Trummer flog in Andorra förmlich den Berg hinunter. Platz sieben wurde es am Ende.

Foto: Rick Schubert

Kommt aus dem Lächeln derzeit gar nicht mehr heraus – David Trummer, Österreichs schnellster Downhiller.

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Die Bedingungen in Vallnord waren "brutal", wie der Steirer sagt.

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Innsbruck/Vallnord – Die staubige Hölle von Vallnord forderte ihren Tribut. Beim vierten Stopp des Downhill-Weltcups am vergangenen Wochenende in Andorra sorgte das extrem steile Gelände gepaart mit dem tiefen, losen Untergrund für zahlreiche Stürze. Aaron Gwins Pechsträhne fand ihre Fortsetzung. Der US-Amerikaner musste nach einem harten Abgang im letzten Training das Rennen auslassen und wird nun wegen lädierter Schultern in Les Gets ebenfalls nicht an den Start gehen. Auch Troy Brosnan küsste höchst unsanft einen Baum, konnte aber trotzdem starten und belegte Platz drei. Die Spitzenplätze gingen einmal mehr an die Franzosen – Loïc Bruni triumphierte bereits zum dritten Mal, sein "kleiner Bruder" Loris Vergier landete auf dem zweiten Rang.

Das beliebte Raw-Format vermittelt am besten, wie wild der Ritt in Vallnord war. Bei Minute 5:24 ist David Trummer zu sehen, der hörbar Spaß auf der Strecke hat.
Vital MTB

Doch die große Sensation des Wochenendes war der Österreicher David Trummer. Nach einem großartigen fünften Platz im Qualifying am Freitag bestätigte der Steirer seine Topform im Rennen am Samstag. Am Ende wurde es Platz sieben, nur knapp sieben Sekunden hinter dem Sieger "Superbruni". Trummer ließ große Namen wie Minaar, Thirion oder Moir hinter sich. "Ich fühle mich sehr gut, aber ich muss das alles erst realisieren", erzählte er dem STANDARD am Montag.

Troy Brosnan hat in Andorra sein Herz für Bäume entdeckt und gleich einen umarmt. Er fuhr kurze Zeit später auf Rang drei!

Vom Hügelland auf die steilsten Strecken

Viel Zeit bleibt ihm dafür nicht, denn am kommenden Wochenende steht schon der fünfte Weltcup in Les Gets, Frankreich, an. Und die Strecke dürfte Trummer wieder liegen. Denn auch Les Gets ist steil und technisch, ähnlich wie Vallnord. Wenn man bedenkt, dass seine Hometrails im südoststeirischen Hügelland um seine Heimat Gnas liegen, verwundert diese Präferenz fürs Ruppige ein wenig. "Wir haben zwar nur Hügel daheim, aber meine Trainingsstrecke hinterm Haus ist auch ziemlich steil", erklärt er den vermeintlichen Widerspruch. Auch am Schöckl bei Graz sei er gern und oft unterwegs.

Aaron Gwins Seuchensaison 2019: Nach diesem Crash mit einem Baum musste er den Start in Vallnord und auch Les Gets absagen.

Dass unglaubliches Talent ihn ihm steckt, bewies Trummer erstmals 2011, als er Vizeweltmeister bei den Junioren wurde. In Champéry, also auch nicht gerade auf der flachsten aller Strecken. Seither sammelte er fleißig Rennerfahrung. Drei Staatsmeistertitel stehen bereits zu Buche, auch aktuell fährt er mit dem rot-weiß-roten Ärmel. Im Weltcup ließ er 2016 bereit mit zwei Top-20-Platzierungen aufhorchen. Aber erst heuer scheint ihm so richtig der Knopf aufgegangen zu sein.

2019 ging Trummer der Knopf auf

Ob das am neuen Team – seit 2019 fährt er für den deutschen Racing-Dudes-Rennstall –, dem neuen Bike oder neuem Training liegt? "Es ist wohl eine Mischung aus allen Faktoren", glaubt Trummer. Er fühle sich am 29-Zoll-YT-Tues "so gut wie nie zuvor", sagt er: "Das ist ein wichtiger mentaler Faktor. Auf diesem Level sind es die Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen, um ganz vorne mitzufahren." Auch sein Training habe er komplett umgestellt im Winter.

Dass er es als faktischer Privatier schafft, mit den Stars um die Topplatzierungen zu kämpfen, ist bemerkenswert. Die sechs Fahrer, die am Wochenende vor ihm lagen, reisen allesamt mit einem ganzen Betreuertross von Weltcup zu Weltcup. Trummers Teamkollegen treten aber nicht im Weltcup an, sondern konzentrieren sich auf die europäischen Bewerbe. Das heißt für ihn, dass er zusammen mit seinem Mechaniker alleine reist: "Die 1.700 Kilometer nach Andorra bin ich selbst mit dem Auto gefahren." Das österreichische Crosscountry-Team gewährte ihm freundlicherweise Unterschlupf in seinem Zelt, damit er zumindest einen überdachten Platz zur Verfügung hatte.

Podium in greifbarer Nähe

Beim Telefonat mit dem STANDARD am Montag war Trummer bereits in Les Gets angekommen. "Ich bin grade mit dem Radl raufgefahren, um mir die Strecke anzusehen", erzählte er. Und er ist zuversichtlich: "Denn es ist sehr steil." Es wird garantiert ein stimmungsvolles Rennen, denn die Franzosen dominieren auch heuer wieder den Weltcup, und jeder ihrer Topfahrer will natürlich daheim gewinnen. Auch wenn Trummer das Wort Podium lieber vermeidet, wenn es um seinen Anspruch fürs kommende Wochenende geht, so räumt er doch ein: "Gehört habe ich das nun schon öfter, aber ich fühle mich im Grunde wie vorher."

Er will es entspannt angehen und das Selbstvertrauen aus Andorra mitnehmen. Schließlich kommen noch weitere Stopps, die ihm liegen könnten. Vor allem Val di Sole Anfang August, und natürlich will er auch bei der WM in Kanada am 1. September aufzeigen. Der bisherige Saisonverlauf spricht jedenfalls für den Steirer. Nach dem 15. Platz in Maribor verbesserte er sich in Fort William auf den 14. Rang. Allein beim Heimweltcup in Leogang lief es nicht nach Wunsch – nur Platz 58. Wobei der schnelle, Bikepark-ähnliche Salzburger Kurs eben nicht Trummers Vorlieben entspricht. Aktuell liegt er auf dem 16. Weltcup-Gesamtrang.

Höll siegte erneut bei Juniorinnen

Neben Trummer ließ am vergangenen Wochenende auch Nachwuchsstar Valentina Höll wieder ihre Klasse aufblitzen. Sie holte sich in gewohnt beeindruckender Manier den nächsten Weltcup-Sieg bei den Juniorinnen. Gut möglich, dass Österreich im kommenden Jahr also bei den Elite-Männern und -Frauen – Höll wird dann bei den Erwachsenen starten – um Podien mitfährt. Bei den Elite-Damen siegte in Andorra Rachel Atherton (GBR) vor Marine Cabirou (FRA) und Tracey Hannah (AUS), die trotz Sturzes noch den dritten Rang belegte. (Steffen Arora, 9.7.2019)