Wohnen ist in Berlin ein heißes Thema. Denn der Zuzug hält an. Dafür werden aber viel zu wenige Wohnungen gebaut. Das treibt die Mieten in die Höhe. Und weil Wohnen in Berlin ein so lukratives Geschäft geworden ist, sind auch ausländische Investoren auf die Stadt aufmerksam geworden. Mit Mietern gehen einige dieser Konzerne nicht immer ganz zimperlich um. Sie versuchen ihnen Mieterhöhungen aufzudrängen oder sie zum Auszug zu bewegen.

Gegen diese Praxis gehen die Menschen immer öfter auf die Straße. Ein Hotspot ist die Karl-Marx-Allee, wo sich in den letzten Monaten Mieter gegen den Verkauf ihrer Wohnhäuser an den Immobilienkonzern Deutsche Wohnen – teilweise erfolgreich – gewehrt haben. An vielen Häusern hängen Plakate mit eindeutigen Botschaften an die Investoren.

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Aber es geht auch drastischer: Die Bürgerinitiative "Deutsche Wohnen & Co enteignen" wünscht sich einen Volksentscheid über die Vergesellschaftung von Immobilienkonzernen, die mehr als 3.000 Wohnungen in Berlin besitzen. Dafür wurden seit April 77.000 Unterschriften gesammelt, die vor knapp einem Monat dem Senat übergeben wurden.

Dass es aber tatsächlich zur geforderten – und von vielen Experten kritisierten – Vergesellschaftung der Konzerne kommt, ist fraglich. In einem zweiten Schritt sind noch einmal sehr viel mehr Unterschriften zu sammeln, nämlich 180.000.

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Vorübergehend enteignet wurde, wie berichtet, vor kurzem tatsächlich ein Berliner Hausbesitzer, der sein leerstehendes Mietshaus in Steglitz-Zehlendorf verkommen ließ. Sein Haus soll nun einem Treuhänder übergeben werden, der das Haus sanieren lässt. Die Kosten wird der Eigentümer tragen müssen.

Um die steigenden Mieten einzubremsen, wurde vor wenigen Wochen ein Mietendeckel für Berlin beschlossen. Auf fünf Jahre sollen die Mieten von nichtpreisgebundenen Wohnungen nun eingefroren bleiben. Ausgenommen sind Neubauten bei der Erstvermietung und der soziale Wohnbau. Das Gesetz soll im Jänner in Kraft treten und rückwirkend gelten, um Mieterhöhungen in letzter Minute zu verhindern.

Auch Mietobergrenzen sind vorgesehen, zur Höhe dieser Obergrenze ist aber noch nichts bekannt.

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Nicht nur leistbare Wohnungen sind in Berlin mittlerweile knapp, sondern auch leistbare Ateliers für Künstler: Im Künstlerhaus Treptow-Ateliers im Stadtteil Treptow leisten derzeit 30 Künstler Widerstand gegen ihre Kündigung. Bis September müssen sie das Gebäude verlassen. Ursprünglich wollte der Hausbesitzer das Gebäude abreißen lassen, nun soll es saniert und aufgestockt werden.

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Geplant sind eine Kita mit Plätzen für 70 Kinder, 24 Familienwohnungen zur Miete und 25 Ateliers. Den Mietern fehlen Übergangslösungen und Sicherheit, beklagen sie in Medienberichten.

Sie haben im Rahmen der Installation "Demolition 2019" vor den Treptow-Ateliers nun eine Art Friedhof errichtet (siehe Foto). Damit wolle man Aufmerksamkeit dafür erzeugen, was in Berlin gerade passiert: "Hier geht etwas verloren." (red, 12.7.2019)

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