Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt: Bipolare Störungen sind für Betroffene eine stimmungstechnische Achterbahn.

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Einer bis zu drei von 100 Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer bipolaren Störung. Patienten mit einer solchen Erkrankung leiden unter manischen und depressiven Phasen, die sich abwechseln. Manische Episoden sind durch eine der Situation unangemessene und dadurch auffällig gehobene oder gereizte Stimmung gekennzeichnet. Depressive Phasen hingegen sind von depressiver Stimmung, Interesselosigkeit und Antriebsminderung geprägt.

Bei der Erkrankung werden verschiedene Schweregrade und Verläufe unterschieden. Patienten leiden oft unter schwerwiegenden psychosozialen Beeinträchtigungen. So ist beispielsweise eine vorübergehende oder dauerhafte Arbeitsunfähigkeit bis hin zur Frühpension mit durchschnittlich 42 Jahren eine Erkrankungsfolge. Die meisten erkranken im frühen Erwachsenenalter und müssen lebenslang mit wiederkehrenden Phasen von schweren Depressionen und Manien leben.

Neue Leitlinie

Mit der Veröffentlichung der S3-Leitlinie zur "Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen" unter der Projektleitung von Michael Bauer, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Fakultät der TU Dresden soll die Behandlung von PatientInnnen mit bipolarer Störung zukünftig maßgeblich verbessert werden.

Die so genannte trialogische aktive Beteiligung von Betroffenen, Angehörigen und Behandlern steht für Gleichberechtigung und eine Kommunikation auf Augenhöhe, und stärkt die Selbstbestimmung von Patienten und deren Angehörigen. Ziel ist es, im Sinne einer erfolgreichen Therapie auch Angehörige so einzubeziehen, dass sich individuelle und familiäre Ressourcen besser nutzen lassen.

Die aktualisierte Leitlinie schafft damit die Grundlage, die Versorgung von Patienten mit bipolaren Störungen nachhaltig zu verbessern. Zudem liegt das Hauptaugenmerk der S3-Leitlinie auf der Prävention von bipolaren Störungen sowie deren Früherkennung. Um Betroffene im jungen Erwachsenenalter besser versorgen zu können.

Suizid abwehren

Die weitaus bedrohlichere Erkrankungsfolge ist der krankheitsbedingte Suizid. Zirka zehn bis 15 Prozent der Patienten mit einer bipolaren Störung nehmen sich das Leben. Der Einbezug von Angehörigen in den Behandlungsprozess von Betroffenen ist unabdinglich, denn sie müssen mit ihnen den Alltag bewältigen und Rückfällen vorbeugen, in dem sie einen geregelten Tagesablauf ermöglichen.

So müssen die Angehörigen beispielsweise lernen Frühwarnzeichen der Erkrankung zu erkennen, um rechtzeitig Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten zu können. Für die Angehörigen ist oftmals der Leidensdruck in Zeiten der Manie sehr groß, weshalb sie lernen müssen, mit der Krankheit der Betroffenen umzugehen. Hierfür ist eine professionelle Unterstützung nötig. Denn nur wenn es gelingt, die Behandlung gleichberechtigt zu planen und durchzuführen, indem Angehörige möglichst selbstverständlich integriert werden, lassen sich individuelle und familiäre Ressourcen besser nutzen. (red, 8.7.2019)