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Die Forscher der University of Essex stellen dem Gesichtserkennungssystem der Metropolitan Police London kein gutes Zeugnis aus.

Foto: Reuters

Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch die österreichischen Behörden sich bei ihrer Arbeit auf Gesichtserkennung stützen werden. Ab Dezember will die Polizei ein System der Dresdner Firma Cognitec zum Einsatz bringen, wie kürzlich aus einer parlamentarischen Anfrage hervorging.

In Großbritannien wird die automatische Erfassung von Gesichtern schon länger getestet. Die Metropolitan Police in London nutzt "Neoface" vom japanischen Hersteller NEC. Mit einer Evaluierung des Systems hat man Wissenschaftler der University of Essex beauftragt. Diese stellen der Technologie nun ein ausgesprochen schlechtes Zeugnis aus und warnen, dass es möglich wäre, es deswegen gerichtlich zu Fall zu bringen, berichten Sky News und der Guardian.

Nur in acht von 42 Fällen richtig erkannt

Die Wissenschaftler haben die insgesamt zehn von der Polizei durchgeführten Testläufe evaluiert. Unter den tausenden erfassten Gesichtern meldete Neoface insgesamt 42 als "verdächtig". Dazu dient ein in Echtzeit durchgeführter Abgleich mit einer Datenbank von Personen, die von den Behörden gesucht werden.

Auf Basis der Alarme sollten schließlich Beamte feststellen, ob es sich tatsächlich um die Verdächtigen handelte. Jedoch handelte es sich nur bei acht der markierten Personen tatsächlich um die Leute auf der "Wanted"-Liste. In 30 Fällen handelte es um unbescholtene Bürger. Bei vier Personen konnte keine Feststellung durchgeführt werden, da sie in der Menschenmenge verschwanden, ehe sie von einem Polizisten konfrontiert werden konnten. Je nachdem, ob man die Gesamtzahl der Alarme oder nur jene mit erfolgreicher Feststellung heranzieht, ergibt sich daraus eine Fehlerquote von 79 bis 81 Prozent.

Veraltete Liste, falsche Daten

Weiters stellte sich heraus, dass die für den Testlauf verwendete Liste nicht mehr aktuell war. Daher wurden auch Leute aufgehalten, deren Fälle bereits erledigt oder gerade in gerichtlicher Bearbeitung waren. Und nicht bei jeder Person war klar, warum sie überhaupt auf der Liste gelandet war. Laut einem älteren Statement der Polizeiführung seien "massive Investitionen" notwendig, um auch dieses Systeme und Daten auf dem aktuellen Stand zu halten.

Was die Trefferrate angeht, beharrt die Metropolitan Police auf ihren eigenen Zahlen. Sie gleicht dafür die Anzahl fehlerhafter Erkennungen allerdings mit der Gesamtanzahl gescannter Gesichter ab und errechnet daraus eine Fehlerquote von nur 0,1 Prozent.

Gegner hoffen auf Durchbruch

Datenschützer gehen schon länger gegen die Gesichtserkennung vor und wollen verhindern, dass das System in den Vollbetrieb geht. Ein entsprechendes Gerichtsverfahren, angestrengt von Big Brother Watch, läuft. Obfrau Silkie Carlo sieht sich von den Untersuchungsergebnissen bestätigt. Ihrer Meinung nach dürfe es jetzt nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Polizei wieder von Gesichtserkennung abrückt. (gpi, 06.07.2019)