Wissen Sie schon, wem Sie bei der kommenden Nationalratswahl im September Ihre Stimme geben möchten? Die Entscheidung zwischen verschiedenen Politikertypen und den damit verbundenen Wert- und Weltbildern fällt oft nicht leicht. Der vorliegende assoziative Ansatz regt vielleicht zum Nachdenken über bestehende Standpunkte und Sichtweisen an und macht einem die sonst oft trockene und seriös anmutende Politthematik etwas lockerer. Eine kleine Anleitung zum politischen Glücklichsein.

Das Bildnis des Sebastian K.

"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze." In diesem Aphorismus von Oscar Wilde steckt ein gehöriges Quantum an Wahrheit. Gerade in Zusammenhang mit Politikerpersönlichkeiten, die über ein gesundes Maß an Eitelkeit verfügen. Eitelkeit ist an sich nichts Schlimmes, wird diese jedoch zum einzigen Lebensinhalt, dann ist das für ein qualitatives Wachstum und eine gereifte Entwicklung äußerst hinderlich. Ob man nun absolut ohne jegliche Selbstkritik in sich selbst verliebt ist oder ohne jede Kritik von seinen Anhängern bewundert wird – beide Facetten sind für die Genese eines Menschen und gerade eines Politikers nicht von Vorteil.

Der berühmte Schauspieler und Muse von Regielegende Luchino Visconti, Helmut Berger, hat in seinem Leben derartige vielschichtige Erfahrungen nicht nur in der Romanverfilmung "Das Bildnis des Dorian Gray" von Oscar Wild gemacht. Nahezu eine Ironie des Schicksals.

Film&Clips

Beim "Bildnis des Sebastian K." können einem auch Assoziationen zu Christian Grey, dem männlichen Protagonisten aus "Fifty Shades of Grey", kommen, aber dies ginge hier zu weit. In den kommenden Wochen des Wahlkampfes wird sich weisen, ob sich hinter der schönen Fassade auch eine tiefgründige Seele und Persönlichkeit verbirgt.

Eitel wie Sebastian Kurz ...
APA/ROBERT JÄGER

Die Pamela, die den Menschen Freude bringt

Der, von Mitbewerbern oft despektierlich und gezielt süffisant erwähnte erste Vorname Pamela Rendi-Wagners, "Joy", soll diese in ein gewisses abgehobenes Bobo-Eck drängen. Leider hat sich die SPÖ-Vorsitzende, möglicherweise motiviert durch derartige Abwertungen, von ihrem ersten Vornamen und dem verbundenen Hintergrund distanziert. Auch wenn es nur Teile der eigenen Vergangenheit sind, die man vielleicht gerne lieber ablegen würde, um nicht das böse Wort verdrängen zu verwenden, so ist dies für die individuelle Entwicklung niemals gut.

Die Eltern von Rendi-Wagner haben sich als mutmaßlich hippie-affine Vertreter der 68iger-Generation wahrscheinlich etwas gedacht, als sie ihr den Namen "Joy", also "Freude", gegeben haben. Dieser Name hat im Kontext der damaligen Aufbruch- und Freiheitsbewegung einen tieferen Sinn. Der ehrenvolle Träger beziehungsweise die Trägerin soll der Welt Freude bringen und somit etwas Positives für die Gemeinschaft und die Mitmenschen beitragen. Vielleicht sollte sich Joy Pamela ihrer Wurzeln zurückbesinnen und den positiv-kreativen Schwung der damaligen Blumenkinder zu Herzen nehmen, anstatt sich zu viel mit dem "Lieben Sebastian" auseinanderzusetzen. Sachlich-analytische Brillanz ist eine wichtige Fähigkeit als Ärztin, aber gepaart mit emotional-intelligenter Eleganz wäre das Profil unschlagbar.

Norbert, der Techniker der Macht

Stets bemüht höflich, freundlich und zuvorkommend zu sein, kommt beim Wähler gut an. Auf Dauer ist es aber sehr schwer die Kontrolle und die Haltung zu bewahren. Gerade in einem aufgeheizten Wahlkampf. Spannend werden die TV-Konfrontationen zwischen den beiden Typologien Hofer und Kurz werden, denn beide wollen Souveränität und Gelassenheit ausstrahlen. Wer von beiden als erster aus der Rolle fällt, hängt sowohl von Ausdauer als auch von Erfahrung ab. Diese hat der passionierte Flieger in seinem Leben nach einem schweren Unfall und einem endlosen Präsidentenwahlkampfmarathon oft unter Beweis gestellt. Ob die Puste für den nächsten aufreibenden Wahlkampf ausreicht, werden wir sehen. Fest steht, der Techniker unter den Spitzenkandidaten ist nicht zu unterschätzen.

Werner Beinhart

Die steirische Eiche der Grünen, Werner Kogler, hat nahezu im Alleingang seine einst so schlagkräftige Ökobewegung wieder auf die Politbühne gehievt. Der bodenständige Volkswirt hat das lange Zeit Unmögliche geschafft. Der Ibiza-Skandal und die wiedererwachte Relevanz des Klimawandels spielten ihm in die Karten. Übt er sich weiter in natürlicher Zurückhaltung, kann am Wahlabend ein grünes Wunder passieren. Wie im STANDARD-Interview richtig von ihm selbst analysiert: "am Boden bleiben, und: Demut ist angebracht."

Beate geht voran

Viele kennen vielleicht noch den Moment, als ein sichtlich gerührter Jörg Haider mit Zittern in der Stimme und einem "Susanne geh Du voran", Susanne Riess die Parteiführung der FPÖ übergab. Ganz so emotionsgeschwängert ging es bei den Neos nicht zu, als Beate Meinl-Reisinger den Parteivorsitz von Matthias Strolz übernahm. Die eloquente Wienerin hat die Zügel fest im Griff und lässt keine Zweifel aufkommen, wer hier der neue Boss ist. Den Neos könnte mit ihr an der Spitze eine neue Transformation bis hin zur Regierungsbeteiligung bevorstehen. Offen bleibt nur, ob der alte und möglicherweise neue Kanzler Kurz mit ihr harmoniert.

... oder bossy wie Beate Meinl-Reisinger?
APA/HANS PUNZ

Liste Jetzt für ein Ave Maria

Maria Stern steht vor einer wahren Herkulesaufgabe: Die vielseitige Schriftstellerin, Singer-Songwriterin wird all ihre Fähigkeiten in Zusammenarbeit mit Peter Pilz in die Waagschale werfen müssen, will sie mit ihrer Bewegung neben den Grünen eine Chance haben und erneut in den Nationalrat einziehen. Die begabte Politsongwriterin darf nur ja nicht das politische Lied vom Tod anstimmen. Dann können ihr weder Peter Pilz noch Charles Bronson helfen. (Daniel Witzeling, 15.7.2019)

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