Manchmal muss man wirklich noch mal nachlesen, ob man eine Nachricht eh nicht falsch verstanden hat. So geschehen bei der Ankündigung von Innenminister Horst Seehofer (CSU), Deutschland werde 40 aus dem Mittelmeer gerettete Flüchtlinge aufnehmen – "im Geiste der europäischen Solidarität".

Mit Italiens Innenminister Matteo Salvini, der seine Häfen nicht öffnet, ist er auch nicht zufrieden. Dessen Kurs wird aber von VP-Chef Sebastian Kurz unterstützt.

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer sprach beim CSU-Kongress zur Flüchtlingspolitik.
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Man glaubt es kaum: Vor einem Jahr noch hatten die drei Herren die "Achse der Willigen" ausgerufen, um gegen die aus ihrer Sicht laxe Flüchtlingspolitik der deutschen Kanzlerin Angela Merkel vorzugehen. Und Seehofer freute sich im Juli 2018 auch, dass ausgerechnet an seinem 69. Geburtstag 69 Afghanen abgeschoben wurden.

Man kennt ja so einige seiner Kehrtwenden, Seehofer wird in Bayern nicht umsonst "Drehhofer" genannt. Überrascht über diesen Sinneswandel ist man doch. Ist "der Horst" altersmilde geworden? Wohl kaum. Möglicherweise hatte er das EU-Wahlergebnis der AfD im Blick. Diese blieb trotz ihrer Kritik an der Asylpolitik unter ihren Erwartungen.

Er erinnert sich sicher auch an das schlechte Abschneiden der CSU bei der Bayern-Wahl im Herbst 2018. Bei dieser wurde die CSU auch für ihre harten Worte und ihren Kampf gegen Merkel abgestraft. Auf jeden Fall: Neue "Solidarität" ist zu begrüßen. (Birgit Baumann, 8.7.2019)