Den Chefs und Chefinnen geht es trotz der Belastung recht gut, wie sie sagen. Und sieht das umgekehrt aus? Immerhin sieben von zehn befragten Beschäftigten sind mit dem Führungsstil ihrer Vorgesetzten zufrieden.

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Linz – In Österreichs Chefetagen gibt es verhältnismäßig wenige Frauen, Migranten und Junge. Zwei Drittel der 418.000 Führungskräfte hierzulande sind Männer, mehr als die Hälfte ist über 45 Jahre alt. Nur elf Prozent der Führungskräfte haben Migrationshintergrund.

Typisch für die, die es geschafft haben, ist: Sie sind gut gebildet (rund 60 Prozent der Führungskräfte haben Matura oder Studienabschluss), arbeiten viel und lang, stöhnen unter Zeit- und Arbeitsdruck und tun sich manchmal schwer dabei, harte Entscheidungen treffen zu müssen. Dafür werden sie mit überdurchschnittlich hohen Einkommen entschädigt. Auch hier gibt es eine Kluft zwischen männlich und weiblich: Während männliche Chefs durchschnittlich etwas mehr als 2.500 Euro netto pro Monat verdienen, bekommen Frauen in Führungspositionen nur knapp 2.000 Euro netto bezahlt.

Kaum Veränderungen

Das Sozialforschungsinstitut Sora hat die repräsentative Befragung im Auftrag der Arbeiterkammer durchgeführt. In den vergangenen zehn Jahren hat sich in den Führungsebenen aber wenig verändert. "Insgesamt verfestigt sich das Bild der 'klassischen Führungskraft' in Österreich als männlich, ohne Migrationshintergrund, älter und mit höherem Bildungsabschluss", sagte Sora-Wissenschafter Daniel Schönherr am Montag bei der Präsentation der Umfrageergebnisse. Die Aufstiegschancen seien immer noch "sehr ungleich verteilt".

Kinder zeigen sich auch in dieser Erhebung als Karrierebremse: Sechs von zehn Führungskräften haben keinen Nachwuchs. Fast 80 Prozent machen zumindest gelegentlich Überstunden. "Sie sind in hohem Ausmaß durch lange Arbeitszeiten belastet, die oftmals nur schwer mit privaten Verpflichtungen wie etwa der Kinderbetreuung vereinbar sind. Das versperrt insbesondere Frauen oftmals den Weg in die Führungsetagen", sagt AK-Präsident Johann Kalliauer.

Zufriedenheit trotz Zeitdrucks

Mehr als die Hälfte der Führungskräfte klagt über Zeitdruck. 37 Prozent erleben ständigen Arbeitsdruck ohne Zeit zum Verschnaufen. Jeweils rund ein Drittel berichtet von wechselnden Arbeitsabläufen, technischen und organisatorischen Veränderungen, seelisch belastender Arbeit sowie Unterbrechungen der Freizeit. Trotz der hohen Anforderungen und Belastungen im Beruf erzielen Führungskräfte aber im Arbeitsklimaindex einen Wert von 114 Punkten – sechs Punkte mehr als Beschäftigte ohne Führungsaufgaben. Besonders zufrieden sind sie mit dem Einkommen, ihren Karrierechancen und ihrem sozialen Status.

Und wie geht es den Beschäftigten mit ihren Chefinnen und Chefs? Sieben von zehn sind mit dem Führungsstil ihrer Vorgesetzten zufrieden. Dieser Anteil ist seit der Jahrtausendwende unverändert geblieben. In kleinen und mittleren Betrieben ist die Zufriedenheit höher ist als in Großbetrieben mit mehr als 500 Mitarbeitern. Besonders gering ist die Zufriedenheit mit dem Führungsstil bei Leihpersonal und freien Dienstnehmern beziehungsweise Beschäftigten mit einer Befristung. Insbesondere Letztere möchten viel eher den Beruf oder die Firma wechseln oder würden erst gar nicht mehr im Unternehmen zu arbeiten beginnen. (red, 8.7.2019)