Bei den Europawahlen schnitt die konservative ND auch bei jungen Wählern am besten ab.

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Wenn Alexis Tsipras am kommenden Sonntag bei den griechischen Parlamentswahlen als Premier abgewählt wird, dann werden auch die Jungwähler ihren Beitrag dazu liefern. Denn seine linksgerichtete Syriza-Partei hat einen guten Teil jener jungen Griechen, die ihm 2015 zweimal zum Sieg verholfen haben, seither verloren. Bei den Europawahlen stimmten 30,5 Prozent der 18- bis 24-Jährigen für die konservative Nea Dimokratia (ND), die als haushoher Favorit für den Sieg bei den Parlamentswahlen gilt. Das war kaum weniger, als die ND bei älteren Wählern erhielt.

Syriza dürfte auch durch eine niedrige Wahlbeteiligung unter Jungwählern geschwächt werden. Denn viele von ihnen sind enttäuscht, weil die Linkspartei viele ihrer Wahlversprechen nicht eingehalten hat.

40 Prozent Jugendarbeitslosigkeit

Trotz der leichten wirtschaftlichen Erholung ist die Jugendarbeitslosigkeit mit rund 40 Prozent immer noch dramatisch. Niedrige Löhne und hohe Steuern tragen zur Perspektivlosigkeit bei den jungen Griechen bei. Mit ihren geringen Einkommen können sich die meisten keine eigene Wohnung leisten, leben deshalb selbst noch als Erwachsene bei ihren Eltern. Und die Kürzung zukünftiger Pensionen lässt sie schon früh die Altersarmut fürchten. All diese Faktoren tragen zu einer wachsenden Frustration mit der Politik bei.

Eine Folge davon ist die hohe Auswanderungsrate. Seit Beginn der Krise 2010 haben laut "Handelsblatt" eine halbe Million Griechen das Land verlassen. Vor allem gut ausgebildete und hochqualifizierte Arbeitskräfte sehen in Griechenland keine Zukunft mehr. Der Brain Drain belastet die dortige Wirtschaft, denn es fehlt an qualifizierten Arbeitskräften. Und solange die Löhne nicht steigen, ist mit einer Rückkehr der Ausgewanderten nicht zu rechnen.

Die Abwanderung der Jugend verschärft die Überalterung der Gesellschaft. Es werden immer weniger Familien gegründet, die Geburtenrate ist mit 1,33 eine der niedrigsten in der EU. Manche erwarten sich eine Besserung mit einer Regierung unter Führung der ND. Doch dass all diese Probleme dann rasch gelöst werden können, glauben selbst viele derer jungen Anhänger nicht. (Marcos Tsitsopoulos, 6.7.2019)