in dieser Vehemenz nie nachvollziehbar. Schnee von gestern. Nun wartet für die 65-Jährige eine neue Herausforderung. Ein Privatmuseum, das schon vor der geplanten Eröffnung 2022 ihre Handschrift trägt. Denn seit den 1990er-Jahren hatte Husslein Heidi Horten bei Kunstankäufen beraten.

Es war eine profitable Zweckgemeinschaft: Hier eine an Kunst interessierte Milliardärin, dort eine studierte Kunsthistorikerin und in der Szene bestens etablierte Kunstmanagerin. Der Karriere Hussleins, insbesondere in ihrer Zeit als Geschäftsführerin von Sotheby’s Österreich (1981–2000), waren Hortens Shoppingtouren durchaus förderlich. Eine vermögende Klientin, die schon einmal 34 Werke für 22 Millionen Dollar in einem Schwung ersteigerte. Sogar die New York Times berichtete über die mysteriöse Käuferin. Das hatte was.

Über die Jahre wuchs die Kollektion jedenfalls stetig, auch während Hussleins Zeit am Belvedere fanden regelmäßig Meetings in Wien statt. Die mittlerweile an die 500 Kunstwerke umfassende Sammlung gilt als gemeinsames Kind. Gerüchte über ein Museum gab es schon länger. Daran, dass Husslein diesem Reich als Königin vorstehen würde, zweifelte indes keiner. (Olga Kronsteiner, 5.7.2019)