Zuckerhaltige Getränke tragen zur Entstehung von Übergewicht und Typ 2 Diabetes bei. Möglicherweise spielen sie auch bei der Krebsentstehung eine Rolle

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Softdrinks und Fruchtsäfte sind besonders im Sommer beliebte Durstlöscher. Dass sich der übermäßige Konsum der zuckerhaltigen Getränke als Übergewicht bemerkbar machen kann, ist bekannt. Der Grund: Die hochkalorischen Getränke erzeugen kein Sättigungsgefühl. Adipositas kann die Folge sein.

Es gilt als gesichert, dass Adipositas ein Risikofaktor in der Entstehung verschiedener Krebsarten ist. Eine französische Studie liefert nun Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen den flüssigen Dickmachern und einem erhöhten Krebsrisiko.

Erhöhtes Risiko

Die Studie wurde von Wissenschaftern des Zentrums für Epidemiologie und Statistik (Cress) der Universität Paris IV (Sorbonne) durchgeführt. Die Ergebnisse beziehen sich auf 101.257 französische Probanden, die über einen Zeitraum von neun Jahren regelmäßig Onlinebefragungen zu ihrem Ernährungsverhalten und ihrer Gesundheit beantwortet haben.

Die tägliche Aufnahme an zuckerhaltigen Getränken wurde ebenso erhoben. Hierzu wurden sowohl Softdrinks mit zugesetztem Zucker als auch natursüße Getränke wie etwa Fruchtsäfte gezählt. Im Durchschnitt war die Aufnahme süßer Getränke bei Männern höher als bei Frauen.

Im nächsten Schritt wurde die tägliche Aufnahme der Getränke mit der Häufigkeit an Krebserkrankungen unter den Studienteilnehmern verglichen. Hier zeigte sich, dass bereits die Aufnahme von 100 Millilitern zuckerhaltige Getränke mehr pro Tag das generelle Krebsrisiko um 18 Prozent und das Brustkrebsrisiko um 22 Prozent ansteigen ließ.

Zucker als Übeltäter

Auch wenn die Gruppe der Getränke mit zugesetztem Zucker und jene der Fruchtsäfte getrennt betrachtet wurden, zeigte sich in beiden Fällen ein erhöhtes generelles Krebsrisiko.

Eine mögliche Erklärung für diese Ergebnisse könnte der Einfluss des Zuckers auf das viszerale Fett sein. Das ist jenes Körperfett, das sich vor allem am Bauch und um die Organe herum ablagert. Ein hoher Anteil an viszeralem Fett wird mit einer Reihe von Erkrankungen in Verbindung gebracht und mit einem erhöhten Krebsrisiko assoziiert.

Das Gleiche gilt für einen chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel durch zu viel Zucker. Dieser erhöht das Risiko für die Entstehung von Diabetes Typ 2 und in weiterer Folge auch das Brustkrebsrisiko. Eine hohe Zuckeraufnahme geht zudem mit der gesteigerten Produktion von Entzündungsfaktoren einher, die ihrerseits mit der Krebsentstehung im Zusammenhang stehen.

Keine klare Aussage

Die Autoren betonen allerdings, dass diese Ergebnisse nicht überinterpretiert werden sollten, bis weiterführende Forschung durchgeführt wurde. Andere chemische Bestandteile und Stoffe in Softdrinks oder Pestizide, die in Fruchtsäften enthalten sind, könnten ebenso ein Rolle in der Krebsentwicklung spielen, schreiben die Autoren.

Da es sich bei dieser Publikation um eine reine Beobachtungsstudie handelt, kann keine Dosis-Wirkung-Beziehung aufgezeigt werden. Es lässt sich lediglich ein Zusammenhang feststellen, der als Hypothese für weitere Forschungen dienen kann. Möglicherweise sind andere Lebensstilfaktoren für das erhöhte Krebsrisiko von Softdrink-Konsumenten verantwortlich.

Trotz des fehlenden Kausalzusammenhangs geben die Autoren eine Empfehlung ab: "Diese Daten unterstreichen die Relevanz der bereits existierenden Ernährungsrichtlinien zur Reduktion des Konsums von zuckerhaltigen Getränken als auch von politischen Maßnahmen wie etwa der Besteuerung und Einschränkung der Vermarktung von zuckerhaltigen Getränken, da diese möglicherweise zur Reduktion der Krebsentstehung beitragen könnten", ergänzen die Autoren (red, 11.7.2019)